laut.de-Kritik

Sex und Blut. Sonst nichts Neues aus der Wiege.

Review von

Gerade erst haben Cradle Of Filth ihr Studioalbum "Thornography" auf die Metalgemeinde losgelassen, da schiebt Music For Nations/Sony die DVD "PanDaemonAeon" nach. Zum Inhalt gleich vorweg: Der potenzielle Käufer und Freizeitvampir, sollte er sofort enthusiastisch den nächsten Plattenladen stürmen, hält beim Erstehen kein aktuelles Material in seinen Klauen. Die Frage 'kaufen oder nicht kaufen' stellt sich im Übrigen in Deutschland aufgrund des Etiketts "Ab 18" nur für einen eingeschränkten Personenkreis.

Bei "PanDaemonAeon" handelt es sich um eine Wiederveröffentlichung von Cradle Of Filths erster DVD. Dreh- und Angelpunkt ist das Video "From The Cradle To Enslave". Der Clip zum Song ist der gleichnamigen EP aus 1999 entnommen und war seiner Zeit das Musikvideo-Debüt der Briten. Zu beäugen gibt es das in einer clean version und einer per-version. Nicht schwer zu erahnen, welche davon der entschärften, MTV-tauglichen, Form entspricht (die trotz Schere nur nachts gesendet werden durfte).

Noch einfacher ist es, sich vorzustellen, was den Zuschauer im unzensierten Video erwartet. "Tits and gallons of blood", bringt es Dani, der abwechselnd mit seinen Bandkollegen durch die DVD führt, auf den Punkt. Schon der geschnittene Clip strotzt vor morbiden und missgebildeten Gestalten sowie jeder Menge Sex und rotem Saft. Diesbezüglich bringt die "per-version" die Blutgefüllte Badewanne zum Überlaufen. Visionär befanden sich Cradle Of Filth mit dem Regisseur Alex Chandon, der die musikalischen und lyrischen Albtraumvorstellungen visuell umsetzte, auf einer Wellenlänge. Das dankte ihm Dani Filth, als er 2001 in Chandons Episodenfilm "Cradle Of Fear" mitwirkte.

Selbstredend, dass es dabei nicht minder erbarmungslos zur Sache ging. Trotz Beschneiden des Streifens um ganze zwölf Minuten schrie der deutsche Jugendschutz auf. Das Teil landete auf den Index und ist ebenfalls erst ab 18 erhältlich. Wer jetzt Lust bekommen hat, anhand eines selbstgemachten Filmchens gegen bürgerliche Moralkodexe zu verstoßen, dem sei das anschließende "Making Of" wärmstens ans Herz gelegt. Das gewährt Einblick in die Tricks hinter den Splatter-Szenen. Angehende B-Movie-Regisseure können hier bestimmt was lernen und sich während der besinnlichen Adventszeit Kurzweil verschaffen.

Trotzdem. Das kleine How To tröstet nicht darüber hinweg, dass der Inhalt der DVD recht mager ausgefallen ist. Die Laufzeit zieht sich zwar mit vier Tracks eines Gigs im Londoner Astoria aus 1998 in die Länge - immerhin schafft der Rundling es so auf 65 Minuten. Doch auch Danis acht Jahre zurück liegendes Gekreische auf der Bühne treibt die Frage nicht aus dem Raum, warum hier keinerlei neues Material geboten wird. Immerhin haben die Briten in der Zwischenzeit schon mehrere Musikclips veröffentlicht und, wenn ich mich recht entsinne, seitdem auch das eine oder andere Konzert gespielt.

Zwar kann man anfangs über Frontkeifer Danis klischeehafte Inszenierung schmunzeln, wenn er inmitten von Totenköpfen, mit einer Dornenkrone am Haupt, den nächsten Song ankündigt, doch auch das erschöpft sich bald. "Aus der Wiege nichts Neues", könnte das Motto von "PanDaemonAeon" lauten. So ist das Teil wohl tatsächlich in erster Linie für "Fans und Freaks" interessant, wie auf der Rückseite der Verpackung erwähnt. Ich bezweifle, dass alle anderen hier einen Mehrwert entdecken.

Trackliste

Live At The London's Astoria 1998

  1. 4. Dusk And Her Embrace
  2. 5. Beneath The Howling Stars
  3. 6. Cruelty Brought Thee Orchids
  4. 7. Malice Through The Looking Glass

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