laut.de-Kritik
Der Frankfurter DJ macht keine Gefangenen ...
Review von Daniel StraubSein Booking-Schedule ist dieser Tage wieder gut gefüllt: Chris Liebing, Frankfurter Techno-Produzent und viel gebuchter Discjockey, jettet im Wochenrhythmus um die Welt. Von der Tschechischen Republik nach Ibiza, nach New York, zurück nach Ibiza und weiter in Richtung Italien. Von einem Gastspiel in Belgrad hat Liebing ein zweistündiges Set mitgebracht, das jetzt unter dem Titel "Live In Beograd" auf seinem Label CL-Rec. erscheint.
Zweimal mixte Liebing in der jüngeren Vergangenheit fürs Frankfurter U 60311. Einmal für sein Label Stigmate. Mit "Live In Beograd" hat er sich nun eine Herzensangelegenheit erfüllt, wie die ausführlichen Liner-Notes verraten. Das spezielle Ambiente des Abends, die besondere Euphorie der Clubgänger des Balkans und die schwierige jüngere Geschichte Belgrads machten den Auftritt zu einem unvergesslichen Erlebnis für den Frankfurter Produzenten. In Form einer Doppel-CD wird er nun wieder zum Leben erweckt.
Musikalisch drückt Chris Liebing von Beginn an mächtig. Straighte Beats prägen "Live In Beograd" von der ersten bis zur letzten Sekunde. Zwischendurch darf aber doch manchmal kurz Luft geholt werden, bevor die Beats wieder wuchtig und massiv nach vorne preschen. Dabei verzichtet Liebing dieses Mal auf die ganz harten Tools, mit denen er vor Jahren ein ganzes Subgenre aus der Taufe hob. Das kommt vor allem dem Groove zu gute, der früher im allgemeinen Geschredder oftmals zu kurz kam.
So aber ist "Live In Beograd" ein bis unter die Haarspitzen mit Energie aufgeladenes Album, das keine Gefangenen macht und zudem für alle Hobby-DJs reichlich Einkaufstipps bereit hält. Dabei setzt Liebing mit Henrik B., Ben Sims aka Aural Emote, Joey Beltram oder Eric Sneo auf bekannte Größen der Szene. Daneben treten aber auch weniger populäre Produzenten wie der Belgier Frank Biazzi oder der Franzose Olivier Giacomotto, der es mit seinen Tracks jüngst auch bei Carl Cox in die Playlist schaffte.
Klar, dass Liebing mit "Live In Beograd" auch Werbung in eigener Sache macht. Schließlich ist für den Herbst ein Album zusammen mit Speedy J. angekündigt. Den gemeinsamen Track "Trezcore" kennt man schon von Speedy J.s "Collaps"-Serie. "Tunox" hingegen könnte ein erster Appetizer für das neue Album sein. Eine schwer rollende Bassline und der dunkel aggressive Drive des Tracks versprechen bestes Futter für die Peak-Time auf dem Dancefloor.
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