Chicago - " Now"

Chicago machen ihr Ding - und das nun schon seit fast 50 Jahren. Auch auf ihrem 36. Studioalbum "Now" wandeln die vier Gründungsmitglieder Robert Lamm, Lee Loughnane, James Pankow und Walter Parazaider zusammen mit ihren Backing-Kollegen auf altbekannten musikalischen Pfaden. Diese sind gepflastert mit reichlich Bläsern, jeder Menge Strat-Gitarren und feinsten Hooks und Harmonien.

Mit wahlweise jazzig angehauchtem, mit einer Prise Funk untermaltem oder straightem AOR verdient man sich in Zeiten von fetten Beats und Autotune sicherlich keine goldene Nase mehr. Den betagten Herren vom Südwestufer des Michigansees ist das aber schnuppe. Zwar schummeln sich hier und da einige Neuzeit-Einwürfe ins Geschehen, doch schwelgt der Großteil des Präsentierten in Erinnerungen.

Diese haben ihren Ursprung in den frühen Achtzigern, als Songs wie "If You Leave Me Now" oder "Hard To Say I'm Sorry" vielen Schmusepärchen auf dieser Welt als zartschmelzende Betthupferl dienten. Heute wird ein ähnlich strukturierter Fünfminüter wie "Love Lives On" wohl nur noch im eingefleischten Grauhaar-Lager für Liebesschübe sorgen.

Auch flotte Momente wie das schnippende "Crazy Happy", die funkige Bingo-Bongo-Diskokugel "Something's Coming, I Know" oder der fast schon mystische Groover "Naked In The Garden Of Allah" werden an den Ohren der Jugend von heute vorbeiziehen, wie der Fahrtwind eines Formel Eins-Boliden. Ältere Semester sowie die globale Minderheit von Freunden porentief reiner Rocky-Balboa-meets-Starsky-und-Hutch-AOR-Klänge werden am neuen Chicago-Schaffen hingegen ihre wahre Freude haben, denn die Herren Lamm und Co interessieren sich nun mal nicht für Hypes. Das haben sie noch nie. Und das ist auch gut so.

Schuster, bleib bei deinem Leisten: Es gibt Bands, da ist man froh, wenn der Blick über den Tellerrand keine Rolle spielt.