laut.de-Kritik
Klassischer Battle-Rap und melancholischer Singsang.
Review von Robin Schmidt"Das ist Suchen und Zerstören, es liegt ein Fluch auf dieser Platte / Du brauchst Schutz um sie zu hören, sie hinterlässt nur Schutt und Asche": Acht Jahre nach dem zweiten Teil poltert Chakuza wieder los, um die Trilogie zu seinem persönlichen Klassiker abzuschließen.
Dabei scheint er in letzter Zeit Gefallen daran gefunden zu haben, seinen treuen Anhängern aus alten Tagen ordentlich "Payback" zu geben. Wie schon beim Kollabo-Album "Blackout 2" mit Bizzy Montana gerät die Tracklist überraschend lang, umfasst insgesamt 26 Songs plus zwei Skits. Bei so viel Output stellt sich die Frage, ob Chakuza sein Pulver nicht schon längst verschossen hat.
Die "Suchen und Zerstören"-Reihe stand schon immer für jene zwei Aspekte, zwischen denen Chakuza in seiner musikalischen Vita hin und her pendelt: Klassischer Battle-Rap und melancholischer Singsang. Beide Seiten finden sich etwa zu gleichen Anteilen auf der Platte.
Zunächst lässt der "Bad Lieutenant" mit derben Punchlines mächtig Dampf ab. Dabei bedient sich Chakuza bei dem eigenwilligen Humor aus früheren Ersguterjunge-Zeiten: "Du bist Alf, ich bin Obi Wan Kenobi in Star Wars / Du bist krank und knabberst an einem Tampon von Sza Sza Gabor" ("Intro"). In "Timeout" klingt das dann so: "Deine Frau wird im Bio-Laden von Chia-Samen schwanger" oder "Du armer Basstard kriegst nicht mal bei Lidl einen Handyvertrag".
Zum EGJ-Nostalgie-Level trägt die Zusammenarbeit mit Baba Saad bei. Letzterer dominiert auf dem klatschenden Beat leicht und lässt wissen: "Chakuza ist Legende, Saad ist Legende / Dieses Thema ist beendet". Also immer noch "Alles Easy" bei den beiden.
Bevor Chakuza zu seichteren Tönen übergeht, lässt er auf "Asolied" und "Piss Auf Dein Grab" noch mal ganz den prolligen Hengst raushängen: "Der Atem deiner Mum riecht nach dem Blasen nach Wurst, aber rate mal – nicht nach gebratener Wurst". Wer auf Mutter-Disse weit unter der Gürtellinie steht, ist hier genau richtig.
Die Kehrseite der Medaille liefert der Linzer dann mit reflektierten und gesellschaftskritischen Songs. In "Alles Ist Ich" trauert Chakuza gemeinsam mit D-Bo vergebenen Chancen hinterher. Beide sind aber auch der Auffassung, dass diese zum Leben dazu gehören und einen Menschen stärken.
"Shopping Religion" thematisiert die unendliche Konsumwelt und in "Fremder Stern" erkennt Chakuza die Welt nicht mehr wieder. Seine innere Zerrissenheit spiegelt sich auch im Titeltrack wider: "Ohne Waffe mache ich mich erst mal selbst kaputt / Doch mit Waffe mache ich die ganze Welt kaputt".
Chakuza hat also Recht: "Suchen und Zerstören 3" hinterlässt auf einigen Ebenen Schutt und Asche. Allerdings hätte er die Platte etwas straffen sollen, um sie weitgehend ohne zu skippen durchzuhören. Eingefleischte EGJ-Fans werden aber ebenso auf ihre Kosten kommen wie Sympathisanten seiner melancholischeren Werke.
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