laut.de-Kritik

Im Whirlpool mit der Desert-Rock-Legende.

Review von

Release-Dates von Ex-Kyuss-Membern sind Feiertage für Desert-Rock-Fans. Anhänger von Drummer Brant Bjork haben kurz nach Veröffentlichung der letztjährigen LP "Mankind Woman" schon wieder Grund zur Freude. Kreative Hochphase? Nicht ganz. Die Tracks auf "Jacoozzi" stammen bereits aus dem Jahr 2010, nämlich aus einer Studio-Session, die ursprünglich zum zweiten Solo-Album des Kaliforniers führen sollte.

Mittendrin entschied sich Bjork, die bereits aufgenommenen Tracks liegen zu lassen und stattdessen eine One-Man-Jam-Session aufzunehmen. Spur für Spur, Instrument für Instrument entstand so ein Sammelsurium an Aufnahmen, das nun vor uns liegt. Bereits der Opener "Can't Out Run The Sun" macht deutlich, wie diese Session abgelaufen sein muss. Ein simpler Drumtrack und ein meditatives Gitarrenriff erstrecken sich über fast acht Minuten. Darüber improvisiert sich eine zweite Gitarre, sonst passiert nicht viel. Muss aber auch nicht, sofort stellt sich eine entspannte Whirlpool-Stimmung ein.

Mit "Guerilla-Funk" folgt ein mit etwas höherem Tempo ausgestatteter und mit Percussions garnierter Song, der schon eher die Richtung von Bjorks späteren Veröffentlichungen vorgibt. Auffallend ist – neben der ebenfalls sehr improvisiert wirkenden Qualität der Produktion – dass Bjork seine Stimmbänder schont. Fast das ganze Album ist rein instrumental.

Trotzdem gehen klassische Bjork-Nummmern wie "Mexico City Blues" mit angezerrter Gitarre und entspanntem Vibe gut ins Ohr. Nach dem Drum-Filler "Five Hundred Thousand Dollars" wird es mit "Black & White Wonderland" etwas psychedelischer. Aufs Gas drückt hier niemand, Brant Bjork hat keine Hektik, lieber wird hart gechillt. "Qui" orientiert sich stark an 70er Jahre-Funk, wie man ihn aus Blaxploitation-Filmen kennt. Die meditative Grundstimmung des Albums erfährt plötzlich etwas Tempo, als hätte Brant kurz aus dem Whirpool aufspringen müssen. Vielleicht das Telefon oder der Pizza-Mann.

Das jazzig angehauchte "Mixed Nuts" bedient sich sanft eingestreuter Orgel-Parts, verleitet zum sanften Fußwippen, garniert mit ein bisschen Fingerschnippen. "Lost In Race" dreht anschließend ganz behutsam an der Tempo-Schraube. Bjork packt die Bongos aus und jammt einen funky Track zusammen, der manch prototypische Elemente für seinen unverwechselbaren Sound beinhaltet.

Über einen schleppenden und mit Piano garnierten Beat jault über die komplette Dauer von "Polarized" eine bewusst schräg bearbeitete Gitarre. Vielleicht als Kontrapunkt gedacht, will der Track aber lange nicht so geschmeidig ins Ohr. Das abschließende "Do You Love Your World?" tönt dafür wieder nach Sonnenuntergang über dem Pazifik. Gerade, als ich denke, der Song klingt wie Gespräche über alte Zeiten mit einem guten Freund, öffnet Brant Bjork doch noch den Mund und singt ein paar sanfte Zeilen zum Abschluss.

"Jacoozzi" nach den Standards eines regulären Studioalbums zu beurteilen ist ein bisschen unfair. Der Jam-Charakter der Platte passt gut und dürfte echten Fans Freude bereiten. Dennoch hat sich Bjork über die Jahre als Musiker und Songwriter entwickelt, weshalb seine heutigen Alben in einer anderen Liga spielen. Als Zeitdokument ist "Jacoozzi" trotzdem eine feine Sache. Brant, dreh mal den Blubber auf!

Trackliste

  1. 1. Can't Out Run The Sun
  2. 2. Guerrilla Funk
  3. 3. Mexico City Blues
  4. 4. Five Hundred Thousand Dollars
  5. 5. Black & White Wonderland
  6. 6. Oui
  7. 7. Mixed Nuts
  8. 8. Lost In Race
  9. 9. Polarized
  10. 10. Do You Love Your World?

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