laut.de-Kritik

Zwischen Melancholie und Tanzbarkeit.

Review von

Delilah Holliday bildet mit ihrer Schwester Ursula das Riot Grrrl-Duo Skinny Girl Diet. Solo schlägt die Londoner Sängerin und Gitarristin dagegen Soul-, R'n'B-, Downtempo-, Elektronik- und Clubtöne an. Nun hat sie zwei EPs zu einem Mixtape namens "Invaluable Vol. 1 & 2" verknüpft, gemeinsam produziert mit Raphael Ninot. Thematisch geht es um Sozialkritik und Fragen nach dem Sinn.

Schon in "Steel Charmed" kommt mit verschlafenen Vocals und Elektronik sowie gelegentlichen Streichern und trippigen Downtempotunes eine nächtliche Grundstimmung auf. Die zieht sich wie ein roter Faden durch die beiden EPs. Danach stehen in "Burn Money", das im wütenden Refrain ein gewisses Punk-Flair verbreitet, geradlinige Sounds im Vordergrund, ebenso wie in "Silent Streets", das von einer markanten Synthline und aufputschendem Gesang lebt.

"Everything I Ever Wanted" beginnt zunächst mit verhallten Pianoklängen und R'n'B-Vocals recht melancholisch, wartet in der zweiten Hälfte jedoch mit kraftvollen Trip Hop-Beats auf. Nach der kurzen Spoken Word-Überleitung "Looking Over My Shoulder" schlägt "Heaven's Waiting Room" mit säuselndem Gesang und entrückter Electronica wieder ruhigere Töne an.

In "Hesitate", das die zweite EP einleitet, kippt die Stimme zu traurigen Piano- und Streichersounds ins Brüchige und Verletzliche, wenn Delilah über ihre Zweifel singt. Ganz anders dann "Liquid Pearl", das als kraftvolle Clubnummer daherkommt. Im dazugehörigen Video präsentiert sich die Britin als moderne Johanna von Orleans.

In "1000 Transformations" schweben die psychedelische Elektronik und der Gesang dagegen vor sich hin. Um Transformationen kreist auch "Travelled", wenn es zu hellen Streichern mit verfremdeter Stimme heißt: "I travelled myself." Dazwischen befindet sich mit "Drugs, Again?" ein Stück, das zu Beginn an die Psychedelic von "1000 Transformations" anknüpft, in der zweiten Hälfte allerdings mit überdrehten Rave-Sounds fast schon ins Hyperaktive abgleitet. In "Long Time Coming" wildert Delilah noch in UK Bass-Gefilden, bevor sich "On My Own Wave" mit warmen Vocals, hymnischer Elektronik und markanten Downtempotönen als tröstlicher und versöhnlicher Abschluss erweist.

Letzten Endes beweist Delilah Holliday, dass sie über eine eigenständige künstlerische Vision und eine große stilistische Bandbreite verfügt. Dennoch wäre es für die Stringenz sicher förderlich gewesen, hätte sie sich auf ein, zwei Stile begrenzt bzw. diese weiter ausgebaut. Denn "Invaluable Vol. 1 & 2" klingt trotz einer gewissen durchgängigen Grundstimmung eher nach einer Songsammlung denn aus einem Guss. Das enorme künstlerische Potential, das nur darauf wartet, weiter ausgeschöpft zu werden, hört man dennoch deutlich heraus.

Trackliste

  1. 1. Steel Charmed
  2. 2. Burn Money
  3. 3. Silent Streets
  4. 4. Everything I Ever Wanted
  5. 5. Looking Over My Shoulder
  6. 6. Heaven's Waiting Room
  7. 7. Hesitate
  8. 8. Liquid Pearl
  9. 9. 1000 Transformations
  10. 10. Drugs, Again?
  11. 11. Travelled
  12. 12. Long Time Coming
  13. 13. On My Own Wave

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