laut.de-Biographie
Compay Segundo
"Ich sitze nicht in der Ecke und warte auf den Tod. Der Tod muss mich schon suchen. Mir gehts immer noch gut. Ich hoffe, hundert Jahre alt zu werden und dann noch eine Verlängerung beantragen zu können, wie es meine Großmutter getan hat," erzählt Compay Segundo in einem Interview Ende der 90er Jahre - und spricht damit an, was auf den ersten Blick das Faszinierendste an seiner Person ist: seine Lebensfreude und Geistesanwesenheit trotz des hohen Alters. Nur das mit den hundert Jahren sollte leider nicht klappen, Segundo stirbt Mitte 2003 95-jährig.
Vor seiner biologischen Errungenschaft kommt jedoch ein musikalisches Talent, das ihn zum berühmtesten Sänger Kubas gemacht hat. 1907 als Francisco Repilado in Santiago de Cuba geboren, beschreibt er seine Jugend als "eine sehr romantische Zeit. Wir nahmen unsere Hüte vor den jungen Frauen ab. Wenn dir eine gefallen hat, hast du deinen Hut auf den Boden geworfen. Wenn sie dich auch gemocht hat, ist sie auf den Hut getreten, aber nur auf den Rand. Wenn sie dich nicht gemocht hat, ist sie darauf rumgetrampelt, bis er vollkommen zerstört war."
Schon als Junge beginnt er, Gitarre zu spielen. Mit vierzehn nimmt er zusätzlich Klarinettenunterricht, ein Jahr später schreibt er sein erstes Lied "Yo Vengo Aqui". Zunächst verdient er sich seinen Lebensunterhalt als Friseur und Zigarrendreher, jedoch spielt er auch im lokalen Stadtorchester und macht dort auf sich aufmerksam. Die große Chance kommt 1934, als die kubanische Berühmtheit Nico Saquito ihn verpflichtet und mit nach Havana nimmt. Hier wird er Mitglied verschiedener berühmter Bands, bevor er 1948 mit Lorenzo Hierrezuelo das Duo Los Compadres gründet. In nur sieben Jahren werden sie zur Legende und gelten noch heute als die wichtigsten Interpreten des kubanischen Son. In dieser Zeit erhält Repilado seinen Künstlernamen Compay (von "Compadre") Segundo ("Zweiter," weil er die zweite Stimme singt).
1955 kommt es zu einem Streit und zur Trennung. Während Hierrezuelo mit seinem jüngeren Bruder den Bandnamen bis in die 80er Jahre beibehält, heuert Segundo beim Zigarrenhersteller H. Upmann an und kehrt der Musik bis zum Rentenalter den Rücken. Erst 1970 greift er wieder zum Armónico, eine von ihm erfundene siebensaitige Gitarre. Mit Begleitband spielt er hauptsächlich in Havanna, tritt 1989 jedoch auch in Washington DC auf, wo er sein neues Lied "Chan Chan" vorstellt.
Die Reise in die USA trägt Früchte. Er erhält einen internationalen Plattenvertrag, nimmt mehrere Werkübersichten auf und spielt in der ersten Hälfte der 90er Jahre mehrmals in Europa. Der große Wurf kommt 1997, als er an Ry Cooders Seite zum Hauptdarsteller von Wim Wenders Buena Vista Social Club avanciert. Der weltweite Erfolg ist immens, "Chan Chan" wird zum Hit und Segundo als 90jähriger zum Star.
Mit wechselnder Begleitung spielt er in der Folge vor ausverkauften Hallen und veröffentlicht einige neue Alben. Am 13. Juli 2003 stirbt er an den Folgen eines Nierenleidens in Havanna. "Man muss das Leben aus vollen Zügen genießen, aber mit Bedacht. Man sollte lieben, man sollte feiern, man sollte trinken und rauchen. Aber man muss gelassen sein. Alles zu seiner Zeit und mit Aufmerksamkeit. Man hat mehr davon und ist glücklicher", meinte Segundo einmal auf sein hohes Alter angesprochen.
Am 18. November 2007 wäre "die Seele der kubanischen Musik" 100 Jahre alt geworden. Warner Music feiert diesen Runden mit einer ansprechenden Werkschau, die in zwei Versionen in den Läden steht. "Compay Segundo: 100th Birthday Celebration" enthält 28 Kompositionen und Co-Kompositionen Segundos auf zwei CDs. Die Special Edition enthält eine zusätzliche CD mit Live-Aufnahmen und eine DVD mit Live-Material, allen Videoclips und biographischen Infos.
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