laut.de-Kritik

Dem Dasein mal ein Lächeln entgegenschleudern!

Review von

Das Intro aus himmelwärts anhebendem Streichersatz deutet an, wohin die musikalische Reise dieser schottischen Band um Frontfrau Tracyanne Campbell geht. Nach den wunderbaren Vorgängeralben "My Maudlin Career" (2009) und "Let's Get Out Of This Country" (2006) haben Camera Obscura mit ihrem verträumt-fröhlichen Indiepop nun zu einer Erhabenheit aufgeschwungen, der sich nur wenig in den Weg stellen kann.

"We're going to make a record then sail around the world/ we might not storm the charts completely/ but we'll do our very best" heißt es in "Every Weekday". Und was die Kombo mit diesem Album abliefert, ist geschmackvoll und stilsicher.

Das ist Herzensmusik mit Retro-Charme, die sich mal langsam schlendernd, mal lustvoll hüpfend ihren Weg bahnt und auch den emotionalen Unberechenbarkeiten des Daseins ein Lächeln entgegenschleudert. Der umarmende Gesang Campbells trägt die Songs, Melodien entfalten mit unverstellter Tendenz zur Lieblichkeit ihren ganzen Zauber.

Als Background-Sängerin hat Campbell in vier Liedern die Neko Case an ihrer Seite, Jim James von My Morning Jacket ergänzt ihren Gesang in einem Song. Dem traditionellen Instrumentarium aus Drums, Gitarre, Bass und Orgel treten Bläser und Synthesizer-Einlagen zur Seite, für die hörbar flauschigen Arrangements zeichnet sich der Produzent Tucker Martine (The Decemberists, My Morning Jacket, Sufjan Stevens) verantwortlich.

Während sich "This Is Love" mit watteweichen Keyboardfächen und einer kauzigen Saxophon-Linie in unaufgeregter romantischer Süße ergeht, weben sich in "Troublemaker" oder im inhaltlich erotischen "Do It Again" markante Gitarrenmuster und der dynamische Schlagzeugrhythmen ineinander. Und immer wieder diese unwiderstehlichen, zweistimmig vorgetragenen Refrains, die Campbell mit einer erstaunlich lässigen Selbstverständlichkeit aus dem Ärmel schüttelt.

Im langsamen Walzertakt glänzt "I Missed Your Party" mit wunderbarer Brass-Sektion und einer Protagonistin, die der Partyeinladung nicht nachkommen will und sich stattdessen lieber dem Hören von Billy Joel, der Lektüre vom Walt Whitman und dem Film Flashdance widmet. "Break It To You Gently" wartet dagegen mit schwelgerischen Synthie-Einlagen auf, an denen selbst OMD ihre Freude hätten, der melancholische Titeltrack "Desire Lines" berührt mit weichen Pianoschlägen und fein gesetzter Pedal Steel-Gitarre.

Das durchweg niveauvolle Werk bewegt sich lyrisch wie musikalisch zwischen Lust und Unschuld und gefällt mit einem romantisch durchzogenem Popverständnis, das sich atmosphärisch Elemente des 60's-Pop und des Easy Listening einverleibt hat und diese mit einer äußerst charmanten Indie-Attitüde krönt. Mit "Desire Lines" tauchen Camera Obscura den grauen Alltag mit viel Gefühl in heitere Farben.

Trackliste

  1. 1. Intro
  2. 2. This Is Love (Feels Alright)
  3. 3. Troublemaker
  4. 4. William's Heart
  5. 5. New Year's Resolution
  6. 6. Do It Again
  7. 7. Cri Du Coeur
  8. 8. Every Weekday
  9. 9. Fifth In The Line To The Throne
  10. 10. I Missed Your Party
  11. 11. Break It To You Gently
  12. 12. Desire Lines

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LAUT.DE-PORTRÄT Camera Obscura

Mit der Camera Obscura (lat. Camera = Kammer; obscura = dunkel), der sogenannten Lochkamera, experimentieren Astronomen bereits vor dem 13. Jahrhundert.

3 Kommentare

  • Vor 10 Jahren

    Dieses Lächeln erscheint aber auch nur zweifelnd hinter einem dunklen, vergitterten Kellerfenster...
    Gar schaurige Musik.

  • Vor 10 Jahren

    Großartiges Album, wie immer von Camera obscura. Ach, und wer das schaurig findet, der oder die mag dieser art von musik sowieso nicht. Daher erübrigt sich der kommentar. Ich nehme an Hoshi mag auch Belle Sebastian oder the pastels nicht, stimmts? Alles klar.

  • Vor 10 Jahren

    Großartiges Album, wie immer von Camera obscura. Ach, und wer das schaurig findet, der oder die mag dieser art von musik sowieso nicht. Daher erübrigt sich der kommentar. Ich nehme an Hoshi mag auch Belle Sebastian oder the pastels nicht, stimmts? Alles klar.