laut.de-Kritik
Capone und Noreaga endlich wieder vereint.
Review von Stefan JohannesbergNach dem legendären "The War Report" aus dem Jahre '97 und zwei eher schwächeren Soloalben ('98, '99) von Noreaga melden sich die Queensbridge/NY MCs Capone & Noreaga mit "The Reunion" wieder zurück. Noreaga musste die letzten zwei Jahre auf Capone, seinen kongenialen Partner, wegen Knastbesuches verzichten und hatte damit persönlich wie auch musikalisch zu kämpfen. So reichen seine zwei Soloalben nicht annähernd an das Debüt heran. Denn diese Platte gilt noch heute als Meilenstein des Eastcoast-Sounds. Mit rauhen Beats, hypnotischen Klaviersamples und dreckigen Streetlyriks schufen sie zusammen mit den Freunden von Mobb Deep die intensivste musikalische Darstellung des Ghettolebens überhaupt.
Mit "The Reunion" versuchen sie nun an alte, glorreiche Zeiten anzuknüpfen. Es geht auch sehr vielversprechend los. Die Platte fängt stimmig mit dem typisch pathetischen Intro an. Es folgt mit "Phonetime" ein solider Track, auf dem die Vocals von Capone bei einem Telefongespräch aus seiner Gefängniszelle aufgenommen worden waren. Der erste Höhepunkt ist das vom angesagten The Alchemist produzierte "Queens", mit Klavierloop, weiblichen Vocalsample und R'n'B-Gesang im Chorus. Dieser Song hätte auch von "The War Report" stammen können. Doch es wird noch besser, denn es folgt der branchenübliche DJ Premier-Hit. "Invincible" heißt das Stück und burnt Dich mit den bekannten Primo-Zutaten, wie der ultimativen Bassdrum, den treibenden Scratches und dem groovenden Klassiksamples. Noreaga entschuldigt sich hier für sein halbherziges zweites Soloalbum "Melvin Flynt: Da Hustler". "I can´t believe, I´ve fucked up and made a half ass Album. My Excuse is: My Pops just died and i wanna make music."
Es folgen "Bang Bang" mit einem derben Lil Kim Diss von Foxy Brown und mit "Gangsta Skit" ein gelungenes Capone-Solo. Doch was passiert nun? Die nächsten Lieder wollen nicht richtig im Ohr hängen bleiben, ja es stellt sich sogar Langeweile ein. Selbst Meister der Regler wie Havoc von Mobb Deep oder Lord Finesse schaffen es nicht, mit ihren Stücken zu überzeugen. Zu ähnlich und drucklos klingt die Kombination aus trockenen Beats und Klassikloops. Auch das vorher noch cool kommende Gangstergetue von Noreaga und Capone geht einem so langsam auf den Wecker. Da helfen selbst die Gastfeatures von u.a. Nas, Final Chapter und Prodigy (Mobb Deep) nicht viel.
Versteht mich nicht falsch, die Tracks sind nicht schlecht. Doch Capone & Noreaga wollen sich an ihrem Debüt messen lassen, und so hätte man dem Album noch ein wenig mehr Zeit geben müssen. Doch in einer Zeit, wo Jay-Z, DMX oder Method Man Platten im Halbjahreszyklus auf den Markt werfen, bleibt leider keine Zeit für ausgereifte Produkte. Weihnachten steht vor der Tür, auch im Hip-Hop bedeutet dies Zahltag. Wie Noreaga sagte : "We gotta feed the kids."
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