laut.de-Kritik
Die deutschen Metal-Allstars rocken kreuz und quer ...
Review von Michael EdeleDass der ehemalige Blind Guardian-Drummer Thomen Stauch und der Soilwork-Shouter Björn 'Speed' Strid gemeinsame Sache machen würden, hatte sich schon herum gesprochen, noch ehe Thomen sich bei den Guardians verabschiedet hatte. Allerdings kam zuvor noch das exzellente Savage Circus-Debüt in die Läden, bevor von Coldseed viel mehr als der Name bekannt war.
Nun ist das Werk jedoch ebenfalls fertig, und die Liste bekannter Namen endet mit Thomen und Speed noch lange nicht. Den beiden stehen nämlich noch Sieges Even-Basser Oli Holzwarth und Keyboarder Mi Schüren - die beide ja auch bei Blind Guardian live ihre Finger im Spiel haben - zur Seite. An den Gitarren haben sie mit Thorsten Praest und Gonzalo Alfageme Lopez zwei bisher eher unbeschriebene Blätter am Start.
Doch kommen wir zur Musik, und dort präsentiert sich das Sextett ausgesprochen variabel, um nicht zu sagen kreuz und quer. So kommt den Keyboards beim Opener "My Afflection" eine tragende Rolle zu. Sowohl der Gesang, als auch die moderne Ausrichtung des Songs, die sich irgendwie nicht kategorisieren lassen will, drängen ein wenig den Vergleich zu Head Control System auf. Wer Thomen immer nur als typischen Power Metal-Drummer wahrgenommen hat, wird hier eine Überraschung erleben.
Das erste Highlight folgt schon mit "Democracy Lesson", das vor allem im Chorus von einer wahrhaft göttlichen Gesangslinie von Speed lebt. Mit ein wenig mehr Fett hinter den Gitarren wäre das ein absoluter Überhit. Direkt im Anschluss hämmern heftige Stakkato-Riffs, die ein wenig an Rammstein erinnern. Alles in allem groovt "Nothing But A Loser" aber eher im fetten White Zombie-Rhythmus daher.
"Five More To Fix" gibt danach richtig Gas. Das klingt doch schwer nach 'ner modernen Thrash-Nummer aus der Bay Area, die mit ein paar melodischen Gesangslinien angereichert wurde. Verdammt schwer macht es einem allerdings "Burning With A Shade", das nicht selten an Nu Metal-Sounds der Marke Korn erinnert. Das liegt nicht zuletzt an den verdammt tiefer gelegten Gitarren, auch am fast schon industrialartigen Drumming von Thomen und dem beinahe gutturalen Gesang des Soilwork-Fronters.
Da geht "Low" doch deutlich eingängiger in die erstaunten Löffel, könnte die Nummer doch beinahe auch auf einer Soilwork-Scheibe stehen. Im Chorus lässt Basser Oli endlich auch mal ein wenig von seinem Können aufblitzen und slappt ein paar sehr interessante Figuren. "One My Way" geht in die Richtung von "Five More To Fix", hat jedoch noch einen deutlichen Schuss Ministry dabei. Sehr simple Riffs, die aber voll auf die Zwölf gehen, und Speed darf mal wieder richtig rumschreien.
Den passenden Kontrast liefern sie direkt im Anschluss mit der Ballade "Reflection", die schon allein mit ihrem wunderbaren Gesang verzaubert. Hier packen die Jungs echt große Emotionen aus. Während der Titeltrack über ein Mittelprächtig nicht hinaus kommt, geistern bei "Hatched" Namen wie Mastodon oder sogar ein wenig Neurosis durch den Raum. Ob einem so was gefällt, muss jeder selber entscheiden.
So richtig ins Ohr will "Vulture On The Throne" auch nicht flutschen, allerdings verfügt der Song über genügend interessante Momente, um zu fesseln. Dafür macht der "At Last" betitelte Rausschmeißer noch mal kräftig Feuer unter allen Kesseln. "Completion Makes The Tragedy" verlangt schon Einiges an Aufmerksamkeit, aber wer unvoreingenommen an das Album herangeht, wird ein paar erstklassige Songs finden, die es hoffentlich auch mal zu Live-Ehren bringen.
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