laut.de-Kritik

Lässiger, melodieverliebter World-Folk aus Kalifornien.

Review von

Der 28-jährige Kalifornier Brett Dennen transportiert mit seinen Songs ein ähnliches Gute Laune-Gefühl wie Singer/Songwriter-Kollegen wie Jack Johnson und John Mayer, denen er auch stilistisch nahe steht. Also ab in die Hängematte, Cocktail in die Hand und abschalten.

Die vorwiegend gezupfte Akustik-Gitarre bildet das Gerüst der zehn Lieder, die sich zwischen Pop, Folk und Reggae bewegen. Mit markant-heller, immer etwas nöligen Stimme - die hier und da an Damien Rice erinnert - trägt er seine Texte vor, die von zwischenmenschlichen Beziehungen und gesellschaftspolitischen Themen wie Ökologie, Ökonomie und Religion handeln.

Mit "Ain't No Reason" gelingt Dennen ein hübscher Einstieg. Die Gitarre gibt das gezupfte Muster vor, Bass und Schlagzeug gesellen sich behutsam dazu, eine lässige Melodie bahnt sich unaufdringlich ihren Weg. Die erste Single "There Is So Much More" ist aus der Serie "Grey's Anatomy" bekannt. Ein sanfter Beat begleitet den luftigen Gitarren-Lauf, im Hintergrund säuselt eine Slide-Gitarre. Er berührt zweifellos, zumal in seinen Kompositionen stets ein Hauch Melancholie mitschwingt, der Optimismus aber immer die Oberhand behält.

Hört man Songs wie "Darlin' Do Not Fear" und "When You Feel It", dann überrascht es nicht, das Dennen Paul Simon zu seinen Vorbildern zählt. Unüberhörbar klingen hier die fröhlichen "Graceland"-Rhythmen und weltmusikalische Einflüsse an, der weibliche Background-Chor trägt entsprechend zur guten Stimmung bei.

"Because You Are A Woman" beginnt sentimental, umgeht die Rührseligkeit aber durch eine folgende, sattere Instrumentierung und ein heiteres Gitarrensolo. Eine Hammondorgel führt in "She's Mine" ein, den hitverdächtigsten Track, der in bester Jack Johnson -Manier die Schattenseiten des Lebens nicht zu kennen scheint und Baccardi-Feeling suggeriert. Im schönen, nur von der Gitarre begleiteten "I Asked When" beanstandet Dennen in eingängigen, lyrisch reifen Strophen die Ungerechtigkeiten auf der Welt, um im Refrain danach zu fragen, wann denn revolutioniert wird.

Sowohl Bob Dylan als auch Bob Marley sind hier als Referenzen dienlich. Weiche Reggae-Vibes finden sich in vielen Songs, so auch in den zum Pop tendierenden "The One Who Loves You The Most", dem gefühlvollen "So Long Sweet Misery" oder dem groovenden "Someday".

Brett Dennen trägt den Weltschmerz nicht auf seinen Schultern, sein Zweitling "So Much More" versprüht trotz der Sozialkritik durchweg Lebensfreude. Zehn harmonische, melodische Songs, liebenswert verpackt und mit einer beeindruckenden, kauzigen Stimme vorgetragen.

Der Aufstand wird eben aus der Hängematte praktiziert, wobei überraschende oder sperrige Elemente keinen Zugang in die Arrangements finden. Gerade als die Lässigkeit kontrastierendes Moment hätte das dem Album gut gestanden. Brett Dennen sprengt leider keine Ketten, hat aber ein solides Werk vorgelegt, das auch hierzulande seine Hörer finden wird.

Trackliste

  1. 1. Ain't No Reason
  2. 2. There Is So Much More
  3. 3. Darlin' Do Not Fear
  4. 4. Because You Are A Woman
  5. 5. She's Mine
  6. 6. The One Who Loves You The Most
  7. 7. I Asked When
  8. 8. When You Feel It
  9. 9. So Long Sweet Misery
  10. 10. Someday

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