Porträt

laut.de-Biographie

Bukahara

Ein bisschen sehen die Jungs von Bukahara aus wie die Bekanntschaften, die man auf einer WG-Party macht, mit denen man sich angeregt unterhält, während man sein fünftes Bier trinkt, aber deren Namen man sich nicht merkt, geschweige denn, dass man sie überhaupt verstanden hat.

Bukahara - Tales Of The Tides
Bukahara Tales Of The Tides
Stell dir vor, du wärst ein Stein im Meer ...
Alle Alben anzeigen

Würde man Soufian Zoghlami, Ahmed Eid, Daniel Avi Schneider und Max von Einem wirklich auf einer WG-Party treffen und die Lautsprecher fielen aus, müsste sich zumindest niemand Sorgen um die Musik machen. Solange irgendwo ein paar Instrumente rumliegen, sind die vier jederzeit in der Lage, die Party wieder in Gang zu setzen und den Abend zu retten.

Bukahara nämlich sind Multiinstrumentalisten, die komplett auf elektronisch erzeugte Klänge verzichten können und Wert auf handgemachten Sound legen. Soufian singt, spielt Gitarre und Schlagzeug, Ahmed ist für Bass und Percussion verantwortlich, Daniel spielt Geige und Mandoline und Max Posaune, Sousaphon und Schlagzeug. So trägt allein schon wegen der unterschiedlich verteilten Talente und Instrumente jedes Bandmitglied seinen Teil zum einzigartigen Bandsound bei.

Was Bukahara von anderen Combos unterscheidet, ist aber nicht nur die Mischung der Instrumente. Eine solche oder ähnliche Kombination weisen viele Bands auf. Um dem außergewöhnlichen Sound von Bukahara auf den Grund zu gehen, untersucht man am besten die Einflüsse und Wurzeln der einzelnen Mitglieder.

Als Herkunftsort der gesamten Formation kommt am ehesten die Stadt Köln in Frage. Dort haben sie sich während des Jazz-Studiums kennengelernt und 2009 Bukahara gegründet. Die Einflüsse und Wurzeln der Band könnten aber unterschiedlicher kaum ausfallen.

Während Max im westfälischen Münster aufgewachsen ist, ist Ahmed in Syrien geboren und in Palästina aufgewachsen. Erst mit 18 kam er mit einem Stipendium von Ramallah nach Lübeck. Daniels jüdisch-schweizerische Herkunft trägt zum manchmal nach Gypsy-Jazz klingenden Sound der Band bei.

Leadsänger Soufian ist zur Hälfte Tunesier, seine Stimme klingt rauchig wie ein guter Whisky. Die Einzigartigkeit der Band rührt also von der Kombination der Einflüsse, der Kulturen, der Herkünfte, der Erlebnisse, der Erfahrungen her. Das Produkt in ein einziges Genre einzuordnen, erscheint schier unmöglich. Zu den Schubladen, in die man die Songs von Bukahara einsortieren kann, zählen unter anderem Pop, Alternative, Gypsy, Reggae, Folk, Singer/Songwriter, Arabic–Balkan und natürlich Jazz.

Passenderweise nennt die Band ihr zweites Studioalbum "Strange Delight", also "seltsames Vergnügen". Wer einen Eindruck davon erhalten will, was auf den Konzerten von Bukahara abgeht, höre sich "Live Session" aus dem Jahr 2019 an und wird nachvollziehen, warum die Band mit jedem Gig weitere Fans dazugewinnt.

Nach dem gemeinsamen Studium, gemeinsamen Trips durch den Balkan und wochenlangem gemeinsamen Leben im Studio, das nur zum Essen, nicht einmal zum Schlafen verlassen wurde, verbringt die Band mittlerweile nicht mehr ganz so viel Zeit auf einem Haufen. Da ihre Musik aber nicht allein von gemeinsamen Vagabunden-Erfahrungen lebt, profitiert die Band von den Pausen, den eigenen Projekten der einzelnen Mitglieder und in der Zwischenzeit gemachten Erfahrungen, ohne sich auseinanderzuleben.

In der anfangs erwähnten angeregten Unterhaltung auf der imaginären WG-Party hätten die vier sicherlich Einiges zu erzählen: von ihren besten Konzerten, vom Tourleben oder von ihrem feucht-fröhlichen gemeinsamen Balkantrip im Van, bei dem es zwar oft an Schlafplätzen für die Nacht, aber dafür nicht an Alkohol gemangelt hat.

Auch in ihren Texten hat die Band viel zu sagen. Handelten sie in der Vergangenheit häufig von persönlichen Wünschen, Träumen und Ängsten, von Wanderlust, Fern- und Heimweh, begreift sich Bukahara bald auch als politische Band, übernimmt Verantwortung und beschäftigt sich mit der Gegenwart, mit der Gesellschaft und aktuellen Themen.

Wen es interessiert, was der Name Bukahara eigentlich bedeutet, den wird die Erklärung der Band womöglich etwas enttäuschen. Laut Violinist Daniel sei es "ein lautmalerisches Wort, das ein bisschen exotisch klingt, man weiß aber nicht, woher es kommt". Auch wenn es also keine spektakuläre Entstehungsgeschichte oder tiefgründige Interpretationsbasis für den Namen gibt, so passt er doch sehr gut.

Lautmalerisch, exotisch, nicht so ganz eingrenzbar ... damit lassen sich Bukahara schon ganz gut beschreiben. Solange die vier musikalisch und freundschaftlich verbunden bleiben, steht tollen Alben und euphorisierenden Liveshows nichts im Weg.

Alben

Surftipps

Noch keine Kommentare