laut.de-Kritik
Mit Gitarre, Cello und Wohnzimmerfolk für die gute Sache.
Review von Martin LeuteNeben der Musik verbindet diese beiden aus Kentucky stammenden Jungs vor allem die Liebe zur Natur. Als Mitglieder des Projektes I Love Mountains setzen sie sich aktiv gegen die in den Appalachen stattfindende extensive Abtragung des Gebirgsgesteins ein, die, verursacht durch den Kohleabbau, verheerende Folgen für die Natur mit sich bringt.
Nun kollaborieren die beiden Songwriter auch musikalisch und haben mit "Dear Companion" eine akustische Hommage an ihre Heimat eingespielt. Mit Jim James (My Morning Jacket, Monsters Of Folk) als Produzenten und gelegentlichen Instrumentalisten haben sie sich dafür einen Gleichgesinnten ins Boot geholt.
Die Musik des Gitarristen Daniel Martin Moore und des Cellisten Ben Sollee, die sich mit warmen Stimmen die Gesangspflichten teilen, fungiert als Medium, das ganz unplakativ nicht nur auf die Missstände im Umgang mit der Natur aufmerksam macht. Die Welt mag nicht zu retten sein, ein wenig schöner wird sie mit dieser Herzensmusik allemal.
Wider Erwarten hat man es hier mitnichten mit einem trüben, wehklagendem musikalischem Fatalismus zu tun, sondern mit lichten, sparsam instrumentierten, vom Americana inspirierten Kompositionen, die unaufgeregt wie harmonisch zwischen originärem Folk, Country-Einflüssen und Kammerpop pendeln und dem weltlichen Irrsinn sanft lächelnd mit Lieblichkeit trotzen.
Atmosphärisch bewegt sich das Duo im weiten Dunstkreis von Bands wie den Bowerbirds, The Miserable Rich, M. Ward oder Broadcast 2000, während es immer wieder einnehmende Harmoniegesänge ins Spiel bringt, die dezent an die Grand Archives erinnern.
Ihren gutlaunigsten Charme versprühen Moore & Sollee mit dem zweistimmig intonierten und von einem Schlagzeug rhythmisierten Nummern "Something, Somewhere, Sometime" und dem von der Lap Steel umschmeichelten "Needn't Say A Thing". Daneben setzten sie auf die schlichte Gitarrenbegleitung, das dezent, aber variabel gespielte Cello und gefühlvolle Melodien im langsamen Walzertakt ("My Wealth Comes To Me", "Only A Song", "Sweet Marie"). Oder sie huldigen mit dem Banjo dem Bluegrass ("Dear Companion") oder atmen in völlig entspannten Momenten mit der gezupften Akustischen ("Wilson Creek")"Flyrock Blues", It Won't Be Long") den melancholischen Geist James Yorkstons.
Wie das Duo die Schlichtheit mit Ehrlichkeit und Erhabenheit in Einklang bringt, ohne dem Pathos zu verfallen oder den mahnenden Zeigefinger zu erheben, ist äußerst sympathisch und durchweg hörenswert. Wehmut und traumhafte Beschaulichkeit schwingen da zwar immer mit und euphorische Feuerwerke werden anderswo abgebrannt. Aber "Dear Companion" glänzt mit einer Kombination aus nostalgischem Songwriting, Retro-Flair und einer natürlichen Erhabenheit, die bereits durch Bands wie den Fleet Foxes, Iron oder den aktuellen Midlake eine Renaissance erfahren hat.
Dass "Dear Companion" als wunderbares Digipack auf den Markt kommt, bietet ebenso einen zusätzlichen Anreiz wie die Tatsache, dass Teilerlöse der Platte an die Organisation Appalachian Voices gehen, die sich für den Erhalt der heimatlichen Natur stark macht. Letztlich überzeugen Moore & Sollee aber unabhängig von ihrem politischen Ansinnen mit unspektakulär inszeniertem, aber beseeltem Wohnzimmerfolk.
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