laut.de-Kritik
Facetten- und abwechlsungsreicher als das Debüt.
Review von Max BrandlDie Erwartungen nach der erfolgreichen Premiere eines Künstler sind enorm. Auch Daniel Powter bekam diesen Druck zu spüren: Obwohl ihm seine Songtexte nach deren Fertigstellung ein gutes Gefühl gaben, hatte er "keinen blassen Schimmer", was zusammen mit seiner Produzentin Linda Perry musikalisch daraus werden würde. Die Arbeit am Zweitling entpuppten sich dann tatsächlich als eine "kathartische Erfahrung" für den Sänger, der zugibt, während der Zeit im Studio sogar zeitweise in Tränen ausgebrochen zu sein.
Das Ergebnis dieser intensiven Auseinandersetzung mit sich selbst und einer ihn hartnäckig zu Höchstleistungen peitschenden Produzentin hat sich ausgezahlt: "Under The Radar" klingt im Vergleich zum stark pianolastigen Debut facetten- und abwechlsungsreicher, vor allem Gitarrensounds finden sich neuerdings verstärkt, wie man in Tracks wie "Not Coming Back" und "Fly Away" hören kann. "Am I Still The One?" lässt einen vielleicht wirklich kurz stutzen, ob er's denn wirklich noch ist, der Daniel. Denn gar so hämmernde Drums ist man von ihm nicht gewohnt – genausowenig weibliche Gesangs-Unterstützung.
Den nun hellhörig werdenden Fans des Debütalbum sei an dieser Stelle aber eines versichert: Es werden keine gänzlich neuen Saiten aufgezogen. Das Ganze klingt immer noch nach dem adretten Kanadier mit Hut und absolut rund – für einen lange währenden Unterhaltungsfaktor stellenweise womöglich sogar einen Hauch zu rund und perfekt.
Doch Powter machte auch nie einen Hehl daraus, dass er seine Texte gerne in eingängige, schöne und deswegen oft auch einfache Melodien packt. Das Image eines Revoluzzers interessiert ihn nicht – so auch beim zweiten Streich: Keiner der - leider nur - elf Songs brilliert mit inhaltlichem Tiefgang, aber jeder findet ganz ohne anstrengende Umwege ins Gehör und vermittelt: Die Welt ist in Ordnung.
Die Tatsache, dass er seine Songwriter-Finger von sozialkritischen Diskursen und musikalisch vorgetragenen Anklageschriften lässt, sprechen indes nicht gegen ihn. Im Gegenteil: Er schustert eben gerne schöne Pop-Songs, bleibt bei seinem Leisten und liefert dabei gute Qualität ab. Dagegen gibt es nichts einzuwenden. Dagegen, dass er uns nicht wenigstens drei mehr davon spendiert, allerdings schon.
Insgesamt ist "Under The Radar" ein solider, aber etwas knapp geratener Nachfolger, der auf erweitertem musikalischen Terrain erneut Zeugnis von Powters gefühlvollem gesanglichen Talent ablegt.
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