laut.de-Kritik

Guter Überblick über das Werk des Jeans-Kanadiers.

Review von

"Oh, Maximo Park", riefen nicht wenige Kollegen entzückt nach einem flüchtigen Blick auf die neue CD in meiner Hand. "Nein", musste ich unumwunden zugeben, "es ist die Bryan Adams Anthology". Ungläubiges Staunen beim nochmaligen Betrachten des Cover-Bildes: tatsächlich Bryan Adams.

Das vielleicht irreführendste Design seit Nino De Angelos Album "Nino" mit gespiegeltem N in der Mitte, was unwiderstehlich an das Logo der Industrial-Helden Nine Inch Nails erinnert. Doch zurück zum Thema: Bryan Adams reiht wieder einmal seine größten Hits aneinander. Weil es gar nicht wenige davon gibt, breitet er seine Schätze auf gleich zwei Silberscheibchen aus – chronologisch von 1980 bis 2005.

Dabei ist "Best Of Me" noch gar nicht so alt, und kürzlich schmiss der Jeans-Kanadier auch noch die dicke "Chronicles"-Box in die Fangemeinde. Was zum Henker wollen wir nun mit dieser "Anthology", die im Prinzip doch nichts weiter als eine erweiterte Version der "So Far So Good"-Zusammenstellung von 1993 darstellt? Gerade eine "Anthology" würde sich zudem dafür anbieten, auch mal bislang weitgehend unbeachtete B-Seiten aus der Schatzkiste zu holen.

Stattdessen, gibt's Songs, die auch jeder, der kein Adams-Fan ist, mittlerweile im Schlaf mitsingen kann. Schade, dass der Name "Anthology" dafür verbraten wurde. Ganz neu sind auf dieser Doppel-CD drei Tracks. Mäßig interessant: "18 'Till I Die" als Live-Nummer. Besonders frisch sind dagegen das etwas verspätete "So Far So Good" - es hätte früher prima als Titeltrack der ersten "Best Of" getaugt - und das solide "Not The Man". Überraschungen? Nö. Die hatte wohl auch niemand ernsthaft erwartet.

"Remember", der erste Song auf "Anthology", zeigt am deutlichsten, dass Adams soundmäßig Veränderungen durchgemacht hat, wenn auch nur leichte. Eine anfangs dünnere, unauffälligere Stimme musste erst aus der Musik herausgeschält werden, um sich zum prägnanten Reibeisenorgan zu entwickeln, das sie bis heute noch ist.

Scheibe Nummer zwei beginnt mit "Please Forgive Me" - Szenen des Schwarzweiß-Videos mit diesem faul herumliegenden Hund ziehen vorbei. "Have You Ever Really Loved A Woman" scheint den Schritt in die heutige Zeit zu markieren. Alle Sounderinnerungen an die achtziger und frühen neunziger Jahre sind wie weggeblasen. Moderner und zeitgemäßer Klang hält Einzug. Natürlich darf auch "When You're Gone" mit Melanie C als Duettpartnerin nicht fehlen. Das neue Album "Room Service" ist dagegen kaum vertreten.

Es dürfte jedem klar sein, dass die Plattenfirma mit dieser Zusammenstellung im Weihnachtsgeschäft lockerer sitzende Euros abgreifen möchte. Dennoch kann von einer Mogelpackung keine Rede sein. "Anthology" versammelt alle zentralen Nummern des Kanadiers von damals bis heute, für einen Neuling bietet die CD einen guten Überblick. Auch Papa oder Mama dürften sich über das Hitpaket "vom Bryan" freuen und können es neben die Elton John-Collection stellen. Hardcorefans müssen wissen, ob ihnen drei Songs das Geld einer Doppel-CD wert sind.

Trackliste

CD1

  1. 1. Remember
  2. 2. Lonely Nights
  3. 3. Straight From The Heart
  4. 4. Cuts Like A Knife
  5. 5. This Time
  6. 6. Run To You
  7. 7. Somebody
  8. 8. Heaven
  9. 9. Summer Of '69
  10. 10. One Night Love Affair
  11. 11. It's Only Love Feat. Tina Turner
  12. 12. Heat Of The Night
  13. 13. Hearts On Fire
  14. 14. (Everything I Do) I Do It for You
  15. 15. Can't Stop This Thing We Started
  16. 16. There Will Never Be Another Tonight
  17. 17. Thought I'd Died And Gone To Heaven
  18. 18. Best of Me

CD2

  1. 1. Please Forgive Me
  2. 2. All For Love feat. Sting & Rod Stewart
  3. 3. Have You Ever Really Loved A Woman?
  4. 4. Rock Steady (Live) Feat. Bonnie Raitt
  5. 5. The Only Thing That Looks Good On Me Is You
  6. 6. Let's Make A Night To Remember
  7. 7. Star
  8. 8. Back To You (Live)
  9. 9. I'm Ready (Live)
  10. 10. On A Day Like Today
  11. 11. When You're Gone Feat. Melanie C.
  12. 12. Cloud Number Nine (Chicane Mix)
  13. 13. The Best Of Me (Live)
  14. 14. Here I Am
  15. 15. Open Road
  16. 16. 18 'Till I Die (Live)
  17. 17. So Far So Good
  18. 18. I'm Not The Man You Think I Am

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