laut.de-Kritik
Von griechischen Sagen und postmodernen Wundern.
Review von Matthias von ViereckOuvertüre des Jahres: "I want to declare a war!" ruft Kele Okereke flankiert von sägenden Gitarren, treibenden Beats und geloopten Effekten im Opener "Ares". Wow! Bloc Party, die Dritte.
Ares, das ist der griechische Kriegsgott, wie überhaupt das neue Werk der East London-Boys immer wieder auf Mythologie rekurriert (siehe "Trojan Horse", "Zephyrus"). Was aber kann auf diese Prodigy-eske Explosion von einem Auftakt folgen? Und wo ist die im Albumtitel beschworene Intimität? Keine Angst, die kommt schneller als erwartet.
Zwar geht es mit dem rockistischen "Halo" und mit "Mercury" zappelig weiter - Kele gibt hier den John Lydon, während Disharmonien seinen Weg pflastern - doch plötzlich untermalen dann andere Tonfarben Lyrics wie "As I lay my head on your chest ...".
Blieb beim Vorgänger das Fenster zur Welt vornehmlich weit offen (Post-9/11-Terrorwahn et al.), sind nun Love'n'Sex die Haupt-Ingredienzien des Albums. "You used to close your eyes when we kissed goodbye", erinnert sich Kele etwa in "Trojan Horse" zu sich überschlagenden Gitarren, um im meditativen "Signs" zu konzedieren: "I'm the one that's drowning now."
Neben dem erzählerischen Neuland fasziniert auch das frische Sounddesign. Mit großer Experimentierfreude sind hier Synthieflächen, Hall-Effekte, gesampelte Stimmen und phobische Sci-Fi-Klänge à la John Carpenter untergebracht worden, die oft an Portisheads "Third" erinnern. Ohnehin verhält sich vorliegendes Werk zu "A Weekend In The City" wie Kino zur Short-Story-Sammlung.
Während die Rezeption des Vorläufers nur entlang der Texte Sinn machte, kann man sich "Intimacy" hingeben wie einem futuristischen Thriller - siehe zur Vergewisserung die "Planet Of The Apes"-Verweise des "Mercury"-Clips. Zudem erinnert der Albumtitel wohl nicht ganz zufällig an den gleichnamigen Skandalfilm. Patrice Chéreaus Drama von 2001 erzählt - fast analog zu Okerekes Abhandlungen - die Geschichte eines scheiternden Großstädters, der sich in London mit viel Sex die Zeit vertreibt.
So oder so bleiben Bloc Party Meister der Dialektik: Hektische Beats vs. Melancholie, Flächen vs. Glockenspiel, technoide Kälte vs. warme Vocals, Elektronik vs. Rock. Dass das funktioniert, ist auch 2008 noch ein kleines, postmodernes Wunder. Leichte Abstriche gibts lediglich für Manierismen wie den Chorgesang von "Zephyrus". Kele entlässt uns aber nicht ohne Happy End: "The space between us has disappeared." Alles wird gut.
128 Kommentare
Zitat (« We announced our third album, 'Intimacy' which is available to pre-order now. If you pre-order the album now, you'll get the digital version of the album THIS Thursday (21 August), and the CD on the 27th of October with new tracks. »):
WTF!?
01. Ares
02. Mercury
03. Halo
04. Biko
05. Trojan Horse
06. Signs
07. One Month Off
08. Zephyrus
09. Better Than Heaven
10. Ion Square
Mercury
WAAAAAAAAAAAAAAAAS?!?
sehr gut, sehr gut!
spannung!
ich finde Dein verständnis von rechtschreibung sehr innovativ.
naja, gänsehaut krieg ich jetzt nicht gleich, aber es ist ein gutes album. bin davon eingenommen, trotzdem ich die ersten beiden alben auch gefeiert hab. entweder hab ich einen weit gefächerten geschmack (weiter als selbst mir bewusst war) oder gar keinen.
@torti..ja habs nich so mit rechtschreibung...
muss ich gottseidan knich in meim berufsfeld;)
nicht gut
Echt enttäuschend im Vergleich zu den 2 ersten Platten