laut.de-Kritik
Kapuze auf und vom Bordstein zur Skyline geschaut.
Review von Stefan Johannesberg"I keep having this one dream / becoming a big rapstar." Seit 2001 träumt Big Twins aka Twin Gambino aus Queensbridge von Being Shawn Carter und wird davon auch noch in weiteren 15 Jahren träumen. Leider. Denn kommt sein Rapstar und Förderer Prodigy des Öfteren mit Lauwarmem an, liefert das Infamous Mobb-Mitglied auf seinen Releases beständig und auf allen Ebenen ab. Alleine der ztierte "Rapstar"-Track gehört zum Besten, was es in den vergangenen Jahren aus New York auf itunes, bandcamp, soundcloud oder youtube geschafft hat.
Producer Twiz The Beat Pro verleiht Twins Reibeisenstimme und den schonungslos ehrlichen Zeilen mit einem Piano lastigen Loop à la Alchemist von 2003 und fein eingestreuten Raffinessen eines Pete Rock die nötige Tiefe. Aus LA stammend findet ausgerechnet ein Outta-Towner jene oft vermisste, frische, aber trotzdem tief im Big Apple eingegrabene Soundformel.
Auf dem Opener "Bobby Flay" bricht sich das Chaos Bahn wie im Winter: Orchestrale Loops, Samples, Synthies und gedrosselte Livedrums erinnern an RZA 4.0. "Paranoid", "Biblical" und "Cola Cash Stank" grooven alleine durch die dunkle Nacht, nur aufgehellt von erwähnten kleinen Spielereien, die Twiz' Produktionen weit von der Masse abheben. Selbst gepitchte Vocal-Samples, die 2016 durchaus trocken schmecken, klingen auf "Take Away The Lies" und "The Rotten Apple" weiterhin spannend.
Absoluter Höhepunkt eines total stimmigen Albums ohne Ausfälle ist neben "Rapstar" das intensive "Live To Die". Hier begegnen sich Big Twins messerscharfe Sätze und ein melancholisches Beat-Monster auf Augenhöhe. Kapuze auf, Nike Airs auf den Beton gesetzt und dann vom Bordstein zur Skyline geschaut, das Leben bleibt ja eh immer wie in den 90ern oder wie er in "Rapstar" reimt: "Living life these days / You gotta grind or go hard".
3 Kommentare mit 2 Antworten
Den hab ich schon seit 1995 auf dem Schirm. Schön dass er hier auch endlich mal Anerkennung findet.
Ich werde aber erstmal zwei Wochen nicht mehr auf laut.de und im Chat stattfinden. Wer mal mit mir quatschen will, kann sich bei Sodi meine Email-Adresse abholen.
Kommt ne Bankroll Mafia Review?
Vielleicht (also meine Sicht). Muss erst mal in Ruhe anhören
Und Ferg? Das ist naemlich gar nicht so schlecht, wie die Featureliste haette vermuten lassen koennen.
Ich weiss nicht, ob es fuer mich die richtige Jahreszeit fuer sowas wie Twins ist. Ausserdem sind Gates und Future die neue Kapuzenmucke.
Ferg ist immer gut. Aber viele der Beats... Puuuuh... Psycho natürlich Top Ten Track des Jahres. Gib dir Big Twins. Ist echt gut, daher die Mühe für die Review.