laut.de-Kritik

Headbangend in den Untergang.

Review von

Burden Of Grief aus Kassel und ihr Bandleader Philipp Hanfland setzen kurz vor ihrem 30-jährigen Bandjubiläum - statt auf Schwanzparade - lieber auf bekannte Stärken und arbeiten diese humorlos aus. Das Grundgerüst von "Destination Dystopia" bilden die originalen Zutaten des Melodic Death Metal göteburg'scher Prägung: eine klare Struktur aus Strophe, Refrain, Bridge und Breaks, dazu melodiöse Leadriffs, straighte Beats und Growls angenehmer Güteklasse. Nach guter, alter deutscher Brauart à la Kreator gebraut lässt sich die Kombo ab und an noch eine Thrash Metal-Hopihalido schmecken.

Der Opener "World Under Attack" bläst from the scratch bombastisch zum Angriff. God Dethroned-Jünger erkennen Parallelen zum Intro vom "The World Ablaze"-Album, auf dem die Niederländer ja den ersten Weltkrieg in Todesblei gossen. Das Intro symbolisierte damals die jubilierende, positiv angespannte Stimmung vor allem in der deutschen Bevölkerung, die dann in unsagbarem Leid endete. Und genau diesen Rahmen ziehen auch Burden um ihr Album und starten mit "We came to kill, we came to rise, We came to fight"-Spirit.

Überhaupt orientieren sich Burden Of Grief stark an jenen God Dethroned, ohne deren stilistischen Überbau - Vatikan-Vibes bei "Illuminati" oder den klinisch-kalten Sound auf "The World Ablaze" - mitzudenken. "A Daydream Of Sorrow" bricht als Midtempo-Mosher den Nacken. "I die all along" schreit Sänger Mike Huhmann. Die Zerstörung richtet sich nach Innen. Wie kann ich in einer kaputten Welt noch gesund leben?

"Exposed To The Dark" zieht das Tempo an wie At The Gates, Blastbeats inklusive, während die Breakdowns eher als sanfte Verschnaufpausen agieren. Die Tempiwechsel stören nicht und werden von den Gitarren meisterhaft überbrückt. In "Downfall" trimmt Huhmann die Stimme ein paar Noten tiefer, der Thrash rückt in den Vordergrund und ein seltenes Soli veredelt den Track. Auch die Lyrics fügen sich stimmig in die Songs ein. Weder dominieren die Texte die Musik noch schämt man sich bei den Zeilen so fremd wie bei Prong, die ein ähnliches Thema beackerten.

Burden Of Grief haben aus den Entscheidungen der Vergangenheit gelernt und die angestrengt wirkende Progressivität des Vorgängers "Eye Of The Storm" wieder komplett aus dem Sound geschmissen. Wie auf Schienen fährt "Destination Dystopia" headbangend dem Untergang der Welt entgegen, um sich glücklich ob der gut investierten Musikzeit mit dem Schlusssong "My Suicide" ins eigene Messer zu stürzen. Wie sangen EA80 einst: "kann es sein, dass die Worte ihren Sinn verlieren, sobald sie gesprochen sind". Auf Burden Of Grief bezogen: Die kaputte Gesellschaft verliert die Macht über mein Leben, wenn ich darüber singe - und meine Seele (temporär) weniger leidet.

Trackliste

  1. 1. World Under Attack 05:29
  2. 2. A Daydream Of Sorrow 05:00
  3. 3. Exposed To The Dark 04:39
  4. 4. Fevered Dreams 04:20
  5. 5. Downfall 03:10
  6. 6. The Devil's Bride 04:44
  7. 7. Mass Murder Society 03:48
  8. 8. Destination Dystopia 05:00
  9. 9. Fall Into Oblivion 04:07
  10. 10. My Suicide 05:43

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