laut.de-Kritik
Kläfft es aus der Ecke, weißte Bescheid.
Review von Dani Fromm"Don't worry 'bout me 'cause I'm gonna ball." Nö, um DMX muss man sich wirklich nicht allzu viele Sorgen machen - jedenfalls nicht, so lange er sich auf seine Kernkompetenz Rap beschränkt.
Stimme und Style mögen vielleicht nicht jedermanns Geschmack treffen. Den unmittelbaren Wiedererkennungswert können ihm, ohne sich lächerlich zu machen, noch nicht einmal die entschlossensten Kostverächter absprechen. Kläfft es aus der Ecke, weißte Bescheid. "WHAT?!" Das Rudel rennt wieder, und DMX markiert den Alpharüden.
Über so viele Jahre hinweg ungebrochen Hunger und Biss aufrecht zu erhalten - eine respektable Leistung. In seiner Konstanz liegt zugleich aber auch DMX' Problem: Seine Darbietung zeigt wirklich keinerlei Entwicklung. In keine Richtung.
Auf unerwartetes Hakenschlagen, verborgene Fallstricke oder durchtriebene Doppelbödigkeit sollte man also besser wieder nicht hoffen. What you see is what you get - gerade heraus, ohne jeden Firlefanz. Wer allerdings seit jeher mag, was DMX seinen zur Dauerfaust geballten Stimmbändern entreißt, wird auf "Undisputed" fraglos wieder bestens bedient.
DMX knurrt, grummelt und geifert, dass man glaubt, den Sabber von den Lefzen tropfen zu sehen. Sein Vortrag katapultiert zurück in die frühen 90er. Kein Stück futuristisch oder innovativ mutet sein Flow an, surft dafür aber auf Wellen aus Herzblut und Begeisterung. "You might not catch it but you feel this."
Spaß an der Sache tönt aus seinen Zeilen, aber auch Passion. Neben dem fast ins Comichafte überzeichneten Leitwolf-Motiv steht immer auch der kompromisslose Straßenköter, und hinter beiden ein nach durchlebten Licht und Schatten, Höhen und Tiefen noch immer aufrechter Oldschooler. "Y'all make movies, I make moves." Dass das in der Vergangenheit nicht immer die schlauesten waren: geschenkt.
"Ey, listen!", brüllt er mit dem Feingefühl eines Metzgerhundes in die funky Bläser, die Swizz Beatz für "What They Don't Know" aufgefahren hat. Wers noch nicht wusste, weiß es jetzt: "X is back."
"Middlename is grime" - und im Fall DMX sitzt all der Schmodder im Hals. Damit sollte man vielleicht nicht unbedingt singen. Mr. Undisputed scheint dies allerdings herzlich egal: "I don't give a fuck, I don't care." Er grölt sich, wenns denn sein muss, hemmungslos auch durch gesungene Zeilen. "I bring the drama, I bring the noise." Wie wahr.
Immer noch besser, DMX ... singt, als eins der gelegentlich geladenen Vokaljodel-Hühner, wie in "I Get Scared" oder "Sucka For Love". "Keep your head up to the sky", fordern tirilierende Damen in "Head Up" auf. Diese Engel auf Speed lieferten allerdings eher gute Gründe, die Birne tief unter dem nächstbesten Kissen zu vergraben. Viel angenehmer: Kashmere in "I Got Your Back".
"I'm from New York but I'm still the shit in the south!" Das glaubt man DMX angesichts der steten Wiederholungen und der Wucht in "Get Your Money Up" sofort. Snaggs Beat dazu entpuppt sich dennoch als einer der eher langatmigeren auf "Undisputed".
Dem gegenüber stehen weit gelungenere Produktionen aus dem Hause Swizz Beatz, wie der bereits erwähnte Instant-Kopfnicker "What They Don't Know". Oder das breitbeinig daher walzende "Ya'll Don't Really Know": Hierzu könnten würdig auch Darth Vader und der Imperator einmarschieren - auch wenn den Sith-Lords wohl kaum kläffende Köter um die Knöchel springen würden. Jedenfalls nicht sehr lange.
Komplett fehl am Platz erscheint JR Rotem: Er baut für "I Don't Dance" eine derart langweilige Clubnummer, dass sie selbst der Besuch von Machine Gun Kelly kaum noch rettet. Dann doch lieber "Sucka For Love", das klingt, als habe sich Produzent Deezle die Gitarren beim "Long Train Running" der Doobie Brothers ausgeliehen.
Eine Gebetsstunde, schlicht zu Klavierbegleitung, gibt es natürlich auch wieder. Auch "Head Up" transportiert eine spirituelle Botschaft, im Verbund mit der festen Überzeugung: "God heard this 'cause these words came from my heart."
Sollte der Allmächtige wider Erwarten auf seinen Ohren sitzen: Das finale "Already" weckt jeden auf. "Fuck what you think, fuck what you say 'cause I'mma be the dog all day." Dem kann, wie wir schon zuvor gelernt haben, nichts passieren: "The dog gonna be alright, you'll see." Amen & Wuff!!
59 Kommentare mit einer Antwort
DMX ist irgendwie schon immer an mir vorbeigegangen.
Whoa echt? Krass, haste mal nach nem Autogramm gefragt?
Zumindest sein Debüt, "It's dark and hell is hot" sollte man als Rapfan kennen.
Da war er aber mal so richtig hungrig, um es mal im Stile der Rezi auszudrücken.
Es folgten noch 1-2 ganz gute Alben, bis das Ganze dann nur noch ziemlich aufgesetzt wirkte.
@ lauchi: Bwahahaha gehaltvoll... der war gut xD, allah, whut.
Mausmann
ist schlau - schlauer als Toti, Souli, der verstorbene intro, etc, pp - so und nicht anders sah es aus, sieht es aus und es wird nie anders aussehen, yo. Schreib bitte mehr!
in relation zu der krassen "verpätung/aufschiebung" der platte und der umstände, in denen sich x seit langem befindet (rechtlich, gesundheitlich, menschlich), ist die platte mind. 4sterne-wert! TOP!
Gibt's auch ein Hip Hop Album, das du nicht abfeierst?