laut.de-Kritik
Teenies im Dunstkreis von Maiden und Metallica.
Review von Michael EdeleMan könnte fast meinen, dass bei sämtlichen Labels der Jugendwahn ausgebrochen wäre. Jede Plattenfirma will mit Bands punkten, die in den USA noch Jahre vom ersten Bier entfernt sind, und die sich noch über jedes neue Haar am Sack freuen. Kein Wunder also, dass sich auch Majorlabels so schnell wie möglich ein paar Jungspunde sichern müssen. Mit Black Tide ist die nächste Teenie Band am Start.
Und die starten mit ihrer Mischung aus Hardrock und eher traditionellem Heavy Metal richtig durch. Allein der Opener "Shockwave" war als Vorabsingle schon auf dem Videogame Rockstar dabei und dürfte somit durch unzählige Haushalte gehallt sein. Am spieltechnischen Niveau der Greenhorns gibt es gar nichts auszusetzen und auch der Gesang von Gitarrist und Frontmann Gabriel Garcia (der gerade einmal 15 Lenze zählt) stellt den von Möchtegerns wie Sturm Und Drang ganz locker in den Schatten.
Wo die amerikanischen Kollegen ein "Screaminng Epic Punk Metal Mayhem" oder die "Kombination von Megadeth-Riffs, der Brutalität von Metallica (allein das ist ja schon ein Witz) und den Melodien von Guns N'Roses" gehört haben wollen, bleibt zwar ein Rätsel, aber gute Musik gibt es auf "Light From Above" dennoch zuhauf. Die hat ihre Einflüsse aber eher im Dunstkreis von Iron Maiden und den frühen Metallica, als die dereins angefangen haben, den Sound der NWOBHM ein wenig aufzupumpen und in Richtung Thrash zu führen. Bei den Soli lassen Gabriel und Alex gerne mal richtig die Saiten qualmen.
Allein schon der Flamenco-Beginn von "Warriors Of Time" ist großartig, auch wenn man für die Lyrik gerne mal den Manowar-Gedächtnis-Preis verleihen möchte. Musikalisch klingt das dennoch wirklich stark und auch das balladeske "Give Me A Chance" kommt weitgehend klischeefrei daher. Das dürfte an der kompositorischen Schützenhilfe von Co-Produzent Jason Suecof (Trivium, Sanctity, Cynic) liegen, der bei der Hälfte der Kompositionen seine Finger im Spiel hatte. So auch bei dem straighten und mit einem sehr coolen Drive ausgestatteten Hardrocker "Show Me The Way".
AC/DC zollen die vier Jungfüxe mit "Live Fast Die Young" ihren Respekt. Hier bekommt die ein wenig zu sanfte Stimme von Gabriel ihre Grenzen aufgezeigt. Da muss einfach mehr Fett dahinter, um glaubhaft zu wirken. Auch der kurze Schwenk in Richtung Metallica hilft nur bedingt. Das "Hit The Lights"-Cover leidet unter der klaren Stimme des Gitarristen, der einfach noch der Dreck und die Rotzigkeit fehlt. Wo soll die mit 15 Jahren auch herkommen?
Als Debüt ist "Light From Above" ein zweifellos starkes Album. Fans des Genres werden bei der Bewertung auch ohne zu zögern noch ein oder zwei Punkte drauf legen. Ich bleib vorerst mal bei deren drei, jedoch mit der Tendenz nach oben.
2 Kommentare
Von der Gesamtbewertung ist die Kritik in Ordnung. Andererseits nervt es doch gewaltig, wenn spätpubertierende Angegraute sich mit ihrer Street Credibility (ans Publikum) anbiedern und etwas von Jugendwahn faseln anstatt sich mit der Musik zu beschäftigen. Ebenso kann die Band ja wohl kaum etwas für ihre amerikanischen wie deutschen RezensorInnen. Schade, denn der Artikel enthält ja durchaus Perlen wie das mit dem "Manowar-Gedächtnis-Preis".
wenn ichs einordne soll, würd ichs Metal'n'Roll nennen... klingt ziemlich gut