laut.de-Kritik

30 Jahre nach der Erfindung der Spacedisco schließt sich der Kreis.

Review von

Tracks aus dem selbstbetitelten 1978er-Debüt der beiden Franzosen von Black Devil Disco Club könnte man noch heute problemlos auf ein Elektro-Mixtape mogeln - kaum jemand würde den Dekadenunterschied bemerken. Man beachte: Die Platte wurde noch mit Synthies, Bandmaschine und einem echtem Drummer mühsam zusammengeschnipselt. Kein Computer, keine Midis, kein Sequencer.

Im Laufe der Jahre hat sich die Platte zu einer wegweisenden Acid-House-Legende entwickelt, die so rar geworden ist, dass man munkelte, das Ganze sei ein groß angelegter Fake, die Musik in Wahrheit von Richard James aka Aphex Twin aufgenommen und als wiedergefundene "Rarität" auf seinem Label Rephlex dem ahnungslosen Publikum untergejubelt.

Zurück ins Jetzt. Drei Alben in dreißig Jahren kann man tatsächlich nicht als Riesenoutput bezeichnen, es sei denn, man erfindet pro Veröffentlichung ein Genre. Mit dem aktuellen Album "Eight Oh Eight" (ein Bezug auf die Drum Machine TR-808) schließt eine Trilogie ab, deren Mittelstück vom 2006er-Longplayer "28 After" gebildet wird.

Die wie gewohnt nur sechs Tracks umfassende Platte klingt im Vergleich zu den früheren Releases viel weniger euphorisch, waviger und düsterer. Interessant, wenn man bedenkt, dass auch das Genre Disco diese Evolution erlebt hat. Irgendwann war der Glanz eben ab und die Plateaustiefel abgelaufen. Man besann sich auf Introversion und wabernde Synthies.

Eine besonders prägnante Sequenz aus dem 78er-Album kommt auf "Never No Dollar" als Hommage immer wieder vor. "Open The Night" ist ein echter Acid House-Kracher mit wunderbar unheimlichem Pochen im Hintergrund, der den ersten beiden Releases in nichts nachsteht. Menschliche Stimmen sind kaum vernehmbar, stattdessen ein metallischer Roboter-Stimmeffekt, wie Thom Yorke ihn einst besoffen mit dem Mac für "Fitter Happier" einsprach.

Völlig isoliert betrachtet enttäuscht "Eight Oh Eight" dann aber doch ein wenig. Viele Ideen wiederholen sich einfach, der Legendenbonus genügt auf Albumlänge nicht für große Überraschungen. Ein schöner Trost also für alle, die gerne mal eine Platte von den Disco-Visionären schlechthin besitzen wollen und sich spontan keine 400 Euro aus den Rippen leiern können. Vom Original, aber eben doch nicht das Original.

Trackliste

  1. 1. With Honey Cream
  2. 2. Open The Night
  3. 3. Is Sorrow
  4. 4. Free For The Girls
  5. 5. Never No Dollars
  6. 6. For Hoped

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