laut.de-Kritik
Indierock-Abenteuer zwischen Noise-Pop und Trip Hop.
Review von Kai ButterweckManche Bands lassen sich nicht so richtig greifen, wickeln den Hörer aber dennoch spielend leicht um den Finger. Archive fallen in diese Kategorie. Das britische Klang-Kollektiv, das gerne mit wechselnden Vokalisten arbeitet, setzt sich keine Grenzen. Zwischen den musikalischen Eckpfeilern Trip Hop, Prog-Rock und Avantgarde-Pop hin und her hüpfend, fangen die Mannen aus London zudem immer wieder pulsierende Sound-Anekdoten anderer Branchen mit ein.
So auch auf ihrem neuen Studioalbum "Restriction": Erstmals servieren die Briten eine Ansammlung von Songs, die individuell für sich stehen und keinerlei bewussten Bezug zueinander haben. Um so stärker beeindruckt, dass sich das Gesamtpaket am Ende als eines der in sich stimmigsten des bisherigen Band-Katalogs präsentiert.
Aufgeteilt in zwei fundamentale, sich immer wieder abwechselnde Sound-Blöcke, stellt das neueste Werk der Insulaner so manch selbst gesetztes Ausrufezeichen der Vergangenheit problemlos in den Schatten.
Der impulsive, mitunter fast schon punkig angehauchte Part des Albums schickt mit dem fulminanten Opener "Feel It", dem verzwirbelten Indierock-Abenteuer "Ruination" und dem anschließenden Noise-Pop-meets-Hinterhof-Trip Hopper "Crushed" gleich drei Kandidaten für den Titel "Song des Jahres" ins Rennen.
Nicht minder große Spuren hinterlässt der getragene, in sich gekehrte und mit viel Mystik und Atmosphäre gespickte ruhige Teil. Hier glänzen vor allem die vier Stimmen der Mikrofon-Verantwortlichen Pollard Berrier, Dave Pen, Maria Q und Holly Martin. Aber auch der Background überzeugt. Mit sanften Piano-Spielereien ("Third Water Storm"), wabernden Synthie-Wellen ("Half Built Houses", "Black And Blue") und dramatisch inszenierten Score-Flächen ("Ladders") setzen Archive die ersten Atmo-Maßstäbe des Jahres.
Zwischen ungewohnt Eingängigem wird aber natürlich auch wieder viel experimentiert, was dem Werk durchgehend Frische verleiht. Diese zaubert Freunden unkonventioneller Klänge für die Dauer von gut 56 Minuten ein Dauergrinsen ins Gesicht. Wer mehr will, drückt nach dem letzten gespielten Noise-Akkord des finalen "Ladders" ganz einfach die Repeat-Taste – so wie ich.
6 Kommentare mit 5 Antworten
ich mag die eigentlich. zumindest fuck u habe ich damals pervers gefeiert. aber der anfang der rezi liest sich, als ob das album vermehrt östrogen freisetzt
Lass Dich nicht in die Irre leiten - es wird höchstens Testosteron freigesetzt... Fuck u bleibt natürlich unerreicht!
Ohja, das ist in der Tat ein sehr großartiges Album geworden.
Fast so gut wie Controlling Crowds!
Das erste Album seit genau einem Album, das ich wieder von vorne bis hinten durch hören kann. Ohne zu skippen. Archive tun das, was man sich von den modernen Epigonen von Pink Floyd erwartet. Nicht mehr, nicht weniger. Ich persönlich liebe es! Gutes Album.
Geiles Album. Kommt deutlich besser als "With Us Until You’re Dead".
Dieser Kommentar wurde vor 9 Jahren durch den Autor entfernt.
Glaube ich eher nicht. Die war für mich eine runde Sache mit ein paar tollen Tracks wie Damaged und Silently.
"Kid Corner" und "Black & Blue" - Auf jeden Fall keine Durchhänger oder Lückenfüller auf dem Album!
Wann bringen Portishead eigentlich mal wieder ein Album raus? Oder lassen die sich wieder 10 Jahre Zeit
Ich befürchte es...
Ich weiß nicht so recht. Die Tracks, in die ich reingehört habe, klangen schon etwas zu solide. Aber wenn ihr es sagt, lass ich den Stream mal durchlaufen.