laut.de-Kritik
Volle Kanne Surfrock: Dick Dales Erben stehen bereit.
Review von Franz TannerMit Kalifornien verbindet die Heimat von Coast Of Ghosts außer einiger Buchstaben immerhin die durchaus urlaubstaugliche Lage direkt am Wasser. Sogar surfen kann man in Konstanz. Was der Stadt am Bodensee bislang allerdings fehlte, war eine Surfrock-Formation. In diese Lücke treten nun Gitarrist Roman Klein, Bassist Frank Gaspari und Drummer Micha Hoppe mit ihrer 5-Song-EP "Typhoon Twist".
Dass sich hier ein Hobbymusiker-Trio nicht nur laienhaft in den "Pulp Fiction"-Soundtrack hineinträumt, wird gleich beim Opener "Run Don't Walk" klar. Auch wenn Coast Of Ghosts die Meriten des inzwischen 80-jährigen Gründervaters Dick Dale, auch "King Of The Surf Guitar" genannt, sicher rückwärts aufsagen können, mischen sie dessen Stakkato-Picking mit eigenen Einflüssen, darunter New Wave, Post-Punk und natürlich das artverwandte Country.
Der verspielte Opener lässt sogleich die schon einige Jahre währende Songwriting-Partnerschaft des Trios aufblitzen, wenn Gaspari und Hoppe die tighte Rhythmusgruppe für den Melodienreichtum ihres Songwriters Klein abgeben. Im Upbeat-Track "Typhoon Twist" lässt dieser ungeniert Rock'n'Roll-Gitarrenlicks die Tonleitern rauf- und runtersteigen, ein sirrendes Keyboard sorgt für atmosphärische Space-Breaks.
Überhaupt sind es gerade die so durchdacht wie abgezockt runtergespielten Arrangements, die die fünf Coast Of Ghosts-Tracks zu einem lässigen Vergnügen abseits formelhafter Genre-Abschriften machen. Wenn die große Kunst dieser Stilrichtung auch darin besteht, zu vermeiden, dass Hörer sich nach einer Stimme sehnen, haben die Badener einiges richtig gemacht.
Im sechseinhalbminütigen "Secret Thieves" zerlegen sie den Surf-Baukasten dann noch mal in alle Einzelteile, entblättern einen Groove, dehnen Pausen aus und kitten dann alles Note für Note und Akkord für Akkord wieder zu einem funkelnden Stück Indie-Surf zusammen. Let's go trippin' with these Dudes. Die EP gibts als Vinyl bei Bandcamp, auf Konzerten oder im Streaming.
1 Kommentar mit einer Antwort
Wow, wie sich die Geschmäcker unterscheiden. Für mich wäre das 60iger Jahre Hintergrundmusik für einen 0815 Film.
für mich auch...bzw. nicht für einen 0815 Film, ich musste bei der Music an Pulp Fiction denken...schöner Sound aber für mich nix besonderes da fehlt eindeutig der Gesang...ohne klingt es recht eintönig und wird schnell langweilig