laut.de-Kritik

Die Norweger legen ein stimmiges Winteralbum vor.

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Man sollte sowas wahrscheinlich als Musikschreiberling nicht zugeben, aber ich habe von Borknagar noch nie einen Ton Musik gehört, obwohl die Band schon ewig im Geschäft ist. Auf der anderen Seite möchte man auch nicht zur Lügenpresse gehören. Auch wenn einem, wie in meinem Fall, die Chemtrails das Gehirn schon komplett zerbrezelt haben. Begleiten Sie mich also beim Erstkontakt mit diesen Herrschaften und bei meiner Reise in die Tiefe der norwegischen Steppe.

Das zehnte Album der Mannschaft um Mastermind Øystein Brun hört auf den schönen Titel "Winter Thrice" und sorgt alsbald für lebendige Bilder vor dem geistigen Auge. Und tatsächlich findet sich auf der Platte viel winterliche Stimmung und Naturromantik an allen Ecken und Enden. Mit "The Rhymes Of The Mountain" geht es schon gut los. Borknagar sitzen musikalisch zwischen vielen Stühlen und demonstrieren das auf dem Opener gekonnt. Etwas Black Metal in der Melodieführung und den keifenden Vocals im Hintergrund, etwas nordische Epik und schöner Gesang im Vordergrund - und die über allem liegende Melancholie, die viele Bands aus dem Norden offensichtlich mit der Muttermilch aufsaugen. Eine Mischung, die gefällt.

Brun und seine Mitmusiker legen viel Wert auf Abwechslung, innerhalb eines einzigen Songs werden zig verschiedene Stimmungen durchexerziert. Die Norweger nehmen das Tempo immer mal wieder raus, lassen das Schlagzeug verstummen und streuen kurze ruhige Teile ein. Der Titelsong kommt etwas härter daher und überrascht mit drei verschiedenen Stimmen. Wie viele Vokalisten hat diese Kapelle? Vier, sagt die Presseverkündigung, denn das ehemalige Bandmitglied Krystoffer Rygg (seines Zeichens Hauptverantwortlicher hinter Ulver) schaute auch mal im Studio vorbei und steuerte ein paar Stimmeinlagen bei. Altfans dürfte es freuen.

"Cold Runs The River" tendiert von allen Stücken am deutlichsten Richtung Black Metal, aber auch das ist nicht die reine unverfälschte Lehre, die sich viele Pandabären sicher wünschen würden. Trotzdem freuen sie sich bestimmt über das Blastgebeate. Lars A. Nedland an den Keyboards unterstreicht den Refrain mit ein paar Chören aus dem Epic-Metal-Fundus. Starkes Stück, sehr effektiv.

Und so geht es weiter bis zum Schluss. "Erodent", "Noctilucent" mit seinen merkwürdigen Tastensounds, der gelungene Rausschmeißer "Terminus", alles gute Nummern. Kein Song fällt ab, die Elemente passen harmonisch ineinander, obwohl Borknagar so viele verschiedene Einflüsse verbraten. Die Musik klingt durchdacht, trotzdem aber immer noch emotional genug. In "Panorama" weht ein leichter 70er-Jahre-Progrock-Wind über die zugefrorenen Eisflächen und Schneelandschaften.

Oh my god, it's time for a Fazit: Borknagar legen hier ein stimmiges Winteralbum vor, das Freunde nordischer Melancholie und Black-Metal-Hörer gleichzeitig ansprechen dürfte. Eine gewisse Zuckrigkeit bringt die Musik dieser Band durchaus mit, aber Øystein Brun weiß das und überspannt den Bogen nicht. Manchmal fühle ich mich an neuere Amorphis erinnert, die allerdings im Gegensatz zu den Norwegern kein Gespür dafür haben, wann man es mit den Kitsch-Keyboards gut sein lassen sollte.

Trackliste

  1. 1. The Rhymes Of The Mountain
  2. 2. Winter Thrice
  3. 3. Cold Runs The River
  4. 4. Panorama
  5. 5. When Chaos Calls
  6. 6. Erodent
  7. 7. Noctilucent
  8. 8. Terminus

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