laut.de-Kritik

Treuer Gefährte für Raves und Wirklichkeitsfluchten.

Review von

Mathew Jonson lebt mit dem Projekt Cobblestone Jazz seinen deep-sphärischen Spieltrieb aus. Seine drei "Bandkollegen" Danuel Tate, Colin de la Plante und Tyger Dhula unterstützten ihn seit 2002 bei Techno-Chart-Hits wie "India In Me" oder "Dump Truck". Bereits 2007 veröffentlichte die Quadriga auf !K7 Records ihr Albumdebüt "23 Seconds". Drei Jahre gingen ins Land, bevor nun "The Modern Deep Left Quartet" antritt, die Clubs, Open Airs und in erster Linie natürlich Mind, Body und Soul der Hörer zu rocken.

Mathew und Kumpane vertrauten erneut !K7 den Vertrieb des Longplayers an, obwohl dieser "nur" acht Tracks umfasst. Die haben es dafür aber in sich.
"Chance Dub" könnte auch "Trance Dub" heißen, so episch ist die Sogwirkung des ersten Albumtracks. Verhaltene Chords und ein unaufdringliches Arrangement dehnen das Stück unmerklich zu voller Reife aus. "Sun Child" geht schon etwas clubbiger zur Sache, besonders ein Walgesang-Sample und funkige Rhodes-Klimpereien sind für den Wiedererkennungswert zuständig. "Sun Child" dürfte demnach ein gutes Tool sein, um die Sonne auf einer frühlingshaften Afterhour zu begrüßen.

Es mutet erstaunlich an, dass den vier Pflastersteinen nie ihre typische Deepness abhanden kommt. Der chillige Vibe setzt sich selbst bei Oldschool-Electro-Stompern wie "Cromagnon Man" fort. Vocoder und Oldschool Basslinie, angeordnet über einem sparsamen Bassgerüst, da würde so manch anderer Produzent den Funk vermissen lassen.

Verschiedene Einflüsse elektronischer Musik haben ihren Platz auf dem Album, Acid ist beispielsweise bei der "Fiesta" ein Thema. Dennoch wird das Zitat mit der blubbernden 303 nie übertrieben, ausgereizt, eher "angeteased". Die hohe Kunst eines abwechslungsreichen Arrangements hat in diesem Track beinahe ihre Vollendung gefunden, denn es kommt nie Langeweile oder Monotonie auf.

"Chance" wartet gen Ende erneut mit Jazzigem auf und leitet melancholisch in den Schlusstrack "Midnight Sun" über. Hier widmen sich Jonson & Co auf verspult-ambiente Art und Weise einer dichten Sound-Bastelei. Trip-Hoppiges bringt den Hörer, wiederum sehr unaufdringlich, aus der Tiefenwelt in die Realität zurück.

Einzig "Children" wirkt etwas roh und unausgegoren, der Rest des Albums hat aber das Zeug dazu, nicht nur Mathew Jonson-Fans ein treuer Gefährte auf kommenden Raves und Wirklichkeitsfluchten sein.

Trackliste

  1. 1. Chance Dub
  2. 2. Sun Child
  3. 3. Mr Polite
  4. 4. Cromagnon Man
  5. 5. Fiesta
  6. 6. Children
  7. 7. Chance
  8. 8. Midnight Sun

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