laut.de-Kritik
Popstar-Dasein und elektronische Raffinesse aus Köln.
Review von Jasmin LützChristoph Clöser von Bohren Und Der Club Of Gore hatte die selbe unglaubliche Begegnung wie ich, als er das erste Mal vor ein paar Monaten Coloma live als Support von Console sah. "Hey, das sind doch die englischen Jungs, die damals noch als Straßenmusiker in Köln aufgetreten sind." So kommt man ins Gespräch und wird als Gastmusiker auf das mittlerweile zweite Album "Finery" eingeladen. "Illegible Love" heißt einer der hitverdächtigen Songs, den Christoph mit einem schwermütigen, dennoch glücklich wirkenden Tenorsaxophon unterstützt.
"Finery" (dt. Sonntagsanzug/kleid) ist ein treffender Titel für diesen Koffer voller durchgestylter, smarter Hymnen. "I Want To Wear The Clothes That Summer Wears" -mit diesem Refrain ist nicht nur das Outfit geklärt, sondern gleich der Frühlingshit 2003 gekürt. "Summer Clothes" ist für mich ganz klar DER Song Nummer eins auf dem aktuellen Album der Wahlkölner Alex Paulick und Rob Taylor. Zunächst als Winterplatte geplant einigte man sich zum Glück darauf, dass "Finery" zu jeder Jahreszeit hörbar sein sollte. Egal, ob bei Sonnenschein oder miesem Regenwetter, Hagel- oder Schneesturm: Diese Platte macht mich glücklich.
Schon mit ihrem ersten Album "Silverware" schafften Coloma es, "my-favorite-british-pop-music" und verspielte Elektronik in eine hörenswerte Kombination zu bringen. Auf "Finery" allerdings gibt es noch mehr Gefühlsausbrecher. Das erinnert an die 80er, vielleicht auch an Depeche Mode. Dazu Rob: "Wenn es überhaupt Parallelen gibt, dann die, dass auch Dave Gahan wie ein echter Mensch singt, über Stimmungen und Empfindungen." Dazu gehören bei Coloma pubertäre Ängste ("The Second Closer Still") sowie die ewige Suche nach der großen Liebe ("You Are Here").
Spätestens bei "The Taylor" merkt man, dass Robert für die Lyrics verantwortlich ist. Alex experimentiert schon lange mit verschiedenen Samplern, so gelingt es ihm, jede Textzeile in eine musikalisch-atmosphärische Harmonie zu bringen. Kombiniert mit klassisch eingespielten Instrumenten (Piano, Geige und Vibraphon) strotzt "Finery" vor Popstardasein und elektronischer Raffinesse. Also: Holt schon mal den Sonntagsanzug raus und genießt dieses gepflegte Album. Egal bei welcher Jahreszeit und egal ob alleine oder zu zweit.
Noch keine Kommentare