laut.de-Kritik

Schrubbt einem schön den Neokortex.

Review von

Baby Woodrose? Klingt irgendwie niedlich. So wie ein kleines zartes Blümchen am Wegesrand, das geduldig darauf wartet sanft gepflückt und der Liebsten überreicht zu werden. Aber Vorsicht - nicht dass die Holde vom süßen Pflänzlein nascht und sich unversehens in ein schwer halluzinierendes Psychedelicrockmonstrum verwandelt.

Denn die Hawaiianische Holzrose (= Baby Woodrose) hat es in sich und ist für ihre psychoaktiven Samen bekannt, die Hawaiian Babies genannt werden. Sie enthalten den Wirkstoff Ergin (Lysergsäureamid, LSA), der dem Lysergsäurediethylamid (LSD) ähnlich ist und psychedelisch wirkt. Ähnlich verhält es sich mit der nach dem Wunderkraut benannten dänischen Rockkapelle, die uns hier mit ihrem sechsten Longplayer beglückt: es wirkt psychedelisch.

Im musikalischen Schattenreich der internationalen Beatkeller irgendwo zwischen Monster Magnet und Bevis Frond hin und her oszillierend, legt Lorenzo Woodrose gleich beim Opener "Fortune Teller" los, dass es eine wahr Freude ist - Groovy Psychedelicrock at its best. Das folgende "Take It" schlägt in dieselbe Kerbe, während "Open Up Your Heart" sowie das mit Mundharmonika aufgepeppte "Emily" etwas weniger Garagenrock und mehr 60s-Folk-Pop in sich tragen.

Bis dahin ein recht furioser Auftakt. Die eingeschlagene musikalische Marschroute wird auch im folgenden - von leichten Variationen abgesehen - beibehalten. Allerdings verliert die psychedelische Bimmelbahn im Laufe der zweiten Hälfte des Albums so ein wenig an Fahrt. Mit "Changes Everywhere" bieten Baby Woodrose uns noch einen formidablen Psychpopsong und "No Mas" entpuppt sich als angenehm dreckiger Garagenrockfeger.

Das letzte Viertel der Scheibe steht dann leider allzu sehr im Zeichen des Räucherstäbchens. Hall, Waber, Gefiedel, Seufz. Psychedelisch? Ja schon, aber irgendwie auch halbgar. Immerhin wurden die Stücke sinnvoller weise an das Ende der Platte gerückt, so dass jeder selbst entscheiden kann, ob er die sanfteren und verschwurbelteren Töne als soften Ausklang das Hörerlebnisses nutzt - oder eben gleich noch einmal zurück skipt und sich vom Fortuneteller ordentlich den Neokortex schrubben lässt.

Trackliste

  1. 1. Fortune Teller
  2. 2. Take It
  3. 3. Open Up Your Heart
  4. 4. Emily
  5. 5. Laughing Stock
  6. 6. Countdown To Breakdown
  7. 7. Changes Everywhere
  8. 8. Hollow Grove
  9. 9. No Mas
  10. 10. Mikita
  11. 11. Scorpio
  12. 12. Secret Of The Twisted Flower

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LAUT.DE-PORTRÄT Baby Woodrose

Wertkonservatismus muss nicht immer Übles verheißen. Die seit 2009 vom Drei- zum Viergespann erweiterten Psychedelicrocker haben ihren Sound eben gefunden.

1 Kommentar

  • Vor 15 Jahren

    oh mann bands die sich na drogen benennen sind soooooooo nervig a la "whuuuu wir nehmen drogen, um inspration für unsre musik zu bekommen und müssen das auch jedem auf die nase drücken weil wir so ultra alternativ sind und nur missverstanden werden" :boring:

    aber hey das soll kein urteil über die mucke sein, vielleicht isse ja wirklich gut ;)