laut.de-Kritik

Als wäre der Kahn von Santiano auf Grund gelaufen.

Review von

An alle Hobby-Duellanten: Kreuzt eure Degen in der Luft, der Musketier-Rock erlebt auf D'Artagnans Debütalbum "Seit An Seit" ein furioses Comeback. Viele Musikrichtungen wurden im Laufe der Zeit immer mal wieder für tot erklärt, darunter Punk und Deutschrap, nur um später mit voller Wucht zurückzukehren. So auch der Musketier-Rock. Das Nebengenre der Piraten-Polka und des Cowboy-Crossovers fand in der Vergangenheit nur wenig Beachtung und niemand vermag sich an die Hochzeiten des barocken Bums-Schlagers zu erinnern.

Nun bringen Ben Metzner, auch bekannt als Prinz R. Hodenherz III bei der Band Feuerschwanz, Felix Fischer, ebenfalls bei Feuerschwanz aktiv und Tim Bernard Alexandre Dumas' Abenteuerroman "Die drei Musketiere" endlich wieder als überproduzierten Silberling unter die Leute, wobei sie alles richtig machen. Mit einem Sound, als wäre der Kahn von Santiano auf Grund gelaufen und platten Durchalteparolen wie "In deinem Wege jeder Stein / Wird einmal eine Brücke sein", treffen die drei Degenfuchtler voll ins Schwarze.

Der Titeltrack "Seit An Seit" gibt gleich zu Beginn den Ton für die noch folgenden 13 Glanzstücke des Musketier-Rocks an. Ein platter Schlager-Rhythmus trifft auf Dudelsack und kumpelhafte Texte zum Mitgrölen. "Ach Bruder, lass uns trinken / Morgen sind wir lange fort / Auf die Freunde, auf das Leben / Wollen wir noch einen heben". Die großen Plattenfirmen haben schon länger erkannt, dass sie geistlose Volksmusik wunderbar in vermeintlich coole Nischen stecken können, um eine Zielgruppe zu erreichen, die zwar mit Helene Fischer nichts zu tun haben will, aber auch nicht auf stumpfes Mitklatschen verzichten kann.

So bohrt sich dieses Klangbild über das Album hinweg erbarmungslos in den Gehörgang hinein. Der Dudelsack dudelt, der Beat bumst und der Sänger singt "Lalala", bis der Speichel aus den reglosen Mundwinkeln tropft. Einer für alle, alle für einen, ein Album für das radikale Hirn-Abschalten. "Bis Zum Letzten Atemzug" liefert dafür das Paradebeispiel. Wieder satteln D'Artagnan die Pferde und reiten bereits zum vierten Mal in Folge Richtung Ruhm und Ehre. In der Welt der Musketiere sucht man textliche Vielfalt vergebens. Wenn es nicht ums Trinken oder die Liebe geht, müssen halt Abenteuer in fernen Landen herhalten.

Natürlich darf auf einem waschechten Musketier-Album in Lied mit dem Titel "En Garde" nicht fehlen. Ben Metzner presst die Aufforderung zum Kampf aus seiner Kehle heraus, während der Dudelsack munter zum nächsten Schlager-Abenteuer aufspielt. An dieser Stelle sei gesagt, dass die Melodien der Sackpfeife auf "Seit An Seit" durchaus gut ins Ohr gehen. Leider überfährt die sterile Produktion jedes aufkommende Gefühl von Authentizität. Die drei Musketiere hätten sicherlich keinen Plastik-Schlager gemacht und diesen in ein barockes Gewandt gehüllt.
Immerhin scheint das Trio den Stoff von Dumas mit Leidenschaft zu zelebrieren. So platt die Texte und Rhythmen auch sein mögen, die Lieder tragen die drei Musketiere stets energisch und schwungvoll vor. Für einen Meilenstein in der Kategorie Musketier-Rock reicht die Scheibe locker. Bisher kamen keine anderen Musiker so Musketier-mäßig rüber wie D'Artagnan. Für Schlagerfreunde mit Hang zum Cosplay eine wärmste Empfehlung.

Trackliste

  1. 1. Seit An Seit
  2. 2. Ehre Wem Ehre Gebühret
  3. 3. Komm Mit
  4. 4. Bis Zum Letzten Atemzug
  5. 5. Meine Liebste Jolie
  6. 6. En Garde
  7. 7. So Wie Du
  8. 8. Für Immer Dein
  9. 9. 7 Meilen
  10. 10. Freiheit
  11. 11. Tourdion
  12. 12. Rabenballade
  13. 13. Mann Mit Der Eisernen Maske
  14. 14. Heldenlied

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT D'Artagnan

"Große Taten, Heldenmut und schöne Frauen. Gibt es etwas Besseres?" Die Eingangsfrage, die D'Artagnan auf ihrer Homepage stellen, ist direkt und ehrlich.

21 Kommentare mit 29 Antworten

  • Vor 8 Jahren

    Musik ist bekanntlich Geschmackssache. So ganz habe ich hier allerdings die miesepetrigen Kommentare der versammelten Großkritiker nicht verstanden. Beim Lesen eines Kommentars ging mir aber dann schlagartig ein Licht auf:"...und verdienen innerhalb kürzester Zeit ein schönes Sümmchen. Und wenn dann noch Zeit bleibt, dann darf auch mal eine hilfsbedürftige MILF auf den langhaarigen Hengsten ausreiten oder es wird mal Andrea Berg im Hotelzimmer zu dritt in die Zange genommen. Was für ein Traumleben. Und ich verdien mein Geld als Erzieher." Neid! Blanker Neid! Schade, wenn man sich nicht locker machen kann. Ich werde mir jetzt jedenfalls noch ein (oder zwei oder drei Schlückchen) Burgunderwein gönnen. Dabei werde ich mir genussvoll das amüsante und unterhaltsame Album zu Ende anhören. Erwähnte ich schon, dass ich gerade leckeren Burgunderwein trinke?

    • Vor 8 Jahren

      Wer sich über solch einen Kommentar dermaßen echaufiert, hat vielleicht eher selbst Probleme sich lockerzumachen?

    • Vor 8 Jahren

      Ja und jetzt? Säufst du halt deine widerliche Tetrapackplörre, in der Hoffnung, hier irgendwie kultiviert zu wirken. Riechst du auch an deinen eigenen Fürzen, oder machst du es wie für D'Artagnan-Fans üblich und lutschst direkt an deinem Finger, nachdem du ihn dir bis zum Anschlag eingeführt hast?

      Du erwähntest übrigens nicht, dass du auch Paulo Coelho liest und Dieter Nuhr guckst.

    • Vor 8 Jahren

      Ach, und überhaupt... aus einem Beitrag Sozialneid heraus lesen und daraus dasselbe Motiv für alle anderen Beiträge schließen...

      MASTER OF INDUKTION!

  • Vor 8 Jahren

    Hihi, vielen Dank für die Blumen! Zwar tendiert die Trefferquote der verehrten Küchenpsychologen hier stark gegen 0 Prozent, aber die Kommentare haben immerhin einen gewissen Unterhaltungswert. Jetzt noch etwas mehr Humor
    und Toleranz und etwas weniger beleidigte Leberwurst und wir werden Freunde für's Leben. Der frühe Kommentar mit der Rügenwalder Mühle war doch beispielsweise großartig.
    Geht doch!

  • Vor 8 Jahren

    Hihi, vielen Dank für die Blumen! Zwar tendiert die Trefferquote der verehrten Küchenpsychologen hier stark gegen 0 Prozent, aber die Kommentare haben immerhin einen gewissen Unterhaltungswert. Jetzt noch etwas mehr Humor und Toleranz und etwas weniger beleidigte Leberwurst und wir werden Freunde für's Leben. Der frühe Kommentar mit der Rügenwalder Mühle war doch beispielsweise großartig.
    Geht doch!