laut.de-Kritik

Eine vollkommen puristische Ambient-Komposition.

Review von

Die Verbindung mit Warp scheint Eno zu beflügeln. Nach dem kreativen Ausrufezeichen "Small Craft On A Milk Sea" nun endlich das erste reine Soloalbum seit sieben Jahren. "LUX" ist die totale Rückbesinnung auf Enos Ambientwerk. Klanginstallationen, die jeden Rhythmus in sanfter Unnachgiebigleit ersticken. Eine vollkommen puristische Ambient Komposition in 75 Minuten Spielzeit.

Der Innovator selbst versteht "LUX" als Fortführung seines "Music For Thinking" Zyklus, den er zwischen 1975 ("Discreet Music") und 1993 ("Neroli") entwarf. Während Ersteres seine orchestrale Seite betont, besteht die Scheibe aus den Neunzigern vorwiegend aus repetitiven Mustern. "Lux" hingegen macht seinem leuchtenden Namen alle Ehre. Es ergänzt das Klangbild um warm streuende Schwingungen, die sich ihren Weg ins Gehör wie Lichtstrahlen durchs Laub bahnen.

Die meiste Facetten Enos bleiben im Koma. Sonstige Vorlieben wie etwa sein Hang zu Polyrhythmen oder Dekonstruktion gibt es auf dieser Platte keine Sekunde. Die Federboa des Roxy Music-Mitgründers hängt ohnehin längst am Nagel. Was bleibt, ist ebenso behutsames wie unnachgiebiges Erblühen fragilster Musik.

Wer sich einlässt, erliegt unweigerlich dem Zauber des Gemäldes. Bei Enos Vorstellung von Ambient herrscht kein komatöses Vakuum. Sogar im Raum scheinbar totaler Stille entspinnen sich Tonfolgen und Klangpunkte, die ebenso schnell wieder versickern, wie sie sich heraus kristalisieren.

Schon oft hat der Brite sein eigenes Idealbild, "He Loved Him Madly" ("Get Up With It" 1974) von Miles Davis beschworen. "Dieses Stück hat die spacy Qualität, die ich seit jeher suche. Deshalb ist er meiner Arbeit ein Gradmesser, zu dem ich immer wieder zurückkehre." Das diffuse innere Leuchten der aktuellen Soundscapes kommt dem Davis Song in Ausdruck wie Komplexität tatsächlich erstaunlich nah.

Vor allem ein schier endlos nachhallendes Piano fährt dem Hörer buchstäblich durch Mark und Bein. Als roter Faden zieht es sich durch die mitunter gezeitenartig auf und abschwellende Dramaturgie. Nicht perlend sondern tropfend hangeln sich die Tasten von Note zu Note. Besonders jedem Bohren-Freund sollte dies recht gut gefallen. Hinzu kommt das ästhetische Coverartwork zur optischen Abrundung; ein sehr schönes Herbstgemälde.

Egal ob Ferry, Bowie oder Byrne. Eno braucht sie alle nicht. In jenen Momenten, in denen der Mann aus Suffolk auf jede Kollaboration, verzichtet, ganz dem eigenen Instinkt folgt und dadurch jeden popkulturellen Kompromiss im Ansatz eliminiert, ist Eno der eigenen künstlerischen Stimme einfach am nächsten und jenseits jeder Patina.

Trackliste

  1. 1. LUX 1
  2. 2. LUX 2
  3. 3. Lux 3
  4. 4. Lux 4

Preisvergleich

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