laut.de-Kritik
Der Schweizer brennt für seinen Job. Noch immer.
Review von Sven Kabelitz"Zum Glück bleibt der Kerl ein One-Hit-Wonder. In einem halben Jahr redet niemand mehr von DJ Bobo."
Viel weiter hätte ich 1992, als der radschlagende Schweizer mit "Somebody's Watching Me" seinen ersten Hit landete, mit meiner Einschätzung nicht daneben liegen können. Während seitdem geliebte Bands wie Rage Against The Machine, Nirvana oder R.E.M. aus den unterschiedlichsten Gründen über Bord gingen, krallte er sich hartnäckig im Musikbusiness fest. Mit seinem dreizehnten Album "Mystorial" starten nun die Feierlichkeiten zum 25-jährigen Bühnenjubiläum.
Die großen Single-Hits wie "Freedom", "Pray" und "Chihuahua" gehören mittlerweile der Vergangenheit an. Die Alben des grundsympatischen Peter René Baumann verfügen jedoch weiterhin über eine Top 50-Flatrate. In seinen Konzerten, die einer quietschbunten Circusrevue gleichen, erschafft er sich seine eigene verschrobene Welt.
Von seinem magischen Killerflow nimmt DJ Bobo auf "Mystorial" größtenteils Abstand. Er singt! Und das dank einiger Hilfsmittel nicht einmal so schlecht. Ebenso verzichtet er darauf, alte Hits neu zu verwursten. Tatsächlich hat sich der Mann mit dem eingeschränkten musikalischen Talent in seinen eng gesteckten Möglichkeiten deutlich weiterentwickelt.
Der DJ klingt nicht mehr so hölzern wie einst, sondern viel mehr wie eine nicht ganz so schlimme Boyband aus den 1990ern ("Love Will Lead The Way"). Kein Funken Melancholie trübt den ausschließlich aus Sommer, Palme, Sonnenschein bestehenden Longplayer. Durch das optimistische "Believe", das textlich natürlich weiterhin komplett für die Tonne ist, zucken hektische Ibiza-Synthesizer.
"Dancing Through The Night" bietet gar zuckerweichen Jamiroquai-Funk ("A Funk Odyssey") im James Last-Gewand. Das Titelstück "Mystorial" passt hingegen perfekt auf das letzte Coldplay-Album "A Head Full Of Dreams". Für Peter ein Lob, für Chris ein Diss. Die meiste Zeit konzentriert sich Bobo jedoch auf bewährte Großraumdisko-Muster ("Now Or Never", "Hypnotized").
Der Mr. President-Reggae "Bye Bye Bye" erreicht mit seinem "Ticki-Jambo, Ticki-Jambo, Ticki-Tacki-Ticki-Tacki Bailando"-Refrain hingegen fast schon Vengaboys-Debilität. Ganz kann der Ghetto-Superstar DJ Bobo jedoch nicht auf seinen Rumpelflow verzichten und so bricht es im Radio-Funk "Get On Up" aus ihm heraus: "What a night, what a place / Got a rhythm and bass / Bass, right in your face / Party people all over the place / Check the groove from Outer Space."
Sicher gehört "Mystorial" nicht zu den Platten, die ich meinem besten Freund mit einem "da musst du unbedingt mal reinhören" rüber schiebe. Jedoch merkt man in jeder Sekunde, dass dies die Musik ist, für die DJ Bobo lebt. Der Kerl hat einfach Spaß an dem, was er macht. Man spürt deutlich, dass er, im Gegensatz zu manch anderem Urgestein, nach 25 Jahren immer noch für seinen Job brennt und mit vollem Herzblut dabei ist. Nach 21 Jahren ergibt seine Zeile aus "Everybody" mehr Sinn als je zuvor: "Music is what I'm living for".
13 Kommentare mit einer Antwort
Richtig geile Review.Das Titelstück "Mystorial" passt hingegen perfekt auf das letzte Coldplay-Album "A Head Full Of Dreams". Für Peter ein Lob, für Chris ein Diss.
Ticki-Jambo, Tick Jambo, Ticki-Tacki-Ticki-Tacki Bailando ! !
Musik für Sodhahn.
So, so. Dann ist der Gute so etwas wie der Menderes der Popmusik? "We all have our dreams, like castles in the sand."
You don’t know, no, what you don’t know
Like the colours of the rainbow
Respect is the name of the game
Respect yourself and you never miss your aim If you gonna show weakness
You gotta let them know
You don’t know, no, what you don’t know
If you really wanna grow, say no just go
Sein Künstlername, sein Schwiizerdüütsch und und und ... aber der King of Eurodance ist er. Er ist 20 Jahre erfolgreich und welcher Künstler aus den 90er is das noch. Er ist einfach authentisch mit seiner Musik ... und mal ehrlich so viel schlechter als der andere Popquatsch ist das nicht. Finde ihn irgendwo sympathisch ... und wer von 30+ nicht zu Everybody damals in den 90er gezappelt.
Der hat da wahrscheinlich einfach richtig Bock drauf, so 'ne Scheißmusik zu produzieren. Kann mir das gut vorstellen, als Kind habe ich mich auch mega über jede selbstgedrehte Szene mit unserer Videokamera gefreut und wenn ich was Größeres gemalt habe, fand ich es erst immer richtig geil und zwei Tage später schon ziemlich scheiße. So ähnlich dürfte es ihm auch gehen.