laut.de-Kritik
Peter Bucks Gitarre erinnert an beste R.E.M.-Zeiten.
Review von Sven KabelitzNeben ihren Alben gehört die resolute Trennung zum Besten, was R.E.M. je machten. Zu keinem Zeitpunkt kam in Frage, dass sie sich je wieder für eine halbgare Comeback-Tour wiedervereinigen. Sie bleiben ein abgeschlossenes Kapitel, eine Legende, an der sich die vielen Wiedergänger ein Beispiel nehmen könnten.
Das Problem: Während Michael Stipe und Mike Mills zur Ruhe kamen und alle paar Jahre mal durch die Gegend tingeln, um einen weiteren Re-Release zu promoten, wirkt Peter Buck wie der Verlierer in der Geschichte. Ihm scheint das Leben des großen Rockstars am meisten zu fehlen. Unkoordiniert stolpert er von einem Projekt zum nächsten. Da muss es ihm wie eine Befreiung vorgekommen sein, als er Ende 2017 in Mexiko über Joseph Arthur stolperte und die beiden spontan auf die Idee kamen, ein Album aufzunehmen.
Arthur startete einst als vielversprechender Singer/Songwriter, doch in den letzten zwanzig Jahren, in denen er es auf vierundzwanzig Veröffentlichungen brachte, wurde es zunehmend ruhig um ihn. Anfang des Jahrtausends spielte er mehrfach im R.E.M-Vorprogramm, während Buck schon auf einigen seiner Alben zu hören war.
Beflügelt von der Idee, zusammen zu arbeiten, fanden das Songwriting und die Aufnahmen zu "Arthur Buck" in wenigen Tagen statt. Sämtliche Instrumente übernahmen die beiden Hauptakteure, Jospeh Arthur die Produktion. Nur auf "American Century" kam Morgan James für ein paar Backing Vocals vorbei.
Damit wären wir schon bei einem der beiden Hauptprobleme des Longplayers. Für eine EP ausreichend, hätte ein wenig mehr Zeit dem Album sicher nicht geschadet. Nach einem gelungenen Start beginnt es ab der Mitte gewaltig zu knarzen.
Doch zu Beginn steht Bucks Akustikgitarre in "I Am The Moment", die direkt zurück in die besten R.E.M.-Zeiten trägt. Die ersten fünfzehn Sekunden stecken voller Hoffnung. Doch gleich darauf zieht der zweite Schwachpunkt der Zusammenarbeit seine Aufmerksamkeit auf sich: Jospeh Arthurs Manie, alles mit Klangspielereien und Synthesizerexperimenten zuzustopfen. Diese wirken in diesem an sich wirklich gelungenen Songs durchgehend fehl platziert.
Um das Bild zu vollenden, kommen schrecklich anstaubte Drumloops und Rythmusmaschinen hinzu. Mit einem echten Schlagzeuger hätte "Arthur Buck" so viel schöner und lebendiger geklungen.
Im ersten Drittel zeigt sich Bucks Einfluss auf das Songwriting am deutlichsten. Mit den Alternative-Songs "Are You Electrified?" und "Forever Waiting" sowie dem Blues-Rocker "The Wanderer" finden sich hier auch die ausdefiniertesten Songs. Stücke, die zeigen, in welche Richtung "Arthur Buck" mit etwas mehr Zeit hätte gehen können.
Doch mit zunehmender Spieldauer taucht der Gitarrist immer mehr ab und Jospeh Arthur übernimmt die Hauptrolle. Ohne greifende Ideen fallen die Tracks wie "Before Your Love Is Gone" unter ihrem erdrückenden Klanggewand zusammen. Unterdrückt von unzähligen Blups, Brrrzts, Flöt und Blops rockt sich "American Century" irgendwo ins nirgendwo. Das ausgerechnet der Abschluss mit "Can't Make It Without You", der nur auf Gitarre und Gesang setzt und der auf sämtlichen Nippes verzichtet, zu den Highlights gehört, spricht Bände.
So pendelt "Arthur Buck" zwischen schönen Momenten, dem gelungenen Versuch, diese durch unnötigen Firlefanz zu zerstören und nichtssagenden Stücken. Mit mehr Fokussierung wäre bei einem möglichen Nachfolger jedoch weitaus mehr drin. Peter Buck wäre ein neues Zuhause zu wünschen.
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