23. Oktober 2012

"Mir ist scheißegal, was gerade politisch korrekt ist!"

Interview geführt von

Dass die hessischen Version von David Bowie auf dem Namen Heinz Schenk hört, ist allgemein bekannt. Demnach dürfte es sich bei Badesalz um den zweigeteilten hessischen Iggy Pop handeln. Zum Release der "Bindannda"-DVD sprechen wir mit dem bekennenden Eintracht Frankfurt-Fan Henni Nachtsheim über die Entwicklung der deutschen Comedy, Unheilig, Political Correctness, Drogen und Handkäs.Wie gehts dem Auge?

Das Auge heilt. Ich hatte ziemlich Pech. Ich hatte erst eine Netzhautablösung gehabt, die sehr spät bemerkt wurde. Dementsprechend war es eine komplizierte OP. In zweiter Instanz kommt dann irgendwann der graue Star. Das ist normalerweise für Leute, die etwas älter sind als ich. Das wurde jetzt auch operiert. Es heilt gut und ich bin insgesamt guter Dinge. Das mussten wir publizieren, weil wir ein paar Auftritte verschieben mussten. Das war natürlich ein bisschen kompliziert. Aber die Leute haben toll und sehr verständnisvoll reagiert. Wir haben es hinbekommen.

Wahrscheinlich hast du es mitbekommen: Badesalz ist ja seit Mitte des Jahres verboten. [Eine Droge mit dem psychoaktiv wirksamen Hauptbestandteil Mephedron, kursiert unter den Namen M-CAT, Meow, MMC Hammer - oder eben 'Badesalz'. D. Red.]

Das haben wir natürlich ausgiebigst mitbekommen, weil jeder dritte Badesalzfan uns einen dieser Onlineartikel geschickt hat, wo Leute durch Badesalz verrückt geworden sind und irgendwelche schlimmen Dinge gemacht haben. Ich hätte nicht gedacht, dass so ein harmloser Badezusatz wie Badesalz irgendwann mal so in die Schlagzeilen gerät. Ich wusste auch nicht, dass da diese Stoffe drin sind. Manchmal lernt man nicht aus.

Wie habt ihr es trotz des Verbotes geschafft, die "Bindannda"-DVD heraus zu bringen?

Wir haben versucht, sie an diesem Rauschmittelgesetz vorbei zu schleusen. Wir konnten die Behörden überzeugen, dass unsere Dinger doch irgendwie schräg sind, aber nichts mit Drogen zu tun haben und auch keine extrem verbotenen Substanzen enthalten.

Die DVD hätte jetzt schon bei mir sein sollen, aber die Post hat nicht mitgespielt. Deswegen kann ich jetzt leider nicht so drauf eingehen, wie ich wollte. Vielleicht magst du mir kurz ein Bild davon geben, was uns erwartet?

Generell bevorzugen wir schon seit acht Jahren oder etwas länger die Comedytheaterform. Das haben wir auch in diesem Stück jetzt gemacht. Wir haben uns vorher unterhalten, was für ein Stück das werden soll. In den Stücken die wir vorher hatten, gab es auch immer zwei Hauptfiguren, aber es war ziemlich schnell klar, die kennen sich schon länger. Die beiden Typen, die ein Musikgeschäft betreiben oder die zusammen eine Nummer auf einem Betriebsfest spielen sollen. Wir wollten diesmal eine Geschichte von zwei Männern erzählen, die sich bis dato, in dem Moment, wo das Publikum zuschaut, nicht kannten und jetzt erst durch irgendeinen Zufall zusammen und miteinander klar kommen müssen. Da haben wir erstmal ein wenig herumgerätselt wie das funktionieren kann.

Da fiel uns die Geschichte ein, dass einer einen Paragleitflug von seiner Frau geschenkt bekommen hat. Der Paragleitschirm verhakt sich. Aus einem Flug von einer Viertelstunde werden sieben Stunden. Dann landet er in der Pampa, hat kein Handynetz und muss feststellen, dass er nicht alleine ist, sondern dass da noch ein verrückter Aussteiger ist. Er weiß, er kommt da erstmal nicht weg, und die beiden müssen miteinander klar kommen. Das war die Aufgabenstellung für uns beide, das Programm zu schreiben. Dann hat jeder erstmal überlegt, was in so einer Situation passieren könnte. Was für Dialoge entstehen da. Wie begegnen die sich beim allerersten Mal. Das hat total Spaß gemacht, da man sich da in eine neue Situation reinfühlt. Das hat uns auch als Autoren unheimlich gereizt.

Dann gibt es in dem Programm eine Art Entwicklung. Irgendwann taut der etwas biedere Leichtmetalldosenfabrikant, den ich spiele, auf. Auch wenn er immer denkt, dass der andere tierisch einen an der Erbse hat, verliert er so ein bisschen die Angst. Irgendwann entwickeln sie auch Dinge zusammen. Dann gibt es die Situation, in der die beiden zusammen trinken und in der Abenddämmerung sitzen und sich eigenartiges Zeug erzählen. Klar, das ist jetzt kein Shakespeare und kein tiefgreifendes Theater, das alles ist natürlich Comedy. Es ist aber auf jeden Fall tief genug, dass man die Entwicklung, das Sich-kennen-lernen, das Annähern zwischen den beiden mitbekommt. Wir haben das Gefühl, dass die Zuschauer das gerade bei uns als Duo zu schätzen wussten. Bei der Tour hatten wir da unheimlich viel Zuspruch.

Bei euch ist eine Entwicklung zu sehen. Ihr seid weg von der CD-Masche, hin zum Comedytheater. Bei anderen Mitstreitern in der Comedysparte habe ich das Gefühl, dass sie an einer Stelle hängen bleiben.

Da muss man, glaube ich, immer recht differenziert drauf gucken. Jemand, den ich schätze, ist zum Beispiel Dieter Nuhr. Das ist ein sehr schlauer Mensch, finde ich. Der hat eine bestimmte Erzählform. Eine ruhige, sehr tiefgreifende, schwarze Art, in der er eben auch schwierige Themen aufgreift. Der kann von mir aus auch die nächsten zehn Jahre seine Programme so bauen. Bei ihm geht es vor allem um die Inhalte.

Wenn Leute thematisch aber keine Weiterentwicklung, sondern immer die gleiche Form haben, dann wird das natürlich irgendwann langweilig. Dann sagt man, hey, jetzt wäre es mal schön wenn die mal von der Form, geistig wie inhaltlich, einen Schritt nach vorne machen würden. Ich glaube, da trennt sich dann im Laufe der Zeit ein wenig die Spreu vom Weizen. Das Publikum hat es, glaube ich, ganz gerne, dass derjenige, dem sie da zugucken oder zuhören, sich Gedanken macht. Wenn das zu wenig ist, zu flach oder zu blöd wird, dürfte derjenige auch merken, dass das Publikum und der Zuspruch weniger werden. Das glaube ich schon.

Von außen betrachtet kommt es einem manchmal so vor, als bewege sich sehr wenig in der Szene. 2009 wurde Bülent Ceylan als bester Newcomer ausgezeichnet, obwohl er zu dem Zeitpunkt schon seit Jahren aktiv war. Man sieht ein paar große Namen immer wieder, aber es scheint schwer für junge Künstler, nachzukommen.

Es ist nicht so, dass der Markt für immer von den Gleichen besetzt ist. Vor allem die Leute, die den Markt mitbestimmen, sprich Plattenfirmen, Fernsehen, Produktionsfirmen und so was, sind ja interessiert, dass neue Leute kommen. Das Problem ist, dass es so wenig interessante neue Leute gibt. Zumindest die, die man so mitbekommt, die nach oben gespült werden. Die man bei Nachwuchswettbewerben oder Castings entdecken kann. Von daher ist die Szene im Moment ein bisschen wie die Bundesligatabelle, da geb' ich dir schon recht. Da ist eine Hand voll Leute die sie seit Jahren dominieren. Der Bülent ist jetzt durch die Fernsehsendung und Liveverkäufe in die Top Five aufgestiegen, aber ansonsten bleiben ein Mario Barth, eine Cindy aus Marzahn, Atze Schröder und so. Da passiert im Moment nicht so viel, aber ich kann dir nicht eindeutig beantworten, woran das liegt.

Aber wenn ein guter neuer Typ kommt, der was zu erzählen hat, der sich unterscheidet, dann wird das schon gemocht. Die Türen sind nicht zu für solche Leute. Vielleicht gibt es im Moment nicht so viel guten Nachwuchs? Ich habe keine Ahnung. Es gibt zum Beispiel einen jungen Comedian, der heißt Emil Ferrari, den haben wir auch in unserer Comedy Tower-Sendung präsentiert, den halte ich für überdurchschnittlich talentiert. Vor allem, weil er unglaublich authentisch ist, weil er wirklich von sich erzählt, aus seinem Alter. Er redet nicht wie so ein alter Hase über Themen, die er als Siebzehnjähriger noch gar nicht kennen kann. Der hat zum Beispiel eine reelle Chance, groß zu werden.

"Ich bin keine Eiskunstlaufmama."

Es setzt sich zunehmend eine irgendwie unreflektierte Art der Political Correctness durch. Eure alte Nummer mit Anthony Sabini dürfte heute schwer zu vermitteln sein. Allein bei dem Wort 'Neger' gäbe es einen riesen Aufschrei, obwohl es dazu dient, die andere Seite zu entblößen.

Ich geb' dir komplett recht. Eigentlich ist das ja ein kritischer Sketch, der politisch ja auch korrekt ist. Weil wir uns ja eigentlich über die Arschlöcher lustig machen, die Rassisten. Aber als wir diesen Sketch als Bonusmaterial für eine der letzten DVDs haben wollten, saß beim ZDF jemand, der den freigeben musste. Er guckte sich das an und sagte, er könne ihn nicht freigeben, weil er rassistisch sei. Da mussten wir diesem Typen erst einmal mühsam erklären, dass das nicht rassistisch war, sondern dass wir Rassisten dargestellt haben. Das ist ein riesen Unterschied.

Wenn uns heute etwas einfallen würde und wir würden heute wieder jemand darstellen, der sagen würde "Ah, der Neger", was weiß ich, dann würden wir das machen. Wenn wir das nicht machen, dann nicht, weil wir Angst vor der Reaktion haben, sondern weil es für uns im Moment keinen Bedarf gibt. Aber wenn wir wieder Lust haben, Rassisten oder Arschlöcher so darzustellen, wie sie sind, dann würden wir auch das Risiko eingehen, dass uns der ein oder andere nicht versteht.

Aber schon komisch, dass sich die Wahrnehmung in den letzten zwanzig Jahren so verschoben hat.

Ja, aber wir dürfen uns da nicht zu sehr beirren lassen. In England gibt es ja eine riesen Comedyszene und wenn du so etwas wie "Little Britain" nimmst, geht es da ja auch alles andere als immer korrekt zu. Die machen sich ja noch viel mehr über solche Bereiche lustig als wir es je gemacht haben. Trotzdem wird es toleriert, weil man die wahre Absicht erkennt. Ich kann nur für uns reden. Wir dürfen darauf gar nicht achten. Wenn wir Arschlöcher spielen oder darstellen, werden wir das auch in Zukunft so tun, dass es authentisch ist. Was wir bei Anthony Sabini erzählen, habe ich ja eins zu eins miterlebt. Das ist ja nicht einmal ausgedacht gewesen.

Ja, das kenne ich noch allzu gut aus meiner Zeit im Waldstadion.

Das ist ja heute noch so. Das ist ja so ein latentes Ding. Fast in jeder Mannschaft spielen farbige Spieler, und die werden dann von den Fans dieses Teams vergöttert. Aber sobald ein farbiger Spieler der gegnerischen Mannschaft gefährlich wird, gibt es doch wieder rassistische Beleidigungen. Das ist ein schmaler Grat und teilweise ziemlich unangenehm. Ich will mich nicht wiederholen, aber ich kürze es mal ab: Mir ist scheißegal, was jetzt gerade genau als politisch korrekt oder nicht betrachtet wird. Wenn es so erzählt werden muss, muss es so erzählt werden.

Zuletzt hast du zwei Solo-Platten aufgenommen. Wie wichtig ist dir die Musik im Vergleich zum Comedyteil bei Badesalz? Wobei dort ja immer ein wenig Musik mitspielt, aber ganz anders als diese zwei Platten, die ja eher wieder in Richtung deiner frühen Sachen gehen.

Da Gerd und ich kreative Menschen sind, das darf man nach der langen Zeit schon mal in den Mund nehmen, spielt für mich Musik auch eine Rolle. Ich habe meine Bandzeit immer ein bisschen vermisst. Nicht die Monotones direkt, weil das ja sehr arbeitsintensiv war und ich mich dann für Badesalz entschieden habe, aber ich mochte es auch schon früher immer, mit Ali Neander Stücke zu entwickeln, Texte zu schreiben und mir über Gesangsmelodien Gedanken zu machen. Musik ist sehr befreiend und emotional ein ganz anderes Element als Sprache. Deswegen habe ich dann irgendwann "Es wird Zeiten geben" gemacht und das Glück, mit 105music auch ein Label zu finden, die das sofort gut fanden. Um so bedauerlicher, dass es dann aber nicht so funktioniert hat. Wir haben kein Airplay bekommen, im Radio ist es überhaupt nicht gelaufen. Dementsprechend ist das gescheitert und wir haben das zweite Album nicht mehr zusammen gemacht, was ich auch verstanden habe.

Ich hatte dann aber irgendwann trotzdem Bock, noch ein zweites Album zu machen, und habe eine wunderbare Band, mit der ich gelegentlich spiele. Im Spätsommer oder Herbst 2013 wollen wir noch mal intensiv spielen und eine Clubtour in einer etwas perkussiveren Version machen. Mir bedeutet die Musik als Ausdrucksform wahnsinnig viel. Jetzt gar nicht mit dem großen Anspruch, dass wir Tausende von Platten verkaufen. Das wird auch nicht passieren. Ich habe begriffen, dass das Thema nicht ganz einfach zu vermitteln ist. Die Badesalz-Fans kaufen nicht automatisch alles, was wir sonst noch machen. Eher im Gegenteil. Wenn die nicht gerade wissen, dass ich schon früher Sänger war, sagen die: Was muss der jetzt auch noch singen?

Auf "Es wird Zeiten geben" war ja das Stück "Hey Moses Hey!", in dem du dich als Rapper bei Moses Pelham beworben hast. Dein Sohn hat es ja jetzt ins Rap-Genre geschafft.

Ja, er ist jetzt relativ weit mit Rockstah. Er arbeitet an seinem neuen Album und schreibt seit zwei Wochen fleißig Texte und Stücke. Dafür hat er sich gerade in Holland zurückgezogen, was ich sehr vernünftig finde. Er scheint gut voran zu kommen. Ich finde sehr gut, wie er das macht, finde, dass er eine eigene Note gefunden hat. Darüber bin ich froh und auch ein bisschen stolz als Papa, das ist ja klar.

Er erzählt mir ab und zu was oder spielt mir neue Stücke vor, aber ich bin wirklich überhaupt nicht in diesen Prozess eingebunden. Wir tauschen uns ab und zu aus, was jeder macht, und das gefällt mir gut. Dass er so eigenständig arbeitet und da auch niemanden braucht. Er hat ja seine Jungs, mit denen er die Stücke entwickelt. Das ist ja ein Team. Aber ansonsten ist er autonom. Ich bin keine Eiskunstlaufmama und er ist kein eiskunstlaufendes Mädchen, das die Mama braucht, sondern ein sehr eigenständiger Künstler.

Wirst du eigentlich neidisch bei dem Erfolg, den Gerd als Graf von Unheilig einheimst?

Total! Ich hab Unheilig immer im Fernsehen gesehen und dachte immer: Ich kenn' den Typ irgendwoher. Der erinnert mich an jemanden, aber ich kam nicht drauf. Und irgendwann, abends, so beim Appelwein, kommt gerade wieder Unheilig, da sach' ich: Des is doch de Gerd! Des gibts doch ned. Die Sau hat mir das nie erzählt! Räumt da ab, verkauft Millionen von Platten und wenn wir telefonieren, kein Wort davon. Ich hab' mich nur gewundert, dass er mittendrin mal keine Zeit hatte. Da ist er immer als Unheilig aufgetreten, hat Tourneen gespielt, hat Videos gedreht und ist so erfolgreich und hat mir niemals was davon erzählt. Na klar bin ich total neidisch drauf. Aber jetzt sag' ich dir ganz ehrlich: Ich hab' ihm auch nie gesagt, dass meine zweite Identität Brad Pitt ist, ich ganz viele Filme gedreht habe und auch sehr erfolgreich bin.

"Aber wozu hat man Kokain?"

Anfang der Neunziger habt ihr den Charterfolg gemeinsam mit den Singles "I Still Haven't Found What I'm Looking For" und "Black And White" gekostet. Wie war das Leben als Rockstar? Groupies? Drogen?

Das Problem war immer, dass ich in meinem Vorgarten über die Groupies klettern musste. Irgendwann habe ich mir dann diese Armee von Bodyguards angeschafft und gesagt: Tragt die mal bitte raus, damit ich wenigstens bis zur Haustür komme. Man ist dann natürlich bei den ganzen vielen Frauen übernächtigt, aber wozu hat man Kokain? Es ging dann schon irgendwie.

Ihr seid jetzt mit Badesalz gut dreißig Jahre dabei. Was meinst du, wie lange es noch weiter geht? Habt ihr nach "Bindannda" schon Pläne?

Was wir ganz richtig machen: Wir hetzen nicht von einem Programm zum nächsten. Zwischen dem letzten Auftritt eines Programms und der Premiere eines neuen lassen wir wirklich mal ein Dreivierteljahr verstreichen. Dieses Mal wird es sogar über ein Jahr sein, wir werden erst 2014 wieder spielen. Dann haben wir einfach auch mal Zeit, Luft zu holen, uns in aller Ruhe Gedanken über ein neues Programm zu machen. Damit haben wir schon angefangen. Es gibt schon eine wunderbare Idee, die uns gut gefällt. Aber jetzt spielt Gerd erstmal sein neues Soloprogramm. Ich schreibe jetzt gerade ein Buch und arbeite an einem Hörbuch, und dann gehe ich im Mai mit Rick Kavanian und dem Keyboarder meiner Band einen Monat auf Tour. Danach werde ich mich mit Gerd zusammen setzen und wir schreiben das neue Programm.

Ich mag diese Vorgehensweise. Dass man sich mittendrin Zeit lässt. Angst, dass uns die Ideen ausgehen, habe ich eigentlich nicht. Solange wir Lust verspüren, sollten wir es machen. Wenn der erste von uns beiden überhaupt keine Lust mehr hat auf Badesalz, warum auch immer, dann müssen wir aufhören. Wir dürfen nicht weitermachen, nur weil man weitermacht oder weil es das Erfolgreichste ist, was wir haben. Es muss immer noch mit der richtigen Haltung und Überzeugung verbunden sein. Dann kann man das ewig machen.

Wir haben jetzt den achten Spieltag der Bundesliga hinter uns. Eintracht Frankfurt steht überraschend auf dem zweiten Tabellenplatz. Wo landet sie am Ende der Saison 2012/2013?

Da scheiden sich die Geister. Noch sammeln wir Punkte gegen den Abstieg. Aber es ist ja so: Wir Hessen sagen nach außen: Die sollen ja nur nicht absteigen. Nebenbei ertappen wir uns aber, wie wir im Reisebüro anrufen und sagen: Pass mal auf, kannst du mal gucken, was nächstes Jahr so rein theoretisch ein Flug nach Madrid an einem Dienstagabend kostet? Deswegen kann ich dir diese Frage nicht eindeutig beantworten. Der Realist sagt: Wir werden mit dem Abstieg hoffentlich nichts zu tun haben. Der größenwahnsinnige Anteil sagt: Außer Bayern, Dortmund und vielleicht noch Hannover und Schalke ist ja keiner besser.

Auf eurer neu eingerichteten Facebook-Seite, habt ihr ein Rezept für einen optimal eingelegten Handkäs in Aussicht gestellt. Wie sieht das aus?

Wir sind noch ein bisschen am Sammeln. Wobei ich ja nur in Klammern geschrieben habe, dass wir so wichtige Dinge klären werden, wie zum Beispiel man einen Handkäs einlegt. Aber sofort ging es los, dass die ersten kommentiert und das Thema aufgegriffen haben. Das war lustig und hat eine Eigendynamik bekommen. Ich werde noch ein bisschen abwarten. Wenn ich wirklich das Gefühl habe, zuverlässige Aussagen von mehreren kompetenten Handkäs-Einlegern zu haben, dann werde ich das posten.

Weitere kulinarische Tipps für das nichthessische Ausland, in dem ich gelandet bin?

Der Handkäs ist für viele Dinge geeignet. Man kann ihn mit Essig und Öl oder eingelegt mit Zwiebel essen. Gestern Abend habe ich ihn in einem Bürgerhaus, in dem ich mir die Vorstellung von Olli Dittrich angeguckt habe, in Sauerrahm gelegt gegessen. Das hat auch sehr gut geschmeckt. Man kann aber Handkäs nicht nur essen. Man kann ihn auch anderweitig benutzen, zum Beispiel im Rahmen eines hier sehr beliebten Begrüßungsrituals. Wenn jemand einen besucht und zum allerersten Mal kommt, nimmt man den Handkäs und reibt ihn dem Gast direkt ins Gesicht. Schon in der Haustür. Das wird hier schon seit Jahrhunderten immer wieder gerne zelebriert. Das erzeugt bei Besuchern gleich eine ganz andere Stimmung. Das könnte man sicher auch mal in Konstanz probieren.

Das werde ich austesten.

Mach' das.

Ich habe immer versucht, ihnen Grüne Soße unter die Nase zu reiben.

Besser ist, die Grüne Soße danach noch über den Kopf zu schütten. Erst den Handkäs ins Gesicht drücken und dann die Grüne Soße über den Kopf schütten. So bringt man die hessische Essenskultur auf eine freundliche Art und Weise dem anderen näher und hat selbst noch etwas Spaß dabei.

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