laut.de-Kritik

Dem kollektiven Vollrausch wie immer nicht abträglich.

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Die letzten Jahre standen bei Bonfire entweder im Zeichen von Best-Of-Veröffentlichungen oder der Koketterie mit Deutschlands Dichter und Denker-Vergangenheit. Die Adaption des Schiller-Dramas "Die Räuber" als "The Räuber", die in einer Kooperation mit dem Theater Ingolstadt entstand, konnte man noch als gelungen bezeichnen.

Als Bonfire jedoch 2010 auf den WM-Zug aufspringen mussten und Hoffmann von Fallerslebens Text und Haydns Melodie der deutschen Nationalhymne im Rock-Gewand präsentierten, schien der Gipfel der Peinlichkeit erreicht.

Die neue Scheibe "Branded" feiert nun das 25-jährige Bandjubiläum. Erneut liebäugelt man mit Vergangenem, diesmal aus der eigenen Biografie. Und so fühlt man sich in die Hardrock-Blüte der Achtziger oder auch mal an dezent härtere Speed Metal-Ufer zurückversetzt ("Do Or Die").

Bonfire dosieren ihre Genresprünge sehr kalkuliert. Es dominiert die Midtempo-Hausmannskost, angetrieben von Klaus Lessmanns angerauter Stimme und dem Gitarrengespann Ziller/Limburg, das sich in der druckvollen Produktion versiert in Szene setzt. Und ähnlich wie beim Schwanengesang der Scorpions ist es als Fan schwer, irgendwo Kritik zu üben. Fürs Haare schütteln und Schunkeln ist jedenfalls über die gesamte Spielzeit gesorgt.

Klar schlummert unter der Oberfläche der Band-Trademarks mehr als einmal das Original hervor, etwa das Van Halen-Lick zu Beginn von "Save Me", die Western-Anleihen bei Bon Jovis "Blaze Of Glory" in "Let It Grow" und "Better Days" oder der "Living On A Prayer"-Rip-Off "Just Follow The Rainbow". Aber wer möchte und kann in der korsettengen Spielart des Hardrock das Rad neu erfinden? Dass Bonfire gerne auf Pfaden wandeln, die für andere die Grenze zum guten Geschmack darstellen, tut ihrem Erfolg keinen Abbruch.

Wenn sich textlich aber zum hundertsten Mal der beinharte Rocker auf der "Looser's Lane" befindet, sein "Destiny" in die Hand nimmt und seiner Liebsten "Save Me" und "Hold Me Now" ins Ohr haucht, kann man sich ein Lächeln nicht verkneifen.

Ob stumpf oder eingängig: Eine Message wie "Sometimes Love Is Hard To Take" versteht wirklich jeder und die infektiösen Refrain-Repetitionen sind dem kollektiven Vollrausch natürlich nicht abträglich.

Trackliste

  1. 1. Deadly Contradiction
  2. 2. Just Follow The Rainbow
  3. 3. Save Me
  4. 4. Let It Grow
  5. 5. Better Days
  6. 6. Do Or Die
  7. 7. Close To The Edge
  8. 8. Crazy
  9. 9. Looser's Lane
  10. 10. Hold Me Now
  11. 11. I Need You
  12. 12. Rivers Of Glory

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