laut.de-Kritik
Im Kern zu sehr Showman, um verwundbar zu klingen.
Review von Yannik GölzDer Vorwurf der Eindimensionalität ist für DaBaby kein taufrischer. So schnell sein polternder, urkomischer Stil mit Nummern wie "Suge" und "Bop" die Welt im Sturm erobert haben mag, so schnell droht diese seiner wieder überdrüssig zu werden. Seit "Kirk" ihn als Hip Hop-Schwergewicht zementierte, muss er sich gegen Vergleiche mit den Migos erwehren, die sich dank immensem monotonen Output ebenfalls viel Wohlwollen im Mainstream verspielt haben. "Blame It On Baby" reagiert bizarr auf diese Situation: Noch ein Album, das dritte in knapp einem Jahr. Und es ist nicht gerade eine Kursverbesserung.
Grundsätzlich muss man DaBaby zugute halten, dass er versucht, seinen auf "Kirk" fast monolithisch immergleichen Flow zu variieren. Auf mehr als einem Song versucht er sich an melodischeren Pattern, ab und zu blitzt sogar ein Beatwechsel auf. Zusätzlich ersetzt hier Produzent DJ K.i.d den zuvor omnipräsenten JetsonMadeIt bei vielen Beats. Dennoch entwickelt sich nichts als vielversprechend.
Beispiel "Sad Shit": Der Song klingt so unmotiviert wie sein Titel. Die Formel, dass ein tougher Junge einen Autotune-Crooner über seine Ex abliefert, die hat 21 Savage mit "Ball W/o You" auf "I Am > I Was" fast perfekt ausgeführt. Auch, wenn Savage kein Herr des Feinsinne ist, war da doch eine emotionale Ehrlichkeit und das Bedürfnis, sich zu öffnen, zu spüren. DaBaby wirkt zwar emotional ehrlich, ist aber im Kern zu sehr Showman, zu sehr Performer, um wirklich verwundbar zu klingen. Auch, wenn all seine Gefühle genuin sein mögen, die Tatsache, dass er diesen Song schreibt, fühlt sich nicht ganz richtig an.
Einen roten Faden erkennt man indes auf "Blame It On Baby" kaum. Neben besagten melodischen Songs, die alle eher flach fallen, gibt es ein paar, die seinen bisherigen Sound fortsetzen ("Can't Stop", "Lightskin Shit", "Talk About It") - weitere Iterationen von "Suge", die seinen Flagschiff-Track nicht toppen können. Der Rest liefert Features mit derzeit populären Rappern, die alle nur so mittelmäßig viel Synergie mit DaBaby entfalten.
Future, Quavo und A Boogie Wit Da Hoodie tauchen auf, um denkbar uninspiriert ihr Ding zu machen. Weder harmonieren noch interagieren sie sonderlich mit dem Gastgeber. Megan Thee Stallion, die ohnehin durch die XXL Freshman Class 2018 ein gutes Verhältnis zu DaBaby mitbringt, lässt zumindest in "Nasty" eine Verbindung durchscheinen, das durch die aufgenommene Ashanti-Hook sogar ein halbes Konzept verwurstet. Am Ende des Tages rattern beide aber trotzdem nur ihre relativ gleichförmigen Parts herunter.
Effektiv geraten lediglich die Kollabos mit Roddy Ricch und einem hungrigen YoungBoy Never Broke Again. Letzterer ist der einzige, der energetisch so abliefert, dass man es Feature nennen kann. Roddy und Baby machen parallel zueinander ihr Ding auf dem besten Beat der Platte. Baby schafft es hier sogar, seine melodische Seite zu einer verdammt soliden Hook zusammenzudampfen, und es steht - auf einem Gitarren-Beat - der eine Volltreffer der Platte, den Roddy sonst auch alleine gekillt hätte.
Alleine sorgt Baby aber kaum für Highlights. Der Titeltrack gerät noch halbwegs interessant, da er einen schrägen Beatwechsel in einem kurzen Track unterbringt. Der Song wirkt dadurch zwar etwas irritierend, aber zumindest langweilt er nicht. Abgesehen davon bleiben nur noch Tracks übrig, die absolut formelhaft und belanglos das Dababys Gimmick in den Boden rammen. Neue Sounds findet er nur bei anderen, bringt diese aber auch nicht besser.
"Blame It On Baby" vertraut wohl zu sehr auf das Selbstläuferpotential seines Protagonisten. Statt eines Albums bekommt man eine Singlekollektion, die nicht gerade subtil nach dem nächsten Hit fischt und dafür eine Menge mittelmäßige Beats und uninspirierte Featuregäste aufbietet. Auch wenn der ein oder andere Track hängen bleibt, DaBabys Masche ist im Begriff, sich abzunutzen.
1 Kommentar
Plattencover ist eine einzige Aufforderung
"Schlag mir in die Fresse!!"
zum Glück wird der Dreck ja nur gestreamt....