laut.de-Kritik
Americana! Blues! Verzweifelte Liebe!
Review von Vicky ButscherMomentan schreit mir jede zweite Band-Bio entgegen, dieser Künstler habe Shoegazing wieder ausgegraben und einer neuen Generation zugänglich gemacht. Doch eine feine, in Schwarz gekleidete Band eilt diesem Wiederauferstehungs-Bohei um Meilen, ja Jahre voraus. Der Black Rebel Motorcycle Club ließ sich Vergleiche mit den frühen Jesus And Mary Chain gerne gefallen, verbreitete in Interviews mauligen Unwillen und taute bei Konzerten nicht so recht auf.
Ob sie dem im Großbritannien der End-Achtziger gefeierten Stil mit ihrem dritten Album allerdings noch gerecht werden, ist mehr als fraglich. Dass "Howl" dem Club an Stelle des im gleichen Takt wie das Debüt spielende Zweitwerk "Take Them On, On Your Own" weit besser zu Gesicht gestanden hätte, ist dagegen nicht zu verleugnen. Die Entwicklung innerhalb ihres Kontextes tut der Band gut.
Es begrüßt mich Gospel-Gesang, der in einen Südstaaten-Song mit Mundharmonika, Slideguitar und Aufjaulen überleitet. Americana! Blues! Country! Dieser Stil zieht sich - mal deutlicher, mal weniger aufdringlich durch "Howl". Trotzdem würde niemand behaupten, die drei schwarz Gekleideten veruntreuten ihren eigenen, dunklen Stil. Die leicht deprimiert und wie breit getreten klingenden Stimmen schlängeln sich nach wie vor durch den weiten und doch beengenden Sound der Band. BRMC klingen immer ein wenig so, wie man sich Platzangst vorstellt: Sie geben der Musik genug Raum, und doch fühlt sich der Hörer in die Enge getrieben. Bedrückend.
Darüber vermag auch der in beruhigender, zerbrechlicher Schönheit schwelgende Titelsong "Howl" nicht hinwegzutäuschen. Man mag kaum glauben, dass es sich dabei um eine Hommage an Ginsbergs nagendes Gedicht handelt. Schwebende Keyboardmonotonie über hohlen Schlägen werden von der Stimme erdrückt und vom erlösenden Gleiten der Gitarre wieder in die Luft gehoben. Nicht nur auf diesem Song bieten BRMC verzweifelte Liebe in ihrer schönsten Form dar.
Trotz neuer Stilbeimischungen hat der Black Rebel Motorcycle Club seine Affinität zu leicht tragisch anmutenden Breitwand-Sounds nicht aufgegeben. Die Band überstürzt bei ihren Gehversuchen auf neuem Terrain nichts. Eine Weiterentwicklung auf solch hohem Level hat man sich gewünscht und ein Album zu spät bekommen. Wundervoll!
Wenn ich den Eindruck, den das Album hinterlässt, noch einmal zusammenfasse, möchte ich mich dann doch der Worte Ginsbergs bedienen: "The weight of the world is love ... The final wish is love"
37 Kommentare
Verdammt, da habe ich einen echten Fehlkauf gemacht! Ich ahb die ersten beiden Alben geliebt und die Ankündigung, dass es diesmal ein Countryalbum wird hat mich nicht abgeschreckt. Ich dachte eben, die Band würde ihren Charakter nicht ganz verlieren und hoffte auf ein cooles Album, wie es Primal Scream mit "Give out, but don't give up" geschafft haben.
Beim ersten Hören hat mich die Platte auch nicht sofort umgeblasen, aber dass war bei den ersten beiden auch nicht so...
Na ja, im nachhinein musss ich sagen, dass ich bitter enttäuscht bin. Ich hatte auf mehr Gospel gehofft, aber diese Songs hätte jede Countyband besser hingekriegt. Vorallem die Lyrics sind einfach unpassend, Rock and Roll-Lyrics passen nunmal nicht auf ein Countrystück.
Ich hoffe jedenfalls, dass sich das nicht bei der nächsten Platte wiederholt. Ich bleibe trotzdem Fan...
Bei mir wird's wohl eher umgekehrt sein... konnte bis jetzt noch nicht viel mit der Band anfangen, aber die paar neuen Songs, die ich schon gehört habe, gefallen mir ziemlich gut. Jetzt muss ich's nur mal endlich in den Plattenladen schaffen!
Der Exlibris hatte sie wieder mal nicht
Hab sie heute mal bestellt, kommt die Tage.
Bei mir siehts ähnlich aus wie bei Mini. Ich find die alten Scheiben zwar schon ziemlich gut, aber wirklich begeistert war ich nie ... könnte beim neuen aber hinkommen.
@Django (« @Screwball (« neustes werk heißt ja "the effects of 333". »):
AAAAAAAAAAAAAAAAHHHHHHHHHH!!! (http://forum.laut.de/viewtopic.php?t=66878…) »):
inzwischen hab ich mal reingehört, und:.....ai!
Nene, da lass ich die Finger von.
@caliban (« Ich dachte eben, die Band würde ihren Charakter nicht ganz verlieren und hoffte auf ein cooles Album, wie es Primal Scream mit "Give out, but don't give up" geschafft haben. »):
Wer sagt denn, dass das Album von PS Country war?