laut.de-Kritik

Schale Schlagergrütze mit der Arglosigkeit einer Christine Lambrecht.

Review von

Daniela Alfinito eröffnet bereits zum fünften Mal in Folge das musikalische Jahr. Bislang katapultierte sie das stets auf den hart umkämpften eisernen Chartsthron. Dabei hat ihre Musik Dorffest-Charakter. Das ist für einen angeheiterten Abend der Ü60-Generation fernab der zynischen, verkrampft hippen Großstadt-Blase völlig in Ordnung. Sich "Frei Und Grenzenlos" allerdings auf CD zu kaufen, um sie in den heimischen vier Wänden abzuspielen, erscheint einigermaßen absurd. Denn selbst in der ideenarmen Schlager-Branche nimmt sie qualitativ einen Platz am unteren Ende ein.

"Was Soll Ich Tun", fragt sie einleitend und entscheidet sich erneut für das altbekannte Repertoire aus abgestandenen Floskeln, die die banale Liebeslyrik so gerade eben zusammenhalten. Ihren allseits bekannten "Löwenmut" verdankt sie einem "Kämpferherz", mit dessen Hilfe sie die "1.000 Hürden" des Lebens meistert. "Ganz federleicht und schwindelfrei" fühlt sie sich trotz der stumpf hämmernden Produktion von "Frei Und Grenzenlos". So wirkt es anfänglich, als verzichte sie auf die ernsten Themen, die sich trotz aller Fadheit auf ihrem letzten Album herauslesen ließen.

"Ich Werd Den Teufel Tun" tritt dann jedoch den Rückzug in ihre "Löwenmut"-Rolle der Betrogenen an. "Ihr Parfum auf deiner Haut und dir hab' ich mal vertraut", rüffelt sie ihren einstigen Weggefährten, ohne es auch nur ansatzweise vorwurfsvoll zu betonen. Zumindest besitzt sie genügend Selbstachtung, um seine Betteleien abzuweisen, ihn zurückzunehmen: "Aus meinem Paradies, da fliegst du raus heut' Nacht." Ihr Vertrauen mag er missbraucht haben, doch sie wünscht dennoch "viel Glück" und wiederholt zur Sicherheit nochmal "Geh Zu Ihr": "Sag ihr, ich geb' dich wieder frei."

Bereits bei der kommenden Begegnung läuft der Deal Gefahr, zu zerbröseln. "Ich war nicht darauf gefasst, dass ich euch hier seh'. Warum tut das so weh?", säuselt sie träumerisch in "Zu Tief Ins Herz" vor sich hin. Es hat beinahe Comedy-Potenzial, die komplette Range menschlicher Emotionen exakt gleich zu verpacken. Das hat sie mit ihren musikalischen wie familiären Vorfahren Amigos gemein. Allerdings gehen die regelrecht unredlich vor, wenn sie "ihre Lenor getränkte Song-Rezeptur" über sensible Themen wie Kindesmissbrauch gießen, wie es Satiriker Peter Rütten so treffend formulierte.

Daniela Alfinitos Gedanken schweifen derweil in intimere Regionen. "Es wär' mal wieder Zeit für dich und mich. Glaub' mir, an Liebe stirbt man wirklich nicht", fordert sie den Auserwählten vergleichsweise direkt auf, sich mit ihr in die Horizontale zu begeben. Zumindest erscheint es unwahrscheinlich, dass sie "Liebe" meint, wenn sie in "Es Wär Mal Wieder Zeit" "den magischen Moment im Augenblick" besingt, der sie "nicht umbringt, aber fast". Der kleine Tod währt nur kurz. Schon endet das überschaubare Intermezzo wieder in "Viel Herz Um Nichts": "Im Bett hab' ich jetzt wieder Platz für mich."

Zum Schluss folgt der obligatorische "Hitmix 2023", der nochmal sechs Songs ihres elften Soloalbums anschneidet. "Was Soll Ich Tun", "Frei Und Grenzenlos", "Hollywood", "Kämpferherz", "Es Wär Mal Wieder Zeit" und "Mein Geheimnis" klingen derart ähnlich, dass die Übergänge kaum auffielen, wenn sie nicht durch deutliche Pausen markiert wären. Ob sich Daniela Alfinito nun ver- oder entliebt, für Mut oder Wut plädiert, stets behauptet sie sich durch die großen Gefühle mit der gleichtönenden Arglosigkeit einer Christine Lambrecht, während im Hintergrund die schale Schlagergrütze rotiert.

Trackliste

  1. 1. Was Soll Ich Tun
  2. 2. Hollywood
  3. 3. Kämpferherz
  4. 4. Frei Und Grenzenlos
  5. 5. Ich Werd Den Teufel Tun
  6. 6. Geh Zu Ihr
  7. 7. Zu Tief Ins Herz
  8. 8. Und Schon Morgen
  9. 9. Mein Geheimnis
  10. 10. Ich Tanze Jetzt Aus Meiner Haut
  11. 11. Seelenschwestern
  12. 12. Es Wär Mal Wieder Zeit
  13. 13. Viel Herz Um Nichts
  14. 14. Willst Du Dir Das Antun
  15. 15. Hitmix 2023

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Daniela Alfinito

"Ich singe über Themen, die aus dem Leben gegriffen sind. Ich singe Texte, die man verstehen sollte." Als Tochter von Bernd Ulrich und Nichte von Karl-Heinz …

16 Kommentare mit 126 Antworten

  • Vor einem Jahr

    Ihr habt lang genug gewartet, dass ein userscript erscheint, dass laut.de von nervigen Wieseln befreit:
    https://greasyfork.org/de/scripts/457982-w…

    • Vor einem Jahr

      Schön, dass du die Zeit, die dir dein Wohlstand verschafft, sinnvoll nutzt :lol:

    • Vor einem Jahr

      Wiesel sind schlaue und flinke Tiere, da hilft auch kein primitives Scripting :)

    • Vor einem Jahr

      "Du musst eine Erweiterung wie Tampermonkey, Greasemonkey oder Violentmonkey installieren, um dieses Skript zu installieren."

      *verängstigte Affenlaute*

    • Vor einem Jahr

      Äh, natürlich freuen wir uns,
      das ist gar keine Frage, freuen wir uns,
      und die Reaktion war völlig richtig,
      ein äh, sich normal verhaltendes Wiesel
      auf laut.de zu haben, äh, ja das ist gar net zum Lachen! Äh, und das Wiesel im Normalfall, ich muss mich ja auch, äh,
      CAPSLOCKFTW hat sich natürlich hier, äh, intensiv, äh, mit so genannten Experten ausgetauscht und austauschen, äh, müssen. Nun haben wir, das normal verhaltende Wiesel lebt im Untergehölz, geht niemals raus und reißt vielleicht ein bis zwеi gelungene Sprüche pro Jahr. Äh, wir haben dann einеn Unterschied zwischen dem normal sich verhaltenden Wiesel, dem Schadwiesel und dem äh Problemwiesel.

      Und, äh, es ist ganz klar, dass, äh, dieses Wiesel, äh, ein Problemwiesel ist und, äh, es ist im Übrigen auch, äh, im Grunde genommen, äh, durchaus, äh, ein gewisses Glück gewesen, es hat irgendwann nachts praktisch diese Abstimmung zerrrissen und, äh, Gott sei Dank war da auf laut.de, äh, war, also jedenfalls ist das nicht bemerkt worden.
      Auf Grund von, äh, es ist nicht bemerkt worden. Stellen Sie sich mal vor, das war ja mittendrin, stellen sich mal vor, die Leute wären online, wären praktisch jetzt, äh, dem Wiesel praktisch begegnet. Äh, was da hätte passieren können und deswegen, man muss einfach hier sehen, ich habe sehr viel Verständnis für all diejenigen, die jetzt sagen:

      Um Gottes Willen, ähm, äh,
      Das Wiesel und warum muss das gleich jetzt, äh, gelöscht werden bzw. muss eine Abschusserlaubnis gegeben werden, nur: Wenn die Experten sagen, das ist ein absolutes, äh, das ist ein absolutes Problemwiesel, äh,
      da gibt es nur die Lösung, es zu beseitigen, weil einfach die Gefahr so groß ist, dann hat der CAPSLOCKFTW keine andere Möglichkeit als eben so zu handeln, wie er gehandelt hat.

    • Vor einem Jahr

      Dann startet das Wiesel also im Grunde genommen, ohne dass es über die Menüleiste noch auschecken muss - es steigt direkt in den Löschprozess ein - besser sofort als in 10 Minuten seinen Abflug, weil das ja klar ist?

  • Vor einem Jahr

    Himmel, so viele Kommentare für diese Gülle...

  • Vor einem Jahr

    Gute Platte = 3 Kommentare max.
    Scheißplatte (Schlager oder Deutschrap) = 100+ Kommentare