laut.de-Kritik

Gotthilf Fischer würde vor Scham erblassen.

Review von

Wie in deutschen Wohnzimmern zur Vorweihnachtszeit auf keinen Fall der Adventskalender fehlen darf, sind in den USA weihnachtliche Klänge aus der Stereoanlage unerlässlich. Besonders bevorzugt: die großen Diven des Musikgeschäfts wie Whitney Houston, Mariah Carey oder Toni Braxton. Auch Ashanti will sich nun mit 'ihrem' Christmas einen festen Platz am offenen Kamin sichern.

Bereits mit dem ersten Song "Christmas Time Again" weist sie nachdrücklich auf die Zeit der Besinnung hin, indem sie den Refrain so oft wiederholt, dass er einem aus den Ohren wieder raustrieft. Als ob man alle Türchen des Adventskalenders schon vor dem 1. Advent öffnet und die ganze Billigschokolade auf einmal vernichtet. Da hilft es auch nicht, dass Ashanti einen Schwank aus ihrer Jugend erzählt, wie sie mit ihrem Cousin das erste Mal Weihnachtsplätzchen gebacken hat.

Ähnlich abgedroschen kommt "This Christmas" mit seinen äußerst synthetisch klingenden Glöckchen daher. Klischees, wie das sich unterm Mistelzweig küssende Paar und das knisternde Kaminfeuer dürfen natürlich nicht fehlen. Auch "Sharing Christmas" fügt sich nahtlos in die Reihe der musikalisch nichtssagenden Songs ein. Das einzig Gute: Es lehrt den deutschen Zuhörer, dass es bei Familie Ashanti Truthahn zu Weihnachten gibt.

Selbstverständlich finden sich auf der CD auch einige 'Klassiker' der Weihnachtsmusik. Allen voran "Silent Night", das allerdings viel zu kurz kommt. Immer häufiger an Glühweinbuden deutscher Weihnachtsmärkte werden "Winter Wonderland" und "We Wish You A Merry Christmas" mitgeträllert. Allerdings fehlt es auch diesen Songs an der nötigen Hingabe und Nostalgie. Man hat das Gefühl, dass Produzent Irv Gotti ganz tief im Popkonserven-Archiv gewühlt hat, um möglichst schnell ein paar Lieder auf CD zu bannen. Schade eigentlich.

Auf der gesamten Platte gibt es gerade mal zwei Stücke, die tatsächlich Vorfreude auf Weihnachten wecken. In "The Christmas Song" betört Ashanti mit ihrer zuckersüße Stimme, begleitet von einem Klavier - zum Dahinschmelzen ... "Hey Santa" swingt dagegen erfrischend durch den Schnee. Ashanti setzt hier all ihren Charme ein und versucht, den guten alten Santa mit "Chocolate Kisses" zu erobern.

Ashanti und Produzent Gotti versuchen leider nicht einmal, den Anschein zu erwecken, dass ihnen Qualität bei dieser Platte wichtiger ist, als der Kommerz. Langweilig und lieblos werden die meisten der Lieder dahin gesungen. Da greift man lieber auf die Fischer-Chöre der elterlichen Plattensammlung zurück.

Trackliste

  1. 1. Christmas Time Again
  2. 2. The Christmas Song
  3. 3. Hey Santa
  4. 4. This Christmas
  5. 5. Sharing Christmas
  6. 6. Silent Night
  7. 7. Joy To The World
  8. 8. Winter Wonderland
  9. 9. Time Of Year
  10. 10. We Wish You A Merry Christmas

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