Porträt

laut.de-Biographie

Dalis Car

Den Begriff Elefantenhochzeit verwendet das Showbiz nahezu inflationär. Bei Dalis Car hingegen ist er wirklich einmal angebracht. Das 1984 ins Leben gerufene Bandprojekt ist eine Fusion der personifizierten 80er Götter Bauhaus und Japan.

Dalis Car - InGladAloneness Aktuelles Album
Dalis Car InGladAloneness
Ein würdiger Abschiedsgruß an Mick Karn.

Bereits vor dem ersten Zusammentreffen verlassen Bassist Mick Karn und Frontman Peter Murphy ihre angestammten Kapellen. Getrieben vom Hunger nach neuen musikalischen Ufern und künstlerischer Weiterentwicklung. Beides scheint in den Mutterbands nach allerhand Querelen nicht mehr möglich.

Was bei vielen Musikern nicht selten als quälender Selbstfindungstrip auf eher mediokrem Niveau endet, entpuppt sich für die beiden Aussteiger als wahrer Glücksfall. Karn erweist sich mehr denn je als Koryphäe auf dem frettless Bass. Schon bei Japan zeigt er sein bemerkenswertes Talent am Viersaiter. Doch für das gemeinsame Dali Debüt "The Waking Hour" explodiert er förmlich.

Seine Figuren, Ideen und Melodiebögen stellen ihn locker auf eine brüderliche Stufe mit der ewigen Ikone Jaco Pastorius. Gefälliger danceable Pop war gestern. Das gesamte Fundament legt er dermaßen jazzy und innovativ an. Die Platte hätte ebenso gut Labels wie ECM oder Bluenote zu Gesichte gestanden.

Bei so viel kumpeligem Pushen steht auch der sprühende Postpunk Wizzard Peter nicht abseits. Der Gothfather häutet sich wie eine Schlange. Keine Gruftismen. Dafür eine vokale Glanzleistung zwischen poppiger Unbeschwertheit, freien Elementen und erstmals auch einem Anklang in Richtung Orient. Gegenüber Laut.de wird Murphy diese Phase seines Schaffens als enorm wichtige Initialzündung und Missing Link zwischen Bauhaus und seiner Solokarriere einordnen.

Sogar einen veritabler Hit ("The Judjement Is The Mirror") hat die Scheibe im Gepäck. Und obwohl das experimentelle "The Waking Hour" rein kommerziell betrachtet nicht an die Erfolge der Mutterbands anknüpft, gilt es seither im Feuilleton wie in Jazzkreisen als Juwel und Meisterwerk; seiner Zeit weit voraus. Trotz dieser medialen Lorbeeren: Es dauert hernach mehr als ein Vierteljahrhundert, bis die ungleichen Musikzwillinge einander 2010 wieder treffen und Teil zwei in Angriff nehmen.

Im September des gleichen Jahres treffen sich beide im Studio. Doch die Zeit ist nicht länger auf ihrer Seite. Karn hat kurz davor eine tödliche Krebsdiagnose erhalten. Seine gesamte letzte Kraft steckt er daraufhin in den Arbeitsprozess für das Zweitwerk "InGladAloneness". Beide arbeiten in Rekordgeschwindigkeit. Am 4. Januar 2011 stirbt Mick Karn. Murphy stellt das Album daraufhin allein fertig. Ein erneuter künstfertiger Triumph zweier gereifter Musikerpersönlichkeiten. So vielschichtig wie der Erstling; erweitert um 30 Jahre Erfahrung. Ein würdiger Epitaph für den Bassgott Karn.

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