laut.de-Kritik

Breakdown-Riffs, kreisende Gitarrenleads und Moshpit-Shouts.

Review von

Calibans musikalischen Pfad der letzten Jahre beschreibt man wahlweise mit einem der folgenden Wörter: "konsistent" oder "stagnierend". Jedenfalls erspielten sie sich damit einen festen Platz nicht nur in der deutschen, sondern auch der internationalen Metalcore-Szene. Daraus machen sie auf "Elements" auch keinen Hehl, rekrutieren sie doch mit Brian "Head" Welch (Korn), CJ McMahon (Thy Art Is Murder) sowie Nastys Mathias und Eskimo Callboy-Kumpel Sushi vier namhafte Gastsänger.

Breakdown-Riffs, kreisende Gitarrenleads, hie und da eine Schicht Synthesizer, beständiger Wechsel zwischen brutalen Moshpit-Shouts und großflächigen Refrains – das ist das Grundrezept für "Elements". Das Album hört sich wie das kleine Einmaleins des Metalcore und unterscheidet sich damit hauptsächlich durch die Songtitel vom Vorgänger "Gravity".

Wen das grundsätzlich nicht stört, dem setzen Caliban freilich wieder einige amtliche Bretter vor. Im Opener "This Is War" ballern sie dem Titel entsprechend aus allen Brutalo-Rohren. Der Refrain gerät eingängig, aber nicht zu süß – wie auch sonst auf dem Album. Zwar nähern sie sich stellenweise Linkin Park an ("Intoxicated"), aber immer mäht irgendwo ein harsches Riff dazwischen oder Andreas Dörner zerbrüllt den Zuckerguss mit seinen Growls.

Und damit zu den Problemen. Denn apropos Growls: Abgesehen vom Namedropping gibt es eigentlich keinen Grund, warum in "Before Later Never Comes" CJ McMahon den Breakdown-Part vertont, nicht Dörner selbst. Vielleicht kommt der Australier etwas tiefer, abgesehen davon ist sein Feature eher vergessenswert. To be fair: Seine Riffgrundlage gestalten Caliban nicht besonders kreativ. Ähnlich unspektakulär sind auch die anderen Gastauftritte. Brian "Head" Welch geht in "Masquerade" total unter, "Ich Blute Für Dich" mit Sushi und Mathias fällt vor allem durch das stumpfste Songwriting des Albums auf. Dieses rhythmische Hacken auf tiefer gestimmten Gitarrensaiten "riffen" zu nennen, wäre unangebracht.

Letztlich bewahrt Calibans Routine und absolute Sicherheit im Genreschema F "Elements" aber auch davor, zum Reinfall zu werden. Schlüssiger Songaufbau ist Standard bei den Deutschen – das gilt auch für Tiefpunkte wie "Ich Blute Für Dich". Und meist spielen sie eben doch im oberen, statt unteren Durchschnitt. Die Halbballade "Carry On" verfügt über Killer-Chorus und gute Dramaturgie, "The Great Unknown" und "Sleepers Awake" überzeugen kurz vor Schluss als epischer Headbanger bzw. aggressiver Circle Pit-Motivator. Wenigstens für Fans rechtfertigt das den Blindkauf.

Trackliste

  1. 1. This Is War
  2. 2. Intoxicated
  3. 3. Ich Blute Für Dich
  4. 4. Before Later Becomes Never
  5. 5. Set Me Free
  6. 6. My Madness
  7. 7. I Am Fear
  8. 8. Delusion
  9. 9. Carry On
  10. 10. Masquerade
  11. 11. Incomplete
  12. 12. The Great Unknown
  13. 13. Sleepers Awake
  14. 14. Dark Shadows
  15. 15. Forsaken Horizon

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1 Kommentar

  • Vor 6 Jahren

    Mal wieder ein typisches Caliban "Zwischenalbum". Noch immer besser als der Rest, aber an den eigenen Leistungen gemessen, nicht gut genug. War für mich so mit dem unglaublich guten "I am Nemesis". Die Platte war super genial. "Ghost Empire" klang dann so, als wären da alle Lieder drauf, die es nicht auf die vorherige Platte geschafft haben. Gebe trotzdem 4/5 weil es einfach gut reingeht und Spaß macht. Vor allem das gescholtene "Ich blute für dich", selbst dann, wenn es nur wegen der geilen Mischung aus Caliban, Nasty und EC liegt.