laut.de-Kritik

Gothic Rock mit Nosferatu im Bunde.

Review von

Mit der Veröffentlichung von "Shadow Of Light" und "Archive" dürfte für viele Bauhaus-Fans eine schmerzliche Lücke geschlossen werden. Seit Mitte der 80er Jahre lediglich als Videos auf dem Markt, gibt es die beiden Kassetten nun endlich zusammen auf einer DVD. Zwar sind Bonus-Features oder 5.1-Sound hier nicht zu finden. Dennoch beschwören die Promo-Clips und Live-Mitschnitte aus dem Londoner Old Vice einmal mehr die starke ästhetische Kraft von Bauhaus.

Wie kaum eine andere Band des Gothic-Genres hat es die 1978 im englischen Northampton gegründete Band verstanden, alle Register einer umfassenden Inszenierung zu ziehen. Ob auf der Bühne, in Vinyl geritzt oder in den wenigen Video-Clips - die ehemaligen Kunststudenten um den charismatischen Sänger Peter Murphy verstanden es stets, sich ein duchgängiges Image zu geben. Heute würde dies unter dem neudeutschen Begriff eines gelungenen Corporate Design verbucht werden.

Davon war 1982 freilich noch nicht die Rede, als Bauhaus ihren Auftritt im Londoner Club Old Vic aufzeichneten. Die Aufnahmen finden sich einerseits auf der Video-Kompilation "Shadow Of Light", ergänzt um die Promo-Clips "Telegram Sam", "Ziggy Stardust" und "She's In Parties". Andererseits haben sie Eingang gefunden in die "Archive"-Veröffentlichung. Hier stellt man den Live-Songs von Regisseur Christopher Robin Collins zusätzlich eine Rahmenhandlung zur Seite, die "Archive" zu einem eigenständigen und durchgängig konzeptionierten Film gemacht.

Deutlich sieht man sowohl bei "Shadow Of Light" als auch bei "Archive", in wessen Tradition sich Bauhaus sehen: David Bowie ist bei oben genannten Titeln ja bereits angeklungen und was die Musik betrifft sicherlich der prägendste Einfluss bei Bauhaus. Filmisch sind die Referenzen an die expressionistischen Schwarz-Weiß-Filme der Weimarer Republik nicht zu übersehen. Friedrich Wilhelm Murnaus "Nosferatu" schwebt als Spiritus Rector ständig mit im Raum.

Unzählige Gothic-Bands bedienten sich seither bei ihrer Ästhetisierung am Erbe des frühen deutschen Films. Die Ergebnisse wurden jedoch nur selten so treffsicher und überzeugend in Szene gesetzt wie bei Bauhaus. Es ist die durchweg hohe Qualität von "Shadow Of Light/Archive", die es verschmerzen lässt, dass die DVD weder mit Extra-Features noch einer verbesserten Bild- oder Tonspur aufwartet.

Trackliste

Shadow Of Light

  1. 1. Bela Lugosi's Dead
  2. 2. Telegram Sam
  3. 3. Rosegarden Funeral of Sores
  4. 4. Mask
  5. 5. Spirit
  6. 6. In The Flat Field
  7. 7. Ziggy Stardust
  8. 8. Hollow Hills
  9. 9. She's In Parties

Archive

  1. 1. Lagarija Nick
  2. 2. The Passion Of Lovers
  3. 3. Kick In The Eye
  4. 4. A God In An Alcove
  5. 5. Dancing
  6. 6. Hair Of The Dog
  7. 7. Stigmata Martyr
  8. 8. Dark Entries
  9. 9. We Love Our Audience
  10. 10. Sanity Assassin

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