laut.de-Kritik

Pop ist groß!

Review von

Ein Blick auf das Cover macht eigentlich schon alles klar. Christian Harder ist ein Paradies-Vogel à la David Bowie. Einer, der überall seine Finger mit im Spiel hat. Egal, ob als Produzent (u.a. der Mediengruppe Telekommander), als Remixer oder selbst als Musiker. Einer, der die Geschichte der Pop-Musik bis ins Detail versteht, verinnerlicht hat und vor allem auslebt.

Letzteres macht sein Debüt mehr als deutlich. Und in Anlehnung an seine Buddies von der Mediengruppe, schreit jeder Song dieser Platte bis zum Erbrechen: Pop, Pop, Pop! Und das immer aus einer anderen Richtung. Für entdeckungsfreudige Ohren ist "Goodbye Monkey Gravity" sicherlich eines der Highlights gegen Ende des musikalischen Jahres 2004.

Denn diese Platte wimmelt nur so vor Überraschungen. Im Opener "Musik Für Unsere Kinder" wickelt Harder einen noch mit seichten atmosphärischen Synthies und leichter Stimme um den Finger, nur um im nächsten Song "Popland" mit rauen Beats, bedrohlicher Stimme und bis zum Anschlag verzerrten Samples ordentlich auf den Putz zu hauen. Harder macht in seiner Musik vor nichts halt und verbrät alles und jeden. Geschickt hangelt er sich von 70iger Funkyness bis zum Millenniums Electro-Clash durch die Jahre und klingt trotzdem immer nach dem guten alten Pop.

Egal ob Hader zwirbelt ("If Reactions") und oder auf Electro-Softie ("Remember Me") macht. Der Pop ist allgegenwärtig und lässt so sogar zwischen Party-Hammern ("Popland"), die die Fäuste recken und mit Wohnzimmer-tauglichem Vocoder-Ambient ("Esc PDN") eine rote Linie entstehen. Selbst aus den verdrehtesten Instrumentals wie in "This World Is Full Of Beauty" schafft er trotz der unüberschaubaren Masse an Elementen noch einen eingängigen Song.

Mit seinem Sound tritt Harder so etwas wie das Erbe von den dahingeschiedenen Dakar & Grinser an, verbindet er doch das Beste aus deren zwei Lager: die dumpfen Electro-Beats und den gerne etwas schwülstig-poppigen Sprechgesang-Vocals von Grom einerseits, und die aggressive streng nach vorne gehende Funkyness eines Christian Kreuz andererseits. Daraus bastelt Christian Harder aber natürlich seinen ganz eigenen Electro-Pop.

Wer so genial Simon & Garfunkel in einen Song reinbaut, und die Sample-Fetzen nicht nur als loses und einfach nur cool klingendes Etwas in den Sound dragt und droppt, sondern stimmig mit einem Song vernetzt, braucht sich um seine Eigenständigkeit nun wirklich keine Gedanken zu machen. Pop ist groß, Leute. Kauft diese Platte, um das weiterhin zu glauben.

Trackliste

  1. 1. Musik Für Unsere kinder
  2. 2. Popland
  3. 3. Take After
  4. 4. Folding Genomes
  5. 5. Grady
  6. 6. Every Moment
  7. 7. Remember Me
  8. 8. If Reactions
  9. 9. This World Is Full Of Beauty
  10. 10. ESC PDN
  11. 11. Leichen Im Keller

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