laut.de-Kritik
So zeitlos und cool wie Jeansstoff.
Review von Stefan MertlikJeans sind zeitlos und cool. Weshalb sonst wecken Cowgirls und Cowboys in ihren Denims seit Jahrhunderten Sehnsüchte bei Groß und Klein. Von "Red Dead Redemption" über "Brokeback Mountain" bis "The Ranch" – Chinos würde einiges von der Toughness nehmen. "Covers" von Cat Power setzt im Artwork zwar auf eine Jeansjacke statt Hose, die Wirkung bleibt aber gleich: Das muss solide sein.
Tatsächlich weiß die Singer-Songwriterin, was sie auf "Covers" tut. Nach "The Covers Record" von 2000 und "Jukebox" von 2008 veröffentlicht sie das dritte Album mit Neuinterpretationen. Und bei ihr wirken diese Projekte nicht wie Zwischenmahlzeiten, sondern wie vollwertige Studioalben. Wenn die 49-Jährige covert, drückt sie den Stücken einen eigenen Stempel auf.
"Too many times married men think they're still single / That has caused many a good girl to go wrong", singt Power in "It Wasn't God Who Made Honky Tonk Angels". Während das Original von Kitty Wells auf den vollorchestrierten Country-Charme der 1950er setzt, fällt Powers Version deutlich reduzierter aus. Ein Bass, ein mit angezogener Handbremse gespieltes Schlagzeug – das genügt.
Am großartigen "Bad Religion" von Frank Ocean können Nachahmer nur scheitern. Cat Power versucht gar nicht erst, das von Streichern getragene Original zu kopieren. Das würde sie weder mit ihrer Songwriter-Ausrüstung noch mit ihrer Stimme schaffen. Stattdessen verwendet sie einen simplen Piano-Loop und ein hypnotisches Drumming.
Spannend wird es, wenn Power sich selbst covert. Aus "Hate" von 2006 macht sie "Unhate" - und so aus einem Gänsehaut erzeugenden Akustikstück eine saucoole Alternative-Version mit treibenden Kicks und Snares. Spätestens hier wird klar, dass Power ihre Kompetenzen einschätzen kann. Deshalb gehen Projekte wie "Covers" auch auf und wirken nicht wie B-Seiten-Sammlungen.
Bob Seger, Lana Del Rey, Jackson Browne, Iggy Pop, The Pogues, Nick Cave und The Replacements – sie alle werden mit Neuinterpretationen geadelt. Power hat geschmackvolle Stücke ausgewählt. Etwas unspektakulär klingt die Platte dennoch. Es scheint, als hätte die Musikerin bewusst Pomp und Trademarks der Originale weggelassen, um sich nicht zu verheben. So wirken die Stücke zwar wie eigene, aber die Wucht der Vorlagen fehlt ihnen mitunter. Trotzdem: zeitlos und cool – wie Jeansstoff eben.
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