laut.de-Kritik
Apokalyptische Bilder und ein wahnwitziges Ringelreihen.
Review von Alexander CordasDa schaut man mal kurz nicht hin, schon sind elf Jahre vergangen, und Brendan Perry wirft bereits sein zweites Album nach "Eye Of The Hunter" auf den Markt!
Scherz beiseite. Gut Ding will Weile haben. Das zumindest scheint sich Perry auf die Fahnen geschrieben haben. Untätig war er in der Zwischenzeit zwar nicht, aber auf medienwirksame Auftritte hatte er wohl keinen Bock. Dies dürfte wohl auch der Portion Eigenwilligkeit geschuldet, die ein Künstler seines Formats mit sich herum schleppen. Wie dem auch sei, nach dem Abschied vom Label 4AD präsentiert Perry 2010 das Produkt seiner Tüfteleien. Und das kann sich sehen lassen.
Vom ersten Erklingen seiner unnachahmlichen Stimme bis zum finalen Kehraus ist unverkennbar, wer hier seine Finger im Spiel hat. Elektronisch, aber dennoch sehr organisch klingen Perrys Kompositionen. Schon das noch für Dead Can Dance entstandene "Babylon" ertönt in schleppender Eindringlichkeit wie ein klingendes Monument, dem Brendan vokal den finalen Schliff verpasst.
Hinzu kommt, dass es der Sänger versteht, einen bedrohlich klingenden Song in ein ebenso düsteres lyrisches Gewand zu kleiden. Apokalyptische Bilder feiern sechs Minuten lang im Panoptikum des inneren Auges einen wahnwitzigen Ringelreihen. Hier knüpft Perry am deutlichsten an alte Zeiten an, sowohl was die Instrumentierung als auch Atmosphäre anbelangt.
Von dieser Hausnummer bewegt er sich zunehmend weg. Schon das folgende "The Bogus Man" schippert zwar ebenfalls in äußerst dunklen Gewässern, erfährt jedoch eine synthetischere Ausgestaltung mit Konservenbeats und fast schon noisigen Effekten.
Allerdings bleiben diese Ausflüge ins Krachland die absolute Ausnahme. Vielmehr betätigt sich Perry als Freund des wohlig in Szene gesetzten Schönklangs. Fein austariert und arrangiert fließen die acht Songs in 55 Minuten am Ohr vorbei. Neben dem anfangs erwähnten "Babylon" drängt sich keine weitere Nummer auffällig in den Vordergrund. Dies muss man jedoch keineswegs negativ verstehen.
Der ab und an anklingende Pop-Faktor droht nicht in anbiedernde Gefilde abzudriften. "Ark" vereint gut geschriebene und umgesetzte Songs, die in vielen Momenten an die verflossenen DCD erinnern. Insofern dürfen sich die Fans wieder einen Ast freuen, die bei "Eye Of The Hunter" noch vom Glauben abgefallen waren.
1 Kommentar
Wow, das hier klingt um Meilen besser als der Erstling! Ich bin ernsthaft begeistert, manchmal tut so eine Pause von 11 Jahren gut...
Die Stimme ist zwar konkurrenzlos, aber nun werden die Kompositionen endlich auf dasselbe Niveau gebracht. Gute Arbeit!