laut.de-Kritik

Wenn Monthy Python Techno produzieren würden ...

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Stefan Kozalla haut endlich wieder ein abendfüllendes Werk raus, besser noch als "Wetten Bass", das Frühlingsfest der 1000 Bassdrums, quasi. Gewohnt humorvoll präsentiert sich "Kosi Anan" auf dem psychedelisch gestalteten Cover von "Amygdala", das auf seinem Hauslabel Pampa Records erscheint.

Er sitzt bequem auf einem stattlichen Rentier mitten in der Pampa. Wo auch sonst? Oder handelt es sich gar um ein Karibu? Das erschiene durchaus folgerichtig. Immerhin verpflichtete die Hamburger Kiezgröße Superstar Caribou für den Gesang bei "Track ID anyone". "Track ID?" ist ja bekanntlich das neue "Geiler Mix , Diggie!"

Warme, karamellige Tunes, gerne mit Songstruktur versehen, gestalten "Amygdala" abwechslungsreich. Die endgültige Hildegard Knef hat Koze in seiner 2013er-Version von "Ich Schreib' Dir Ein Buch" verewigt. Da passen soft jazzige Grooves und Stimme zusammen.

An hochkarätigen Features nimmt es Koze jedenfalls mit so ziemlich jedem Rapper auf. Er kommt ja schließlich aus dem Hip Hop. Dirk von Lowtzow of Tocotronic fame überzeugt bei "Das Wort" mit mystischem Sprechgesang, den er über einem hörspielartigen Dub-Beat vorträgt.

Aber auch im Techno-Lager hat sich der Säger von St Georg Verbündete herangezüchtet. Beispielsweise hat Mega Jacker Matthew Dear aus Kanada seine magische Hi-Hat mitgebracht. "Magic Boy" deept erwartungsgemäß übel ab, trotz einer etwas irritierend herumdengelnden Maultrommel. "La Duquesa" entpuppt sich als funkelnder Deephouse-Diamant, toll arrangierte Shaker und dezente Grooves lassen keine Langeweile, dafür um so mehr Freude aufkommen.

In eine ganz andere, aber ebenso erfreuliche Richtung geht "Marylin Whirlwind", die ganz große Ravenummer im Slow Motion-Gewand. Für alle, die, getreu dem Westbam-Motto "We'll never stop living this way!", weitermachen wollen. Und für die anderen auch. Ein hypnotisches Gitarrensample will das Gehirn partout nicht mehr verlassen. Dazu ein monotoner, warmer Sägezahn und eindringliche Teachervocals: Das ist die große Kunst, die Sache einfach und trotzdem nicht banal zu gestalten.

Das Albumformat liegt Koze, er kann das mit der Mikrofonierung offensichtlich alleine, auch an der Verkabelung sollte es nicht scheitern. Wenn Monty Python Techno produzieren würden, im Idealfall klänge es so.

Trackliste

  1. 1. Track ID Anyone
  2. 2. Nices Wölkchen
  3. 3. Royal Asscher Cut
  4. 4. Magical Boy
  5. 5. Das Wort
  6. 6. Homesick
  7. 7. La Duquesa
  8. 8. Marilyn Whirlwind
  9. 9. My Plans
  10. 10. Don't Lose My Mind
  11. 11. Amygdala
  12. 12. Ich Schreib' Dir Ein Buch
  13. 13. Nooooo

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11 Kommentare

  • Vor 11 Jahren

    Koze ist auch der einzige, der dem unsäglichen von Lowtzow tatsächlich sowas wie einen Funken Selbstironie entlocken kann... Jedenfalls ist "Das Wort" sicherlich der erträglichste Track mit von Lowtzow-Beteiligung seit 17 Jahren...
    Ansonsten ist natürlich erst mal alles lustig schief und schräg und uneben, wie immer in der etwas anderen Kozi-Welt. Ich denke, dass ohne Probleme 4/5 Sterne bleiben, wenn mein "Koze ist wieder da!"-Hype etwas abgeklungen ist. Und für Pampa Records werd ich ihm eh auf ewig zu Füßen liegen.

  • Vor 11 Jahren

    yes. koze! wie erwartet ein album, das niemand anderes so produzieren würde. wahnwitz, grandios! pampa ist natürlich auch ein brett von einem label

  • Vor 11 Jahren

    Wunderschönes, entspanntes Werk, bei dem die Abwechslung auch nicht zu kurz kommt. Kosi ist halt auch Romantiker.