laut.de-Kritik
So führt man die lieben Kleinen an Lautstärke heran!
Review von Dani FrommMusik für Kinder bedeutet für erwachsene Ohren in aller Regel die nackte Qual. Der Li-La-Launebär hat keine Sendung mehr, statt dessen zertrampelt eine Stampede von Giraffenaffen die letzten Reste des ohnehin schon strapazierten Nervenkostüms. Man könnte glatt auf die Idee kommen, es sei unmöglich, für die in höchstem Maße jugendliche Zielgruppe zu produzieren, ohne darüber die Erwachsenen zu malträtieren.
Nö, sagen dazu in unregelmäßigen Abständen Deine Freunde, das geht ganz leicht. Ihr Rezept wirkt so lächerlich einfach, dass man schlicht nicht fassen kann, warum es nicht mehr Nachahmer findet. Die Hamburger machen kein Geheimnis aus ihrer Strategie: "Kinder brauchen eine Band, die sie ernst nimmt und ihr ganzes Herz in die Mucke legt." Dann klappts auch mit den Kinderlosen. Eltern sollten dem Trio vor Dankbarkeit ohnehin Hände und Füße abküssen.
Getreu dem Prinzip "'n bisschen Beat und Bass haben noch keinem geschadet" muten Deine Freunde ihrem Publikum satt pumpenden Hip Hop-Bumms zu und "führen ... ein bisschen an Lautstärke heran". Dazu noch eingängige, poppige Hooklines zum Mitsingen, ein bisschen Schweiß und 'ne hübsche Frisur: Viel mehr braucht eine taugliche Platte schon fast nicht.
Halt, doch: Inhalte schaden, so sie denn etwas taugen, fast noch weniger als Beat und Bass. Deine Freunde verlegen sich erneut auf Erfahrungswelten, zu denen auch schon Vor- und Grundschüler Zugang finden, in denen sich aber auch manch älteres Semester problemlos wiedererkennt.
"Die Besten, Gemeinsten Eltern Der Welt" hat irgendwie schließlich jeder von uns. Statt der "Hausaufgaben" vertagen wir, "schieb, schieb", eben den eigentlich dringenden Auftrag bis hart an die allerletzte Deadline und noch ein bisschen darüber hinaus, um dann gepflegt in Panik zu verfallen. So richtig vergessen, wie verheißungsvoll sich die Aussicht auf "Lange Ferien" anfühlt, oder wie klein und allein man sich vorkommt, wenn einen das "Heimweh" packt, haben wir, wenn wir ehrlich sind, doch alle nicht.
Jeder ringt mit dem "Schweinehund", in jedem steckt ein "Unschuldslamm", und wer sich nicht, mit welcher Methode auch immer, wenigstens dann und wann in den Geisteszustand des "Dummi Mit Dem Flummi" versetzt (Prädikat: besonders dumm!), der kann einem eigentlich nur leid tun. Das einigermaßen verzweifelte Schlaflied zum Schluss gehört aber eher den Eltern: "Ich bin so müde. Warum nicht du?"
An "Schatz" mit bratzbassigem Disco-Beat docken Kinder und Erwachsene zwar von entgegengesetzten Seiten an: Die einen wollen Aufmerksamkeit, die anderen sich in Ruhe unterhalten. Deine Freunde sind aber für alle da, nehmen alle Parteien gleichermaßen für voll und sprechen zu den Jüngeren nicht belehrend und herablassend, sondern voller Herzenswärme und Verständnis. In diesem Ton erzählen sie auch von der Zeit, "Als Ich So Alt War" und es unter anderem noch Festnetztelefone gab. Mit Wählscheiben, verrückt!
"Jeder kann dir irgendwas erklären, aber ganz egal, wie schlau: Wirklich alles weiß keiner so genau." Eine Weisheit, die mancher Klugscheißer gern verinnerlichen darf. Ansonsten brechen Deine Freunde Lanzen für Tagträumerei ("Träum Weiter"), fürs ab und an Ausflippen ("180") - und Florian Sump, ehedem Drummer von Echt, teilt seine Passion für sein Haudrauf-Gerät in seinem "Schlagzeuglied" so mitreißend mit der Welt, dass Geigen, Oboen und Fagotte, obwohl allesamt schöne Instrumente, einen recht schweren Stand bekommen dürften.
Ein bisschen Funk bringt Arne Diedrichson per Bass mit. Keyboard- und Synthieklänge schwelgen im Pop. "180" klingt dann versehentlich schon fast nach Donna Summer. Mit der Akustischen alleine braucht Kai Fischer da gar nicht anzutreten: "Nimm' mal lieber 'nen fetten Beat von Pauli!"
Letzten Endes läuft es aber auch bei Album Nummer drei wieder auf genau einen Punkt hinaus: "Wir sind kein clever ausgedachtes Produkt, das von seinen Fans nichts hält." Sondern das exakte Gegenteil: "Wir sind genau, wie wir sein wollen", und deswegen "die coolste Kinderband der Welt".
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