laut.de-Kritik

Beste Voraussetzungen für stetes Kopfnicken ...

Review von

Kanye West bekommt derzeit für einen Beat etwa 100.000 Dollar. Ja, das sind fünf Nullen. Klar, dass da jeder klingen will wie Kanye. Ein noch so kleines Stück vom Beatkuchen sollte doch noch für das miserabelste Plagiat der angesagten Produzenten abfallen. Schön, dass es in dieser musikalischen Gesellschaft noch Produzenten gibt, die einen feuchten Kehricht auf die angesagten Trends geben und ihr eigenes Ding machen. Noch schöner ist es, wenn diese Beatbastler dann noch hochkarätige Rapper für sich gewinnen können und deren Ideen zu einer durchweg überzeugenden Rapscheibe abrunden.

Da Beatminerz stehen eigentlich für traditionellen Eastcoast-Rap. Ein Markenzeichen, das sie sich etwa mit Beats für Smiff-N-Wessun, Black Moon oder die Flipmode Squad selbst aufgelegt haben. Das mittlerweile zweite Album des Produzententeams beweist, dass sich die Jungs aber beim besten Willen nicht auf eine Richtung reduzieren lassen.

Schon das Debüt "Brace 4 Impak", das 2001 auf Rawkus erschien, unterstrich die qualitative Innovationsfreudigkeit. "Fully Loaded W/ Statik" legt dahingehend noch eins drauf und erfreut mit noch mehr Abwechslung. Doch was wären die besten Beats, wenn sie nicht von talentierten Rappern veredelt werden? Gut dass Evil Dee und Mr. Walt beste Kontakte zur Szene pflegen. So haben sie für ihr Projekt große Namen aus dem Underground beider Küsten Amerikas gewinnen können.

Den Westen repräsentieren allen voran die Dilated Peoples mit Jurassic 5s Charlie 2Na auf dem Track "It Ain't Enough". Ein treibender Beat, zwei perfekt gesetzte Samples und die Rapfertigkeiten mehrerer Großmeister des Fachs - fertig ist ein solides Kopfnickstück, das ohne Probleme auch auf das vor kurzem veröffentlichte Likwit Junkies-Album gepasst hätte. Außerdem stellt die leider weitgehend unbekannte Westcoast-Rapperin Mystic ihr unbestreitbares Talent auf "Pull Your Cards" zur Schau.

Die Heimatküste der Beatminerz bekommt nachvollziehbarerweise weitaus längere Spielzeit. Stören tut das angesichts von Namen KRS-One, The Last Emperor, Wordsworth oder J-Live natürlich rein gar nicht. Der Teacher eröffnet mit "Let'z Go" so stark, wie man es von der Legende gewohnt ist. Perfekt passend, pumpt das Instrumental mit reichlich Old School-Anleihen durch die Boxen. The Last Emperor schneidern die Beatminerz einen Reggae-Beat auf den Leib, den Last Emp schamlos für seine Mafiafantasien missbraucht - großes Rap-Tennis. Die geringe Bekanntheit von Mystic hatte ich bereits bedauert. Gleiches gilt auch für eine Vertreterin der Ostküste: Jean Grae. Einmal mehr begeistern ihre Rapskills, denen der gesetzte Beat genügend Freiraum der Entfaltung lässt.

Das stete Kopfnicken, das "Fully Loaded W/ Statik" dem kollektiven Genick abverlangt, unterbrechen lediglich zwei Beiträge, bei denen sich die Beatminerz auf deutlich ruhigeren Tönen ausleben. "Woman Lady" ist eine etwas farblose R'n'B-Nummer, die der Auftritt des unbekannten David Banks aber in den Schatten stellt. "That'z Y!" groovt und bringt alle Voraussetzungen mit, die den Sänger und die Beatminerz in die Charts bringen könnten. Ob dahingehend bei den Beatminerz Interesse vorhanden ist, vermag ich nicht zu sagen. Aber eine fünfstellige Summe würden die Jungs für einen ihrer Beats sicher nicht ablehnen.

Trackliste

  1. 1. Are U Ready/Turn It Up! (Intro)
  2. 2. Let'z Go
  3. 3. It Aint Enough
  4. 4. O!
  5. 5. Live From Master Control, Pt. 2
  6. 6. Woman Lady
  7. 7. Hip Hop (Tha Essence)
  8. 8. Feedback
  9. 9. Mafia Don
  10. 10. U..Me.. All Ov Us!
  11. 11. Check 1, 2
  12. 12. Pull Your Card
  13. 13. That'z Y!
  14. 14. Came 2 Do
  15. 15. Turn It Up! (Outro)

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