laut.de-Kritik

Tomate, ick hör dir trapsen!

Review von

Beim Namen Bonebag dürfte es wohl nur bei eingefleischten Progrock-Fans klingeln. Dass es sich dabei um die alte Band von Sieges Even-Fronter Arno Menses handelt, gehört nicht unbedingt zum Allgemeinwissen. Und auch Fans von Sieges Even sollten Bonebag erst einmal akustisch anchecken, bevor sie sich das Teil zulegen.

Vom seltsamen Cover, das eine Tomate mit Dornenkranz ziert, darf man sich nicht abschrecken lassen. Allerdings sei darauf hingewiesen, dass Arno sich hier hauptsächlich auf seinen Job als Drummer konzentriert und nur für satte Chöre und Backing Vocals zuständig ist. Dass die nie bombastisch genug sein können, daran lässt nicht nur der Track mit dem seltsamen Titel "Mmm" keinen Zweifel. Schon im Opener sind ein paar tolle Chöre zu hören.

Doch maßgeblich ist Gitarrist Ronald Utens für den Gesang zuständig und geht zunächst etwas rauer zur Sache, ehe zum Refrain hin akustisch die Sonne aufgeht. Deutlich ruhiger und fast schon introvertiert folgt "Oliver Sudden", das von Ronalds Intonation her ein wenig an schnellere Dire Straits erinnert. Wäre der Gesang im anschließenden "Feeling Sam" eine Oktave höher ausgefallen, könnte man fast an eine Nummer von Muse denken, wenn im Chorus die offenen Akkorde einsetzen. Doch vor allem die vielen Stimmungswechsel sorgen für Unterhaltung.

"Positive" startet als echte Rocknummer mit starken 70s-Touch, schwenkt aber immer wieder in sehr melodische Parts um, die manchmal gar nicht nötig gewesen wären. "Weightless" hat dann leider das Problem, dass es zu sehr an einem vorbei zieht, ohne wirklich bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Die Komposition ist zu harmlos und steht allein "Picture Perfect" in Sachen Tralala noch nach. Nichts gegen ausführlichen Spaß am Spielen und Jammen, aber ohne diverse Kräuterzigaretten fühlt man sich gelangweilt.

Das schon erwähnte, funkige "Mmm" zieht das Tempo wieder etwas an, spart aber nicht mit Breaks und entsprechenden Tempiwechseln. Das macht den Song sehr abwechslungsreich und interessant. "Lifeline" hat etwas von der Melancholie von Deadsoul Tribe, lässt aber eine hypnotische Wirkung vermissen. Dafür rockt der Titeltrack noch mal ordentlich nach vorne ab und auch das abschließende "A Word Of Appreciation" lässt angenehm die Gitarren sprechen.

Auch wenn sich ein paar Ausflüge in relativ seichten Progrock auf "Noli Me Tangere" geschlichen haben, kann man die Scheibe jedem AOR-Fan ans Herz legen. Auch Freunde von Bands wie The Tangent oder The Flower Kings dürfen mal ein Ohr riskieren.

Trackliste

  1. 1. Disgust
  2. 2. Oliver Sudden
  3. 3. Feeling Sam
  4. 4. Positive
  5. 5. Weightless
  6. 6. Mmm
  7. 7. Lifeline
  8. 8. Picture Perfect
  9. 9. Noli Me Tangere
  10. 10. A Word Of Appreciation

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