laut.de-Kritik

22 Songs, prall gefüllt mit sozialkritischen Texten.

Review von

Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. So war es auch mit dem Album von Chumbawamba. Ende Januar berichtet der US-Online Dienst Sonicnet von einem Titel mit Namen "Flight # 1721", der sich auf dem neuen Album der britischen Gruppe befinden soll und sich damit beschäftigt, wer bei einem Flugzeugunglück auf der Passagierliste stehen sollte. Auf dieser sogenannten Todesliste sollten sich dann unter anderem Bill Gates, Ally McBeal und Gerhard Schröder befinden.

Jetzt aber mal ganz sachte. Weder Mr. Microsoft, noch Fräulein Flockhart oder der Herr Bundeskanzler haben einen Grund an dieser Stelle zu hyperventilieren. Auf dem neuen Album WYSIWYG (What You See Is What You Get) ist der Titel gar nicht enthalten, aber dafür 22 andere Songs, die prall gefüllt sind mit sozialkritischen Texten.

Von den Anfängen von Chumbawamba habe ich persönlich nichts mitbekommen. Liegt vermutlich daran, dass ich zu der Zeit noch mehr an Hörspielkassetten als an Anarchobands interessiert war. Mit dem Wechsel zum Majorlabel Emi und dem Erscheinen des Albums "Tubthumper" 1997 sind Chumbawamba in mein Leben getreten. Hört sich dramatisch an, ist es aber nicht. Ich dachte bis dahin, dass Musik, die tanzbar und wirklich unterhaltend ist, nicht auch noch eine Botschaft haben kann. Irrtum!

Für Chumawamba ist die Musik eine Möglichkeit, ihre Message rüberzubringen und diese Message ist wichtiger als die Musik selber. Daher ist es auch kein Wunder, dass sich unter ihren Alben sowohl Punkrock Scheiben wie auch ein Folk Album befinden. Ihrer Botschaft sind sie allerdings immer treu geblieben. Auf "WYSISWG" beweisen Chumbawamba, dass Sozialkritik nicht laut und ruppig daher kommen muss, sondern auch durchaus melodiös sein kann. Neben Pedal Steel Gituar und Saxophon findet auf dem Album der Song "New York Mining Disaster 1941" von den Bee Gees aus dem Jahr 1967 seinen Platz.

Das Ergebnis ist ein Album, das seinesgleichen sucht. Musik, der man stundenlang verzückt lauschen kann und Texte, die zum Nachdenken anregen. Wer sich nicht wünscht, dass sein Leben "Plug and Play" wäre und sich nicht jeden Tag von Microsoft die Frage "Where do you want to go today?" stellen lassen möchte, ist bei Chumbawamba genau richtig aufgehoben.

Trackliste

  1. 1. I'm With Stupid
  2. 2. Shake Baby Shake
  3. 3. Pass It Along
  4. 4. Hey Hey We're The Junkies
  5. 5. The Health & Happiness Show
  6. 6. I'm Coming Out
  7. 7. I'm In Trouble Again
  8. 8. Social Dogma
  9. 9. WWW Dot
  10. 10. New York Mining Disaster 1941
  11. 11. I'm Sorry I Was Having Fun
  12. 12. Jesus In Vegas
  13. 13. The Standing Still
  14. 14. She's Got All The Friends
  15. 15. Ladies For Compassionate Lynching
  16. 16. Celebration, Florida
  17. 17. Moses With A Gun
  18. 18. The Physical Imbossibility Of Death In The Mind Of Jerry Springer
  19. 19. Smart Bomb
  20. 20. Knickers
  21. 21. Lie Lie Lie Lie
  22. 22. Dumbing Down

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LAUT.DE-PORTRÄT Chumbawamba

Die Geschichte von Chumbawamba beginnt in den Jahren 1982/83 in einem besetzten Haus in Leeds, England. Ursprünglich besteht die Gruppe aus dem früheren …

2 Kommentare

  • Vor 16 Jahren

    hee- keine post zu den anarchos?? für mich faszinierend wie chumbawamba ihr mischmasch von afrikanischem bis schottischem folk, über punk bis seichtem mainstream zu einer stimmigen klangvielfalt vereinen. beharrlich pinkeln sie mit ihren teils anarchistischen aussagen und provokationen in ihren texten den imperialen und kapitalistischen mächten auf die latschen - ohne grosse wirkung, aber trotzdem *mützeab* - ne geile combo :)

  • Vor 15 Jahren

    ....exorbitanter sound zum jahresausklang! auch mit ihren system- und gesellschaftskritischen texten bringen chumbawamba ihren chaotischen ohrwurm-sound genial rüber. :phones: :cryphone: :illphone: