laut.de-Kritik

Melodisch-melancholische Indie-Songs.

Review von

Die Mitglieder der Dead Guitars, Carlo Van Putten, Pete Brough und Ralf Aussem waren schon in den 80ern in deutschen Band wie Twelve Drummers Drumming, 12DD und The Convent musikalisch tätig. Und natürlich sind die Gitarren auf "Airplanes" nicht tot, sie stehen vielmehr im Zentrum dieser melodischen Indie-Songs mit Neigung zur Schwermut, die einen sanften "Wall Of Sound" offenbaren, der aber dem Gesang immer den nötigen Raum lässt. The Church und The Charlatans sind den Dead Guitars ebenso wenig fremd wie Naked Lunch oder The Notwist.

Eine eingängige Basslinie und ein zurückhaltender Schlagzeugbeat eröffnen das getragene "Name of The Sea", ehe weich die Gitarrenbegleitung einsetzt und die Basis bildet, auf der Van Putten seinen klaren, warmen Gesang ausbreitet, der während des Refrains von einer weiblichen Stimme unterstützt wird. Behutsame, elektronische Soundeffekte sorgen im Hintergrund für eine atmosphärische Flächigkeit.

Dicht weben sich die Gitarrenakkorde im flotteren "Feels Alright" aneinander und führen zu einem poppigen, wieder zweistimmig vorgetragenen Refrain. In "Crumble Zone" prägt eine rauer gespielte Akkordfolge die Komposition, ehe der Refrain wieder mit lieblichen Harmonien aufwartet. Ein Hauch von Grunge weht durch den Raum.

Während das ruhige, emotionale "Airplane" den Verlust thematisiert, zieht "Sweet Revenge" das Tempo wieder an und überrascht mit einem dunklen Basslauf, der von dem tröstlichen Gesang kontrastiert wird und mit einem hübschen Synthesizer-Intermezzo. "I can't believe it's true/ I lost my faith in you" singt Van Putten, und die Melancholie, die hier suggeriert wird, zieht sich durch alle Songs.

Beeindruckend inszenieren die Gitarren in "Crash" eine berührende Dramaturgie, die sich zunehmend verdichtet. "Shine" mutet mit dem kühlen Bassspiel und dem monotonen Gesang zuerst verstörend an, dann setzen die aufbegehrenden Gitarren ein, gegen die Van Putten schließlich einige Oktaven höher verzweifelt anzusingen versucht.

Bei "Should I" handelt es sich um eine ergreifende, nur mit der gezupften Gitarre und leisen Soundeffekten vorgetragene Ballade. Ähnlich sentimental klingt das Album mit "The Great Escape" aus, dessen süße Melodramatik mit einem düsteren Gitarrenriff abgefangen wird.

"Airplane" bezieht seinen Reiz aus der Tatsache, dass hier Kinder der 80er am Werk sind, die ihren Wave-Einflüssen und der Tendenz zu melodieverliebten Refrains eine wehmütige Indie-Ästhetik überstülpen. Das Ergebnis sind zehn Songs, die komplex und detailliert arrangiert und hervorragend instrumentiert sind und zwischen Melancholie und Hoffnung pendeln.

Dass es sich dabei tatsächlich um die Auferstehung des authentischen Indiepop handelt, wie der Presseinfo zu entnehmen ist, kann man aber dennoch nur augenzwinkernd zur Kenntnis nehmen.

Trackliste

  1. 1. Name Of The Sea
  2. 2. Feels Alright
  3. 3. Crumble Zone
  4. 4. Airplanes
  5. 5. Sweet Revenge
  6. 6. Crash
  7. 7. Shine
  8. 8. This Was A Year
  9. 9. Should I
  10. 10. The Great Escape

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LAUT.DE-PORTRÄT Dead Guitars

Es sind illustre und routinierte Jungs, die sich da zusammengefunden haben, um eine Gitarrenband ins Leben zu rufen und ihr ausgerechnet den Namen Dead …

1 Kommentar

  • Vor 17 Jahren

    Leider wird in allen reviews zum debutalbum der dead guitars nicht erwähnt, dass Ralf Aussem zwischen 1991 und 1996 fünf Alben mit SUN gemacht hat.

    Zu den DEAD GUITARS: einfach klasse, besonders live - ein MUSS für jeden eighties waverock fan(the sound, the chameleons, the church und so...): melancholisch-melodischer waviger Rock/Pop, filigran aufgebaute, ausdrucksstarke und stimmungsvolle songs -
    - höchste empfehlungsstufe!