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Blockhead

Ein weit verbreitetes Sprichwort besagt, dass die lustigsten Clowns im wahren Leben die einsamsten, traurigsten Menschen sind. Heißt das im Umkehrschluss, dass Musiker mit auffallend depressiv-melancholischem Output von Fortuna geküsst werden? "Irgendwie mag ich so arschdepressive Songs", erzählt Anthony Simon dem HHV-Magazin im Zusammenhang mit der Veröffentlichung seines vierten Soloalbums "The Music Scene".

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Dabei behauptet der in Downtown New York Geborene selbst, die wandelnde Unbekümmertheit und der Fleisch gewordene Optimismus zu sein. Wieso dann diese von schweren Bässen getragenen Platten, die er seit 2004 über Ninja Tune an den Mann bringt?

Dass er auch anders kann, beweist ein Projekt, das er zusammen mit Jer in wie Welt ruft: Das Party Fun Action Committee nimmt mit "Let's Get Serious" die komplette Szene auf den Arm. Weder Busdriver noch Kool Keith oder R. Kelly, DMX und House Of Pain sind sicher vor der satirischen Watsche aus dem Hause Blockhead.

Auch die Produktionsarbeiten auf nahezu jeder Platte und EP, die Aesop Rock bis "None Shall Pass" veröffentlicht, sprechen zumindest zum Teil eine andere Sprache als die Soloscheiben: "Ob meine Beats nun Downtempo oder straighter Hip Hop sind, interessiert mich letztlich nicht. Ich setze mich einfach hin und mache einen Beat. Was auch immer dabei rauskommt, kommt nunmal so raus."

Seine eigenen Versuche am Mikrofon bricht er nach der ersten Begegnung mit Aesop Rock und dessen einzigartigen Rapstil ab, um sich ganz den Reglern zu widmen: "Ich habe aufgehört zu rappen, weil ich einfach scheiße war. Wenn ich weiter gemacht hätte, könnte ich heute vielleicht ganz gut sein, aber damals war das nichts. Ich glaube auch nicht, dass die Welt einen weiteren weißen Jungen mit einer Scheißstimme braucht."

Es war die richtige Entscheidung, wenngleich seine Solokarriere mit einem Ärgernis beginnt. Nach den guten Erfahrungen, die Mush Records mit seiner Arbeit an Aesop Rocks "Float" und einer eigens für die Plattenfirma produzierten Breakbeat-Sammlung gemacht hat, fordert ihn das Label dazu auf, ein Instrumental-Album vorzulegen, antwortet später aber nicht mehr auf seine Anrufe. Kurzerhand schickt der New Yorker die Platte um die halbe Welt. Über einen Schreibtisch in Sheffield - bei Warp Records - gelangt "Music By Cavelight" an die Ninja Tune-Kollegen aus London.

Aesop Rock & Blockhead - Garbology
Aesop Rock & Blockhead Garbology
Der Sound wirkt wie komplett aus dieser seltsamen Zeit gefallen.
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Ein Glücksfall: Der Amerikaner fühlt sich direkt heimisch bei den Briten: "Ich dachte wirklich nicht, dass so etwas klappt. Ich mag Bonobo und eigentlich auch den ganzen Rest des Line-Ups. Kid Koala ist großartig und Diplo erst recht. Es gibt wirklich wenig auf dem Label, das mir nicht zusagt."

Zudem bringt die Unterzeichnung des Vertrages allen entspannten, melancholischen Titeln und Unkenrufen zum Trotz noch einen kleinen, aber feinen Unterschied mit sich: "Auf den Ninja Tune-Shows sind mehr Mädchen als bei Aesop Rock-Auftritten. Vor allem in Kanada. In den USA hast du in der ersten Reihe nur Typen, die dich ansehen, in Kanada ist die Reihe voll mit tanzenden Mädchen." Offenbar ist Blockhead tatsächlich von Fortuna geküsst.

Er veröffentlicht fleißig solo, kooperiert für eine ganze Serie an EPs aber auch mit Illogic sowie wiederholt mit MarQ Spekt aus Philadelphia. Zudem produziert er unter anderem für Cage, Open Mic Eagle, Vordul Mega oder Murs. Die Chemie, die er zusammen mit Aesop Rock entwickelt, bleibt aber unerreicht. Die beiden wirken so sehr wie ein eingeschworenes MC-Producer-Tagteam, dass wirklich überrascht, dass das erste gemeinsame Album auf voller Länge erst Ende 2021 erscheint: Auf "Garbology" wächst dann aber endlich zusammen, was eigentlich schon seit Jahren zusammengehört.

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Aesop Rock & Blockhead - Garbology: Album-Cover
  • Leserwertung: 4 Punkt
  • Redaktionswertung: 4 Punkte

2021 Garbology

Kritik von Dani Fromm

Der Sound wirkt wie komplett aus dieser seltsamen Zeit gefallen. (0 Kommentare)

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